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man arbeiten und wie nicht? Welche Erkenntnisse<br />

haben Priorität? u. s. w. Der epistemische<br />

Lebensraum hat aber auch eine räumliche Dimension:<br />

Es geht um die materielle Umgebung<br />

und die durch sie bestimmten Möglichkeiten<br />

und Beschränkungen (z. B. Zugang zu Ressourcen),<br />

aber auch um die implizite Geographie, in<br />

der man sich verortet. Diese Geographie erlaubt<br />

sowohl eine Verortung der Forschungsfrage im<br />

Zentrum oder an der Peripherie des Feldes als<br />

auch des institutionellen Rahmens (arbeite ich<br />

an einer renommierten Institution oder befindet<br />

sich mein Arbeitsplatz eher an der Peripherie).<br />

All dies sind wesentliche Aspekte, die mehr<br />

oder weniger Freiraum schaffen. Aber epistemische<br />

Lebensräume haben auch eine zeitliche<br />

Struktur: Es geht um Tempo, Lebensrhythmus,<br />

Produktionszyklen, Zeithorizonte und vieles<br />

mehr. Sie sind sozial strukturiert, ermöglichen<br />

und fördern also bestimmte Formen des Zusammenseins<br />

und der Kooperation, während sie andere<br />

erschweren, und machen so fest, welchen<br />

Platz individuelle Entscheidungen gegenüber<br />

kollektiven Ausrichtungen haben. Schließlich<br />

gibt es eine Fülle von symbolischen Ordnungen<br />

und Leitwerten, wie Exzellenz, Audit, Mobilität,<br />

Rankings, die diesen Lebensraum mehr oder<br />

weniger wohnlich gestalten.<br />

Spurensuche: Über die vielfältigen und<br />

unsichtbaren Geschlechterordnungen in der<br />

Wissenschaft<br />

im Wissenschaftsbetrieb Geschlechterordnungen<br />

hergestellt werden bzw. zum Tragen kommen.<br />

Es geht also darum, die bisweilen unsichtbaren,<br />

in die sozialen, kognitiven und institutionellen<br />

Strukturen der Wissenschaft eingewobenen<br />

Geschlechterordnungen herauszuarbeiten. Es<br />

gilt aufzuzeigen, dass „leiser Ausschluss“ durch<br />

eine Vielzahl von scheinbar „neutralen“ Praktiken<br />

vollzogen wird, dass durch sie bestimmte<br />

Geschlechterordnungen immer wieder performiert<br />

werden. Geschlecht wird, wie bereits eingangs<br />

erwähnt, in diesem Sinne nicht als eine<br />

fixe Kategorie angesehen, sondern wird erst in<br />

einem kontinuierlichen Prozess der Rekonfiguration<br />

immer wieder aufs Neue hergestellt.<br />

Der Frage der Geschlechterbeziehungen in der<br />

Wissenschaft nachzugehen, bedeutet dann, den<br />

Assemblagen von Momenten, an denen Geschlechterordnungen<br />

performiert werden, mehr<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Sensibilisierung<br />

für den „leisen Ausschluss“ scheint<br />

auch deshalb wichtig, weil viele ForscherInnen,<br />

auch wenn sie selbst davon betroffen sind,<br />

diese Ausschlüsse nicht benennen und oft sogar<br />

negieren.<br />

Ich möchte nun beispielhaft drei Kontexte<br />

skizzieren, in denen bei genauerer Betrachtung<br />

Ordnungen und deren potenziell ausschließende<br />

Wirkung für Frauen sichtbar werden.<br />

Audit-Strukturen<br />

VORTRÄGE<br />

Ausgehend von diesen konzeptuellen Überlegungen<br />

möchte ich mich kurz auf eine Art von<br />

Spurensuche machen und überlegen, wie an<br />

sehr unterschiedlichen Stellen und Momenten<br />

Der erste Kontext verweist auf die verstärkte<br />

Implementierung von sogenannten Audit-<br />

Strukturen auf unterschiedlichen Ebenen des<br />

Wissenschaftssystems, als Teil einer größeren<br />

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