Download - Gesis
Download - Gesis
Download - Gesis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ort das Engagement der Lehrenden, der Forschenden,<br />
der Leitenden des Managements, und<br />
diese Akteurinnen und Akteure haben klassischerweise<br />
eine andere Handlungslogik als<br />
die Gleichstellungsbeauftragte. Damit sie sich<br />
überhaupt vorstellen können auf diesen Feldern<br />
aktiv zu werden, brauchen sie auch so etwas<br />
wie ein Gleichstellungsmandat; sie brauchen<br />
eine Ergänzung ihres Profils um einen Gleichstellungsauftrag,<br />
und ich denke, das ist der<br />
Punkt, an dem wir gerade sind.<br />
MÜLLER: Es ist alles in allem ein außerordentlich<br />
langer und mühseliger Weg. Es gibt keine<br />
schnellen Erfolge. Würde es sie an einer anderen<br />
Universität geben, wäre ich wirklich sehr irritiert.<br />
Es geht um die Veränderung von kulturellen<br />
Gepflogenheiten, ja Alltagsgepflogenheiten, und<br />
das ist bekanntlicherweise das Schwierigste im<br />
Leben überhaupt, dagegen sind politische Veränderungen<br />
relativ leicht zu erzielen. […] Wenn<br />
man mich vor zehn, zwölf Jahren gefragt hätte,<br />
wie weit wir im Jahre 2010 an der Universität<br />
Bremen sind, dann hätte ich einen höheren<br />
Prozentsatz an Professorinnen und Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen angegeben. Heute beträgt<br />
der Professorinnen-Anteil 24 % und der Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen 37 %.<br />
SACKSOFSKY: Ich beschäftige mich mit Quoten<br />
und Gleichstellungspolitik jetzt seit 25 Jahren<br />
und hätte mir auch nicht träumen lassen,<br />
wo wir heute stehen. Ich dachte damals schon,<br />
es wird ein langer Prozess sein, aber dass er<br />
so lang ist, hatte ich mir nicht vorgestellt. […]<br />
Die Zeit der plakativen Diskriminierungen<br />
liegt weitgehend hinter uns. Aus der Forschung<br />
wissen wir aber, dass in der Gegenwart indirekte<br />
Strukturen und Ausgrenzungsmechanismen<br />
wirken. Diese zu bekämpfen ist ungleich<br />
schwieriger und die eigentliche Rechtfertigung<br />
für Gleichstellungspolitik. […] Was mir Sorgen<br />
macht, ist, dass sich nach meiner Beobachtung<br />
jetzt sehr viel der Rechtfertigung auf die Zukunft<br />
richtet […], man will Frauenförderung aus<br />
Effizienzsteigerungsgründen oder zur Ausschöpfung<br />
des Exzellenzpotenzials, und das Wort<br />
Gerechtigkeit kommt gar nicht mehr vor. Das<br />
irritiert mich, und zwar weil ich glaube, dass<br />
Gleichstellungspolitik nicht getragen werden<br />
kann, wenn das Gerechtigkeitsthema nicht mit<br />
angesprochen wird.<br />
34