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und Maßnahmen sind. Damit verändert sich<br />
die Gleichstellungspolitik. Mit diesen Veränderungen<br />
beschäftigt sich der nächste Abschnitt.<br />
4. Differenzierung und Diversifizierung von<br />
Gleichstellungspolitiken im Zuge der Ökonomisierung<br />
In meinem dritten Argumentationsschritt<br />
möchte ich nun eine Einschätzung zu Stand<br />
und Perspektiven der Gleichstellungspolitiken<br />
im Zuge der Ökonomisierung versuchen und<br />
dabei auf die Differenzierungs- und Diversifizierungsprozesse<br />
in diesem Politikfeld näher<br />
eingehen. Hier zeichnen sich einige Veränderungen<br />
ab, die im Zusammenhang mit dem<br />
organisationalen Wandel zu unternehmerischen<br />
Hochschulen stehen und die den Wettbewerb in<br />
das gleichstellungspolitische Feld hineintragen.<br />
Längst haben wir es mit einem Wettbewerb der<br />
gleichstellungspolitischen Konzepte zu tun, an<br />
dem so unterschiedliche Strategien wie traditionelle<br />
Frauenförderung, Gender Mainstreaming,<br />
Diversity, Förderung von Doppel-Karriere-Paaren<br />
und Familienförderung partizipieren.<br />
In ihren Anfängen in den 1980er Jahren zielte<br />
die Gleichstellungspolitik in Wissenschaft und<br />
Forschung vor allem auf die Frauenförderung.<br />
Sie legitimiert sich durch den demokratischen<br />
Grundwert der Gleichheit, abgeschwächt als<br />
Chancengleichheit, die mittels einer spezifischen<br />
für Frauen parteilichen Politik hergestellt<br />
und durchgesetzt werden soll. Es kam<br />
zu gleichstellungspolitischen Institutionalisierungen<br />
und rechtlichen Entwicklungen (zum<br />
Beispiel Einrichtung von Gleichstellungsstellen<br />
in Universitäten, Aufnahme der Förderung der<br />
Chancengleichheit in das Hochschulrahmengesetz).<br />
Bund-Länder-Programme zur Förderung<br />
der Hochschulen (Hochschulsonderprogramme<br />
I, II und III, Hochschulentwicklungsprogramm,<br />
Hochschul- und Wissenschaftsprogramm)<br />
enthielten jeweils auch Gleichstellungsinitiativen,<br />
zunächst personenbezogen, ab den 1990er<br />
Jahren auch strukturbezogen; sie wurden durch<br />
nationale Programmatiken beispielsweise der<br />
Hochschulrektorenkonferenz und des Wissenschaftsrats<br />
begleitet.<br />
Frischen Wind in die stockende Umsetzung von<br />
Gleichstellungsaktivitäten sollte Gender Mainstreaming<br />
bringen, das mit dem Amsterdamer<br />
Vertrag 1997 auch für Wissenschaft und Forschung<br />
als Leitprinzip der Gleichstellungspolitik<br />
in Kraft gesetzt wurde. Gender Mainstreaming<br />
ist nicht nur stärker auf den Interessenausgleich<br />
zwischen den Geschlechtern ausgerichtet,<br />
sondern gilt auch als passfähiger, weil ‚schlanker‘,<br />
zur unternehmerischen Hochschule als die<br />
herkömmliche Frauenförderpolitik, die eigene<br />
Strukturen braucht(e). Gender Mainstreaming<br />
zielt auf die Orientierung am bisher unausgeschöpften,<br />
in der Wissenschaft vor allem<br />
weiblichen Potenzial und will diese ‚Differenz‘<br />
für ökonomische Zwecke erschließen (vgl. z B.<br />
Bendl 2004: 56, 64), getreu dem Motto, dass<br />
Vielfalt die Produktivität steigert. Das macht<br />
Chancengleichheit und Gender Mainstreaming<br />
aber noch nicht per se zu einer neoliberalen<br />
Politikstrategie im Sinne von lean equality<br />
(vgl. Kahlert 2005). Es zeigt jedoch, dass<br />
Chancengleichheit und Gender Mainstreaming<br />
anschlussfähig an entsprechende Argumentationen<br />
sind.<br />
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