Primäre Hepatozyten nach 6 Tagen im 3D Kollagen-Sandwich-Kultur-System, gefärbt mit dem lysosomalen Marker Lamp1 (grün), Tight Junction Marker ZO1 (rot, lässt die Gallenkanälchen erkennen) und mit einem Marker des Zellkerns (blau). Bildanalyse und die Entwicklung neuer Therapien Die moderne Mikroskopie bietet einen neuen Weg zur Gewinnung funktioneller Informationen aus Bildern. Störungen, verursacht durch genetische Mutationen, Chemikalien oder pathogene Keime (Viren, Bakterien), können unter Ausnutzung der verfügbaren multidimensionalen Daten untersucht werden. Aufgrund der quantitativen Daten können wir mathematische Modelle zur Beschreibung der beobachteten Prozesse erzeugen. Im Hochdurchsatz bietet diese Technologie die Möglichkeit, die Komplexität zellulärer Netzwerke zu erforschen und zwischen möglichen mathematischen Modellen zu unterscheiden. Die quantitative Bildanalyse kann Inno- Abbildung 1: 3D-Rekonstruktion eines Leberschnittes Die Zellen wurden mit 4 Farben markiert: Zellkerne - blau (DAPI), Actinfilamente - grün (Phalloidin), apikale Zellmembran (Gallenkanälchen) - gelb (CD3), Endosome - rot (EEA1). In den Einsatzfenstern sind zu sehen 1) eine höhere Vergrößerung der Zellen und Organellen und 2) die Bildanalyse der Fluoreszenzsignale mit Darstellung der ursprünglichen Intensität des Actinfilamentmarkers (grün) und des Endosommarkers (EEA1, rot). <strong>Das</strong> blaue Netz zeigt die Approximation der Markerverteilung auf den Endosomen, erstellt mit einem Satz von Basisfunktionen. Grafik: mit freundlicher Genehmigung von Hidenori Nonaka, VLN 10 Forschung <strong>Das</strong> Potenzial von Bildanalysen für die <strong>Systembiologie</strong> www.systembiologie.de
vationen bei der Entwicklung von Arzneimitteln einbringen, weil es damit nicht nur möglich ist, die Eigenschaften neuer bioaktiver Wirkstoffe prädiktiv zu erfassen, sondern auch deren mögliche Nebenwirkungen auf Zell- oder Organebene zu beurteilen. Dies ist besonders wichtig im Zusammenhang mit Leberentgiftung und stellt somit ein wichtiges Ziel des Kompetenznetzwerkes VLN mit hoher Relevanz für die pharmazeutische Industrie dar. Steckbrief Forschungsprojekt: <strong>Das</strong> Kompetenznetz „Die Virtuelle Leber“ (Virtual Liver Network) ist eine nationale Initiative, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird. Zum Netzwerk Virtuelle Leber gehören siebzig Forschungsgruppen, die über ganz Deutschland verteilt sind. Zur Unterstützung der eigenen Arbeiten baut das Netzwerk Verbindungen zu anderen Forschungsgruppen und internationalen Initiativen auf. Die Virtuelle Leber strebt ein dynamisches Modell an, das Physiologie, Morphologie und Funktion der menschlichen Leber zwar nicht vollständig nachbildet, jedoch modellhaft abbildet. Dabei werden quantitative Daten aus allen Organisationsstufen der Leber in das Modell integriert. Programmdirektor ist Adriano Henney. www.virtual-liver.de Internet-Homepage der Arbeitsgruppe: http://www.mpi-cbg.de/research/research-groups/marinozerial.html Del Conte-Zerial, P., Brusch, L., Rink, J.C., Collinet, C., Kalaidzidis, Y., Zerial, M., and Deutsch, A. (2008). Membrane identity and GTPase cascades regulated by toggle and cut-out switches. Mol. Syst. Biol. 4, 206. Ohya, T., Miaczynska, M., Coskun, U., Lommer, B., Runge, A., Drechsel, D., Kalaidzidis, Y., and Zerial, M. (2009) Reconstitution of Rab- and SNARE-dependent membrane fusion by synthetic endosomes. Nature 459, 1091-7. Rink, J., Ghigo, E., Kalaidzidis, Y., and Zerial, M. (2005) Rab conversion as a mechanism of progression from early to late endosomes. Cell 122(5), 735-49. Schenck, A., Goto-Silva, L., Collinet, C., Rhinn, M., Giner, A., Habermann, B., Brand, M., and Zerial, M. (2008) The Endosomal Protein Appl1 Mediates Akt Substrate Specificity and Cell Survival in Vertebrate Development. Cell 133, 486-97. Kontakt: Prof. Dr. Marino Zerial Geschäftsführender Direktor zerial@mpi-cbg.de Max-Planck-Institut für Mokulare Zellbiologie und Genetik Dresden Dr. Yannis Kalaidzidis kalaidzi@mpi-cbg.de Max-Planck-Institut für Mokulare Zellbiologie und Genetik Dresden Referenzen: Collinet, C., Stöter, M., Bradshaw, C.R., Samusik, N., Rink, J.C., Kenski, D., Habermann, B., Buchholz, F., Henschel, R., Mueller, M.S., Nagel, W.E., Fava, E., Kalaidzidis, Y., and Zerial, M. (2010) System Survey of Endocytosis by Functional Genomics and Quantitative Multi-Parametric Image Analysis. Nature 464 (7286), 243-9. www.systembiologie.de Forschung <strong>Das</strong> Potenzial von Bildanalysen für die <strong>Systembiologie</strong> 11