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Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie

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Abbildung 3: Lokalisierung der polar lokalisierten Proteine PIN1 (grün) und PIN2 (rot) in mechanisch gekrümmten Arabidopsis-Wurzeln (A). Durch die Umordnung<br />

der PIN-Proteine kommt es zu einem mikroskopisch nachweisbaren Stau des Hormons Auxin, der mithilfe eines rosa gefärbten Auxinreporters in transgenen<br />

Linien, die das Konstrukt PIN1::PIN1- GFP, pDR5rev::3XVenus-N7 enthalten, nachgewiesen werden kann (Copyright: PNAS).<br />

Proteinen sowie die zeitliche und räumliche Skalierbarkeit<br />

einzelner Reaktionsschritte über viele Zellen mit meist schnellem<br />

Informationsaustausch aus. Schnappschüsse wie die hier<br />

beschriebene Reaktion auf mechanische Reize geben einen ersten<br />

Einblick in das komplexe Reaktionsgeschehen, bilden aber<br />

die Signalvorgänge nur unvollständig ab. Einzig dynamische,<br />

bildgebende Verfahren können eine nahezu ungestörte Beobachtung<br />

und Analyse von Lebensprozessen in einzelnen Zellen<br />

leisten. Innovative optische Verfahren sind daher notwendig,<br />

um komplexe Lebensprozesse und Reaktionskaskaden besser<br />

verstehen zu können. Die enge Verbindung von Molekularbiologie<br />

und optischer Gerätetechnologie ermöglichte es uns,<br />

neue Verfahren zu entwickeln und in eine innovative Lichtmikroskopie-Plattform<br />

zu integrieren. Diese „4D Analyzer“<br />

genannte automatisierte Mikroskop-Plattform kombiniert die<br />

räumlich (3D) und zeitlich (+1D) aufgelöste Bildaufnahme mit<br />

automatisierter intelligenter Bildauswertung. Im Vordergrund<br />

steht die vollautomatische Durchführung von Experimenten<br />

mit lebenden Zellen in Echtzeit, mit höchster Aufnahmegeschwindigkeit<br />

bei minimierter Probenschädigung und einem<br />

Abbildung 4: Visualisierung der Zellkerne in der<br />

Spitze der Arabidopsis-Wurzel<br />

maximalen Probendurchsatz für ein breites Spektrum von<br />

Anwendungen, die bisher mehrere Messstände erforderlich<br />

machten. <strong>Das</strong> integrierte Design ermöglicht Umschalten zwischen<br />

verschiedenen Anwendungen wie FRET, FRAP, strukturierter<br />

Beleuchtung, TIRF und Weitfeld-Fluoreszenz innerhalb<br />

von Millisekunden und kombiniert diese mit Online-Analysen<br />

und Schnittstellen für die Bild-Nachbearbeitung und Visualisierung<br />

von mehrdimensionalen Datensätzen. Die resultierende,<br />

bis dahin unerreichte Leistung des voll automatisierten<br />

Systems ermöglicht die Erfassung und Visualisierung zellulärer<br />

Strukturen und Funktionen in Echtzeit und die räumliche 3D<br />

Visualisierung von Molekülen in den Signalkaskaden, in die sie<br />

involviert sind. Nach Abarbeitung komplexer Messprotokolle<br />

an einer Vielzahl von Stellen in der Probe ist es möglich, mit<br />

hoher Reproduzierbarkeit wieder an beliebige Punkte in der<br />

Probe zurückzukehren und dadurch an vielen Stellen parallele<br />

Langzeitbeobachtungen durchzuführen. 3D- und 4D-Mustererkennungsalgorithmen<br />

in Verbindung mit selbstlernenden<br />

Strategien für intelligente Segmentation ermöglichen eine<br />

statistisch untermauerte, quantitative Analyse von Datensätzen<br />

(Schulz et al., 2006). Dies führte zur Entwicklung eines<br />

intrinsischen Koordinatensystems der Arabidopsis-Wurzel und<br />

ermöglicht den direkten quantitativen Vergleich der Zellen<br />

verschiedener Wurzeln (Schmidt, Pasternak et al., 2011; in Vorbereitung<br />

– Abb. 4).<br />

Copyright Springer-Verlag<br />

Bei der Konzeption der „4D Analyzer“-Plattform achteten wir<br />

darauf, die Probenbelastung durch das Beobachtungslicht in jeder<br />

Phase der Messungen minimal zu halten. Nur so konnten wir<br />

sicherstellen, dass keine Artefakte beobachtet werden und dass<br />

die Proben auch bei Langzeitbeobachtungen in einem möglichst<br />

nativen Zustand verbleiben. In diesem Zusammenhang gilt es jedoch<br />

eine Art „biologische Unschärferelation“ zu beachten: jede<br />

Beobachtung eines biologischen Systems stellt eine Beeinträchtigung<br />

dieses Systems dar, und diese Beeinträchtigung nimmt mit<br />

zunehmender Messgenauigkeit und mit zunehmender Zeitauflösung<br />

zu. Beispielsweise ergibt zwar eine konfokale Messung,<br />

d.h. die Ausleuchtung eines kleinen Ausschnitts der Probe durch<br />

einen wandernden Lichtpunkt, eine bessere 3D-Auflösung als<br />

78 Forschung Auf den Spuren des Pflanzenwachstums www.systembiologie.de

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