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hat knapp die Hälfte aller staatlich anerkannten<br />

Hochschulen Deutschlands ihre Gleichstellungskonzepte<br />

in der ersten und zweiten Begutachtungsrunde<br />

eingereicht.“ (BMBF 2009)<br />

Ein weiteres Beispiel für monetäre Anreize zur<br />

Förderung der Gleichstellung stellt die Durchführung<br />

eines Wettbewerbs und Auslobung<br />

eines Preises für die „Geschlechtergerechte<br />

Hochschule“ seitens des Ministeriums für Innovation,<br />

Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />

(MIWFT) des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

dar, die erstmalig im Jahr 2009 erfolgte. Dabei<br />

wurden zwei Preise für die besten Gleichstellungskonzepte<br />

an einer Universität und einer<br />

Fachhochschule in NRW ausgeschrieben, die<br />

mit je 100 000 Euro dotiert waren. Das Preisgeld<br />

sollte der gleichstellungspolitischen Arbeit<br />

an der Hochschule zugute kommen. Ziel dieses<br />

Wettbewerbs mit anschließender Vergabe des<br />

Preises war es, „einen Anreiz zur Qualitätssteigerung<br />

durch Geschlechtergerechtigkeit“<br />

(MIWFT 2009: 1) zu schaffen. „In diesem Wettbewerb<br />

bekommen die Hochschulen Gelegenheit,<br />

ihre bisherigen Leistungen in der Gleichstellungsarbeit<br />

herauszustellen und öffentlich<br />

sichtbar zu machen. Darüber hinaus dient der<br />

Preis dazu, diese Arbeit weiter fortzuführen und<br />

auszubauen.“ (MIWFT 2009: 1)<br />

Auszeichnungen für ein herausragendes Gleichstellungskonzept<br />

oder andere Leistungen in<br />

der Gleichstellungsarbeit fördern zwar die<br />

Akzeptanz für die Geschlechtergerechtigkeit<br />

bei den verschiedenen hochschulischen Akteuren.<br />

Im Zuge von Gender Mainstreaming<br />

sind hochschulische Führungskräfte nämlich<br />

unter Rückgriff auf die normative Begründung<br />

der Geschlechtergerechtigkeit aufgefordert, die<br />

Herstellung und Durchsetzung der Gleichstellung<br />

in ihr Handeln zu integrieren und für die<br />

Verwirklichung dieses Ziels Verantwortung zu<br />

übernehmen. Dennoch messen sie der Gleichstellung<br />

im organisationalen Management<br />

keineswegs zwangsläufig besondere Bedeutung<br />

bei (vgl. Kahlert 2010), wie eigene Forschungen<br />

zur Bedeutung der Gleichstellung im hochschulischen<br />

Organisationsentwicklungsprozess<br />

zeigen. Zum Teil befürchten sie sogar, dass die<br />

Förderung von Frauen und die Durchsetzung<br />

von Gleichstellung zu einem Qualitätsverlust<br />

der jeweiligen Hochschule und der Forschung<br />

beitragen. ‚Feminisierung‘, soll heißen: egalitärere<br />

Verhältnisse zwischen den Geschlechtern,<br />

wird demzufolge als Bedrohung der wissenschaftlichen<br />

Qualität und damit als Schwächung<br />

im institutionellen Wettbewerb bewertet<br />

(vgl. Kahlert 2007). Hierin drückt sich wesentlich<br />

die Angst aus, dass Frauen Professorinnen<br />

werden könnten, weil sie Frauen sind und nicht,<br />

weil sie exzellente Wissenschaftlerinnen sind.<br />

Offensichtlich ist die Vorstellung von exzellenter<br />

Wissenschaft immer noch eng mit einer<br />

bestimmten Form von Männlichkeit verbunden,<br />

nämlich der hegemonialen Männlichkeit.<br />

Hingegen finden alternative Männlichkeiten<br />

und Weiblichkeit im akademischen Wettbewerb<br />

bestenfalls marginalisierte Plätze vor.<br />

Deutlich wird an den bisherigen Ausführungen,<br />

dass sich die Gleichstellungspolitik angesichts<br />

des sich verstärkenden institutionellen Wettbewerbs<br />

um Exzellenz neu positionieren und<br />

konturieren muss. Sie ist aufgefordert, neue<br />

Strategien zu entwickeln, die passfähig zu<br />

unternehmerischen Prinzipien, Instrumenten<br />

VORTRÄGE<br />

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