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Frau in der politischen Programmatik scheint<br />
jedenfalls allzu häufig die Thematisierung der<br />
Differenz als Ungleichheit und Ungerechtigkeit<br />
zu verschwinden. Inwieweit und in welchen<br />
Formen diese Entwicklung Auswirkungen auf<br />
das organisationspolitische Handeln in Hochschule<br />
und Forschung hat, ist jedoch bisher<br />
kaum analysiert.<br />
5. Fakten und Fassaden der Gleichstellungspolitiken<br />
– ein Fazit<br />
Zum Abschluss möchte ich die aktuellen<br />
gleichstellungspolitischen Herausforderungen<br />
unter wettbewerblichen Bedingungen nochmals<br />
bündeln. Ein zentrales Argument meiner<br />
Ausführungen war, dass der politisch geforderte<br />
und geförderte institutionelle Wettbewerb die<br />
Gleichstellungspolitik zugleich stärken und<br />
schwächen kann. Die Stärkung liegt zweifelsohne<br />
darin, dass Gleichstellung insbesondere<br />
im Zuge der Exzellenzinitiative zu einem<br />
Wettbewerbsfaktor geworden ist. Diese Position<br />
findet sich zumindest recht einhellig in wissenschaftspolitischen<br />
Verlautbarungen. Sie kann<br />
auch strategisch für die Be-Förderung von<br />
Gleichstellungsanliegen genutzt werden, insbesondere<br />
dann, wenn normative Begründungen<br />
nicht zu greifen scheinen. Im organisationalen<br />
Alltag in Hochschule und Forschung hat sich<br />
die Sichtweise, dass Gleichstellung ein ernst<br />
zu nehmender Wettbewerbsfaktor ist bzw. sein<br />
kann, bisher jedoch nur partiell durchgesetzt.<br />
Hier findet sich neben einer weit verbreiteten<br />
Gleichgültigkeit gegenüber gleichstellungsbezogenen<br />
Fragen durchaus und offen artikuliert<br />
auch die Angst, dass (mehr) Gleichstellung<br />
‚schädlich‘, weil qualitätsmindernd für Forschung<br />
und Lehre sein kann und so zu einem<br />
Hemmschuh für den institutionellen Wettbewerb<br />
wird.<br />
Der Wettbewerb geht zudem mit Differenzierungs-<br />
und Diversifizierungsprozessen von<br />
Gleichstellungspolitiken einher. Neben die<br />
Förderung der Gleichheit und Gerechtigkeit der<br />
Geschlechter ist die Förderung der Diversität<br />
getreten. Die Herstellung und Durchsetzung einer<br />
allgemeinen (Chancen-)Gleichheit ist zweifelsohne<br />
überfällig. Zugleich aber kann diese<br />
Forderung in Konflikt mit der Forderung nach<br />
(Chancen-)Gleichheit der Geschlechter geraten.<br />
Diese Entwicklung gilt es kritisch zu begleiten<br />
und mit Konzeptvorschlägen anzureichern, wie<br />
das eine vorangebracht werden kann, ohne dem<br />
anderen weniger Bedeutung beizumessen.<br />
Ungebrochen notwendig ist nach wie vor eine<br />
Gleichstellungsoffensive seitens wissenschaftspolitischer<br />
Eliten, die Fokus auf das Geschlecht<br />
legt und damit mehr und anderes meint als Familienförderung<br />
und die Förderung der Vereinbarkeit<br />
von Studium/Wissenschaft und Familie.<br />
Diese Offensive ist durch die Entwicklung von<br />
Strategien zur gleichstellungsorientierten Veränderung<br />
wissenschaftlicher Organisationen zu<br />
unterstützen. Begleitend bedarf es weiterhin der<br />
Grundlagenforschung zu Geschlechterverhältnissen<br />
und Gleichstellungspolitiken in Wissenschaft<br />
und Forschung und der fortlaufenden Evaluation<br />
von Gleichstellungsstrategien und -maßnahmen.<br />
Auf diese Agenda gehört schließlich auch die<br />
politische Förderung der und Forschung zur weiteren<br />
Implementierung der Gender-Forschung –<br />
für die Qualität der Wissenschaft.<br />
VORTRÄGE<br />
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