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Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie

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das nikon imaging center<br />

der universität heidelberg<br />

Kollaboration zwischen Forschung und Industrie<br />

im Bereich der modernen Lichtmikroskopie<br />

von Peter Bankhead und Ulrike Engel<br />

In der Lichtmikroskopie hat in den letzten 25 Jahren<br />

eine atemberaubende Entwicklung stattgefunden, so<br />

dass moderne Forschungsmikroskope nur noch wenig<br />

Ähnlichkeiten zu den Mikroskopen aufweisen, die<br />

jedermann aus dem Biologieunterricht kennt. So verwenden<br />

zum Beispiel die konfokalen Lasermikroskope<br />

einen gebündelten Laserstrahl, um lebende Zellen<br />

abzutasten. Am Computer entsteht dann aus dieser<br />

Information innerhalb weniger Sekunden ein vollständiges,<br />

dreidimensionales Bild. Diese heutzutage<br />

in der Forschung am häufigsten genutzten Mikroskope,<br />

wie auch die verwandten Spinning-Disk-Konfokal-<br />

Mikroskope, werden komplett computergesteuert,<br />

um Optik, Laser, Blenden und Detektoren zu synchronisieren<br />

(Abb. 1). Meist reicht dem Forscher lediglich<br />

ein kurzer Blick durch das Okular bevor er<br />

sich dem Computermonitor zuwendet. Um diese<br />

Technologien den Forschern auf dem Campus breit<br />

zugänglich machen zu können, wurde vor fünf Jahren<br />

das Nikon Imaging Center (NIC) der Universität<br />

Heidelberg (NIC@Uni-HD) gegründet.<br />

Fadenwurms Caenorhabditis elegans grün leuchten ließ , wurde in der<br />

Zeitschrift Science von Martin Chalfie’s Labor 1998 veröffentlicht<br />

(Duggan et al., 1998). Dank der darauffolgenden Entwicklungen gibt<br />

es heutzutage Fluoreszenzproteine in den Farben gelb, orange,<br />

rot und infrarot (Shaner et al., 2007). Der Nobelpreis für Chemie<br />

wurde 2008 an Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Y.<br />

Tsien (Ehrensprecher der ICSB 2011, siehe auch Seite 99 ) für<br />

die Identifizierung dieser fluoreszierenden Proteine und deren<br />

Weiterentwicklung für die Verwendung in der biologischen Forschung<br />

verliehen. Die Möglichkeit, Lebendzellbeobachtungen<br />

durchzuführen, verdanken wir dieser Entdeckung genauso wie<br />

der technischen Weiterentwicklung der Lichtmikroskope. In dem<br />

sie genetische Information (DNS) in Zellen einschleusen, können<br />

Wissenschaftler durch den Gebrauch dieser Farbpalette zelluläre<br />

Bestandteile im Mikroskop sichtbar machen. Die fluoreszierenden<br />

Proteine sind wie leuchtende Markierungen, die durch das entsprechende<br />

Experiment des Biologen einen einzelnen Bestandteil<br />

der Zelle hervorheben. Die Fluoreszenz wird durch das Einstrahlen<br />

energiereicheren Lichts in der Probe ausgelöst: grüne Fluoreszenz<br />

wird durch blaues Licht hervorgerufen, rote Fluoreszenz<br />

entsprechend durch grünes Licht.<br />

Fluoreszenzmarkierung macht Zellbestandteile<br />

sichtbar<br />

Sämtliche Mikroskope im NIC@Uni-HD basieren auf der Darstellung<br />

von Fluoreszenz. Da die Bestandteile von Tierzellen natürlicherweise<br />

nicht fluoreszieren, färben Forscher jene Bereiche,<br />

die sie erforschen wollen, mit Fluoreszenzfarbstoffen an. Da sich<br />

nur wenige Farbstoffe in lebende Zellen einschleusen lassen,<br />

sind Wissenschaftler auf Fluoreszenzfarbstoffe angewiesen, die<br />

von der Zelle selbst produziert werden. Obwohl die meisten<br />

Tierzellen keine fluoreszierenden Bestandteile besitzen, gibt<br />

es ein paar wenige Ausnahmen wie die lumineszierende Qualle<br />

Aequoria victoria. Wir verwenden als Fluoreszenzmarkierung ein<br />

bestimmtes Protein dieser Qualle namens „grün fluoreszierendes<br />

Protein“ (GFP, green fluorescent protein). <strong>Das</strong> erste bahnbrechende<br />

biologische Experiment, in welchem GFP die Nervenzellen des<br />

In derart markierten Zellen können Forscher Bilderserien auf<br />

unterschiedlichen Fokusebenen über die Zeit aufnehmen. So<br />

entstehen vielfarbige, dreidimensionale Filme, die zeigen, wie<br />

dynamische Prozesse innerhalb der Zelle ablaufen. In Abbildung<br />

2 ist eine grün markierte Zelle zu sehen, die eine kleinere rotmarkierte<br />

Hefezelle verschlingt. Dieses Bild wurde mit einem<br />

konfokalen Lasermikroskop in verschiedenen Fokusebenen über<br />

eine gewisse Zeit aufgenommen. <strong>Das</strong> Instrument hat sozusagen<br />

die Zelle immer wieder in viele „optische Schnitte“ zerlegt,<br />

ohne das Präparat tatsächlich zu zerschneiden. Mithilfe eines<br />

Computerprogramms werden die vertikalen Schnitte (Abb. 2B)<br />

oder beliebige Schnittebenen (Abb. 2C) zusammengesetzt. Dadurch<br />

kann klar bestimmt werden, ob die Hefezelle wirklich von<br />

der anderen Zelle einverleibt wurde oder sich lediglich einige<br />

Mikrometer hinter der anderen Zelle versteckt hat.<br />

68<br />

Forschung <strong>Das</strong> Nikon Imaging Center der Universität Heidelberg<br />

www.systembiologie.de

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