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3. Geschlechterverhältnisse in<br />
unternehmerischen Hochschulen –<br />
Gleichstellung(spolitiken) als Wettbewerbsfaktor?<br />
Auch unternehmerische Hochschulen haben<br />
Partizipationsdefizite von Frauen in der Wissenschaft,<br />
und es ist keineswegs abschließend<br />
ausgemacht, ob sich die Ökonomisierung<br />
positiv oder negativ auf Gleichstellungsanliegen<br />
auswirkt. Auch unter Marktbedingungen<br />
geschieht die Herstellung und Durchsetzung der<br />
Gleichstellung der Geschlechter in Hochschule<br />
und Forschung nicht von allein. Maßnahmen<br />
zur Erhöhung der Partizipation von Frauen in<br />
der Wissenschaft, insbesondere in Spitzenpositionen,<br />
und zur Herstellung und Durchsetzung<br />
der Gleichstellung der Geschlechter in Hochschule<br />
und Forschung entwickeln sich zum Teil<br />
eng verknüpft mit, zum Teil aber auch weitgehend<br />
autonom von Reformen, die auf unternehmerische<br />
Veränderungen von Hochschule und<br />
Forschung zielen. Ob und inwiefern Gleichstellung<br />
als Wettbewerbsfaktor betrachtet wird, ist<br />
abhängig von der Bedeutung, die die jeweiligen<br />
wissenschaftspolitischen und wissenschaftlichen<br />
Akteure der Partizipation von Frauen in akademischen<br />
Spitzenpositionen beimessen, und wie<br />
sie diese strategisch legitimieren.<br />
So ist Gleichstellung zunächst einmal ein auf<br />
Demokratisierung zielendes Anliegen und dient<br />
dazu, ein vorhandenes Partizipations- und<br />
Gerechtigkeitsdefizit abzubauen. Zunehmend<br />
findet sich aber auch eine ökonomisch ausgerichtete<br />
Argumentation, die darauf zielt, verstärkt<br />
das ‚weibliche Potenzial‘ in der und für<br />
die Wissenschaft zu nutzen. Gender wird darin<br />
zur Ressource, die es zu gewinnen und entwickeln<br />
gilt, wobei „Gender“ hier mit „Frauen“<br />
gleichgesetzt wird. Die Erhöhung der Beteiligung<br />
von Frauen in Hochschule und Forschung wird<br />
in diesem Begründungskontext als wesentlich<br />
für die Stärkung von Vielfalt und damit von<br />
Innovation(smöglichkeiten) präsentiert. Wesentliche<br />
Impulse erhielt diese Argumentation durch<br />
die gewachsene Aufmerksamkeit für die demographischen<br />
Veränderungen. Zum Teil gehen<br />
ökonomische Argumente auch Hand in Hand mit<br />
Argumenten, die auf Demokratisierung zielen.<br />
Die wissenschaftspolitischen Akteure entfalten<br />
unter dem mit der Globalisierung verbundenen<br />
Wettbewerbsdruck einige bemerkenswerte Aktivitäten<br />
und rahmen, nicht zuletzt angestoßen<br />
durch die Kritik internationaler Gutachterinnen<br />
und Gutachter für die Exzellenzinitiative, die<br />
Ökonomisierung mit Bekenntnissen zur Gleichstellung:<br />
Zeitgleich zur Föderalismusreform und<br />
Suspendierung des bundeseinheitlichen Hochschulrahmengesetzes<br />
im Jahr 2006 initiierte<br />
der Wissenschaftsrat die „Offensive für Chancengleichheit<br />
von Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern“ (vgl. Wissenschaftsrat 2007b),<br />
auch „Gender-Allianz“ genannt, und legte im<br />
Jahr 2007 nach 1998 erneut „Empfehlungen zur<br />
Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern“ vor (vgl. Wissenschaftsrat<br />
1998, 2007a). Im Zuge dessen entwickelte die<br />
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) „Forschungsorientierte<br />
Gleichstellungsstandards“<br />
als Leitlinie für das Handeln ihrer Mitgliedseinrichtungen.<br />
Diese Aktivitäten können sich als<br />
wirkmächtige Interventionen in Wissenschaft<br />
und Forschung erweisen, die das organisationale<br />
Gleichstellungsgeschehen befördern, sofern die<br />
VORTRÄGE<br />
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