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Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie

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Protein, das eigentlich das Überleben fördert, die Autophagie<br />

unterdrückt. Noch komplizierter wird das Ganze durch die Beobachtung,<br />

dass die pro-apoptotische BH3-only Proteine als Reaktion<br />

auf zelluläre Todessignale Mitochondrien zur Degradation via<br />

Autophagie vorsehen (Hamacher-Brady et al., 2007).<br />

Die hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie bildet den Schlüssel<br />

unser Forschungen. Durch die Kopplung fluoreszierender Proteine<br />

wie dem grün fluoreszierenden Protein (GFP) an Schlüsselproteine<br />

können subzelluläre Ereignisse, darunter Protein-Protein-Interaktionen,<br />

Abbauprozesse, Translokationen und Organellbewegungen,<br />

nicht nur beobachtet, sondern sogar quantifiziert werden. Dies ist<br />

vor allem deswegen wichtig, da viele bisherige Studien von Molekülen<br />

und Signalwegen des programmierten Zelltods bisher auf<br />

einer kleinen Anzahl von Schnappschuss-Bildern basierten. Häufig<br />

geben diese keine reale Repräsentation dieser hoch komplexen<br />

Prozesse wieder – in Analogie könnte man versuchen, das Ende<br />

des Kinofilms „Inception“ auf Grundlage einiger weniger dunkler<br />

Bilder einer Handykamera vorherzusagen.<br />

Obwohl wir wahrscheinlich den Wissensmangel über grundlegende<br />

Mechanismen nie ganz überwinden können, suchen wir<br />

doch nach einem tieferen Verständnis der inneren Struktur<br />

der Zelle. Dazu verlassen wir uns auf exakte, zeitlich aufgelöste<br />

Bildgebung. Wir inspizieren subzelluläre Ereignisse, die durch<br />

spezifische (und eher unspezifische) Perturbationen ausgelöst<br />

werden. Dadurch decken wir die Regeln des programmierten<br />

Zelltods auf. Überraschenderweise erfahren wir immer wieder,<br />

dass die beobachteten Antworten nie aus einem einfachen AN<br />

oder AUS bestehen. Es ist sogar davon auszugehen, dass solche<br />

binären Antworten in Säugerzellen gar nicht vorkommen – wenn<br />

man denn genau genug hinschaut. Eine zelluläre Antwort ist<br />

immer durch Heterogenität bestimmt – sei es in einer Population<br />

von Zellen, aber auch von Organellen oder Proteinen. Eine weitere<br />

wichtige Entdeckung für uns ist, dass wir durch quantitative<br />

Bildgebung schnell mit Informationen gesättigt werden, die nur<br />

durch Zuhilfenahme der mathematischen Modellierung bewältigt<br />

werden können. Experimentell können wir einzelne Regeln<br />

bestimmen, das mathematische Modell stellt aber das Mittel zur<br />

Erfassung und zum Verständnis des gesamten Regelwerks des<br />

programmierten Zelltods bereit. Mit dieser Kombination aus Experiment<br />

und Theorie hoffen wir, einen Beitrag zur Entwicklung<br />

eines rationelleren Designs von therapeutischen Strategien zur<br />

Optimierung des programmierten Zelltods zu leisten.<br />

Steckbrief Forschungsprojekt:<br />

Die Nachwuchsgruppe „Translationale <strong>Systembiologie</strong>“ wird durch<br />

Dr. Nathan R. Brady geleitet. Die Gruppe ist Teil des Deutschen<br />

Krebsforschungszentrums und der Medizinischen Fakultät der<br />

Universität Heidelberg (Abteilung Prof. Büchler) und Mitglied in der<br />

Helmholtz-Allianz <strong>Systembiologie</strong>. Angesiedelt ist die Gruppe am<br />

<strong>Systembiologie</strong>zentrum BioQuant der Universität Heidelberg.<br />

Literatur:<br />

Brady, N.R., Hamacher-Brady, A., Yuan, H., and Gottlieb, R.A.<br />

(2007). The autophagic response to nutrient deprivation in the<br />

hl-1 cardiac myocyte is modulated by Bcl-2 and sarco/endoplasmic<br />

reticulum calcium stores. The FEBS journal 274, 3184-3197.<br />

Hamacher-Brady, A., Brady, N.R., Logue, S.E., Sayen, M.R., Jinno,<br />

M., Kirshenbaum, L.A., Gottlieb, R.A., and Gustafsson, A.B. (2007).<br />

Response to myocardial ischemia/reperfusion injury involves<br />

Bnip3 and autophagy. Cell Death Differ 14, 146-157.<br />

Hamacher-Brady, A., Stein, H.A., Turschner, S., Toegel, I., Mora, R.,<br />

Jennewein, N., Efferth, T., Eils, R., and Brady, N.R. (2011). Artesunate<br />

Activates Mitochondrial Apoptosis in Breast Cancer Cells via<br />

Iron-catalyzed Lysosomal Reactive Oxygen Species Production. J<br />

Biol Chem 286, 6587-6601.<br />

Hundeshagen, P., Hamacher-Brady, A., Eils, R., and Brady, N.R.<br />

(2011). Concurrent detection of autolysosome formation and lysosomal<br />

degradation by flow cytometry in a high-content screen for<br />

inducers of autophagy. BMC Biology accepted.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Nathan R. Brady<br />

Nachwuchsgruppe Translationale <strong>Systembiologie</strong> (B170)<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum, Medizinische Fakultät und<br />

BioQuant-Zentrum der Universität Heidelberg<br />

n.brady@dkfz.de<br />

www.dkfz.de/en/systembiologie-zelltod-mechanismen<br />

www.systembiologie.de Forschung Die Entscheidung zwischen Leben und Tod verstehene 15

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