Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie
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Abbildung 2b: Funktionelle Aktivierung bei vorgestellten Handlungen.<br />
– und schließlich (iii) Outputs – die (indirekt) gemessene Hirnaktivität.<br />
<strong>Das</strong> Modell besitzt eine neuronale und eine hämodynamische<br />
(den Blutfluss betreffende) Ebene. Entscheidend für das<br />
Verständnis funktioneller Integration ist die neuronale Ebene,<br />
in der die Aktivität jeder Region durch eine Statusvariable z i<br />
(t)<br />
repräsentiert wird. Diese repräsentiert dabei keinen direkten<br />
physiologischen Zustand des Gehirns, sondern dient als Gesamtmaß<br />
für die Aktivität des repräsentierten Areals. Die Netzwerkdynamik<br />
wird durch die Interaktionen zwischen Regionen sowie<br />
die experimentellen Einflüssen bestimmt. Letztere können dabei<br />
das System beeinflussen, indem sie direkt Aktivität in einem Areal<br />
hervorrufen. Andererseits können sie auch die Interaktionen<br />
zwischen Regionen modulieren. Im Rahmen von DCM wird die<br />
Dynamik des Systems als Funktion der neuronalen Zustände (also<br />
des momentanen Statusvektors z), der modellierten Einflüsse u<br />
und der Interaktionen zwischen den Regionen abgebildet (Abb. 1).<br />
<strong>Das</strong> neuronale Modell wird dann mit dem hämodynamischen<br />
Vorwärtsmodell gekoppelt, welches den Zusammenhang<br />
zwischen neuronaler Aktivität und Messwerten beschreibt.<br />
Die Validität eines Systemmodells wie DCM hängt natürlich<br />
von seinen Annahmen ab, wobei es in der Praxis nur schwer<br />
möglich ist, eine Verbindung zwischen zwei Regionen oder<br />
deren Modulation definitiv anzunehmen oder auszuschließen.<br />
Vielmehr sind in der Regel mehrere neurobiologisch plausible<br />
Modelle möglich, die Alternativhypothesen über die Struktur<br />
und Dynamik des untersuchten Netzwerkes darstellen. Über<br />
den in DCM verwendeten Ansatz können dabei nicht nur die<br />
Parameter des Modells, sondern dessen eigene a posteriori<br />
Wahrscheinlichkeit geschätzt werden. Dies erlaubt es, jenes<br />
Model zu identifizieren, welches den besten Kompromiss zwischen<br />
Genauigkeit und Komplexität darstellt und so zwischen<br />
alternativen Hypothesen zu entscheiden.<br />
Abbildung 3: Systemmodell der Handbewegung<br />
<strong>Das</strong> DCM verdeutlich die hohe Bedeutung der hemisphärischen<br />
Spezialisierung sowie der Interaktion zwischen beiden<br />
Gehirnhälften. Die intrinsische Konnektivität ist symmetrisch<br />
organisiert mit jeweils bidirektionalen positiven Kopplungen<br />
(grüne Pfeile) innerhalb jeder Hemisphäre und überwiegend<br />
hemmenden interhemisphärischen Verbindungen (rote Pfeile).<br />
Dieses dynamische Gleichgewicht wird durch Bewegung<br />
nur einer Hand deutlich moduliert. Es kommt dabei zu einer<br />
Zunahme der Konnektivität zwischen allen Arealen der<br />
kontralateralen Gehirnhälfte, während alle Verbindungen zum<br />
primären Motorkortex, der die momentan nicht bewegte Hand<br />
kontrolliert, negativ moduliert werden. Dieses Muster findet sich<br />
spiegelbildlich für beide Hände. Bei gleichzeitiger Bewegung<br />
beider Hände kommt es hingegen zu einer positiven Kopplung,<br />
also einer Interaktion zwischen den Gehirnhälften.<br />
Bild: Simon B. Eickhoff<br />
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Forschung Interaktionen zwischen Hirnarealen bestimmen, was wir tun<br />
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