Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie
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mikroskopie auf<br />
höchstem level<br />
<strong>Das</strong> Life Imaging Center (LIC) im Zentrum für Biosystemanalyse<br />
(ZBSA) der Universität Freiburg<br />
von Roland Nitschke<br />
Die Lichtmikroskopie entwickelte sich in den letzten 25<br />
Jahren durch den Einsatz neuer Beleuchtungs- und<br />
Detektionsverfahren und den sich daraus ergebenden<br />
experimentellen Möglichkeiten zu einer der<br />
wichtigsten Methoden in den Lebenswissenschaften.<br />
Die heutigen optischen Technologien erlauben,<br />
oft unter Verwendung von Markierungen mit fluoreszierenden<br />
Proteinen, ungeahnte Einblicke in biologische<br />
Details und Mechanismen. Der Ablauf vieler<br />
biologischer Vorgänge konnte durch die räumlich<br />
und zeitlich hochaufgelöste Bildaufzeichnung erstmals<br />
erfasst werden und wurde durch nachfolgende<br />
Analyse in einigen Fällen auch mathematisch modelliert.<br />
Die Aufklärung und das Verständnis auch<br />
komplexer Signalverschaltungen konnte so deutlich<br />
verbessert werden.<br />
Problematisch beim Einsatz der neuen optischen Technologien<br />
sind der dafür nötige technische Aufwand und die Komplexität<br />
ihrer Anwendung und der Auswertung des Bildmaterials. Nur gut<br />
ausgebildete und betreute Wissenschaftler können das Potential<br />
voll nutzen, deshalb werden die Techniken manchmal sowohl unter-<br />
als auch überschätzt oder wegen der Komplexität nicht berücksichtigt.<br />
Nicht immer ist vorhersehbar, welche Technik zum<br />
optimalen Ergebnis führen wird. Die Anschaffung von modernen,<br />
spezialisierten Mikroskopen für ein einzelnes Labor ist nur bei<br />
einer längerfristigen Auslastung denkbar und sinnvoll. Daher ist<br />
die Zusammenfassung von Mikroskopietechniken in fach- und<br />
fakultätsübergreifenden „Core Facilities“ angebracht.<br />
<strong>Das</strong> Life Imaging Center (LIC) in Freiburg wurde 2001 von Roland<br />
Nitschke und Wolfgang Driever als Einrichtung des Sonderforschungsbereichs<br />
592 etabliert. 2008 zog das LIC mit anderen zentralen<br />
Einrichtungen für Genomik, Proteomik und Metabolomik<br />
in das Zentrum für Biosystemanalyse (ZBSA), das gemeinsam<br />
vom Rektorat, den Fakultäten der Lebenswissenschaften sowie<br />
der technischen Fakultät getragen wird.<br />
Ausrüstung auf neuestem Stand<br />
Auf 400 m 2 stehen neun konfokale Mikroskope, auch für speziellere<br />
Methoden (2-Photonen, High-Speed, Photomanipulation<br />
und Aktivierung, Spinning Disk, Laserablation, Multi-Position)<br />
und sieben Weitfeld-Mikroskope für Ratio-Imaging, FRET, TIRF<br />
und Langzeit-Aufnahmen zur Verfügung. Ein Computerlabor<br />
mit zwölf Workstations, Bildanalyse- und Visualisierungs-Software,<br />
und weiteren acht Plätzen ermöglicht die Analyse bis zur<br />
Publikationsreife, sowie die Durchführung von internen Schulungen<br />
und Kursen mit Industriepartnern. Am LIC sind neben<br />
dem Leiter derzeit fünf Mitarbeiter (Informatiker und TAs) auf<br />
3,5 Vollzeit-Stellen beschäftigt.<br />
Nutzung, Expertisen und Training<br />
<strong>Das</strong> LIC hat 295 Nutzer aus allen naturwissenschaftlichen Fakultäten.<br />
Es ist auch für Nutzer anderer Universitäten offen, soweit<br />
diese in gemeinsamen Projekten mit Forschungsgruppen aus<br />
Freiburg arbeiten. Die durchschnittliche Auslastung der Geräte<br />
in der Facility liegt bei über 80%. Viele Nutzer des LIC arbeiten<br />
mit lebenden Organismen oder Zellkultursystemen, die in der<br />
Entwicklungsbiologie, der Zellsignalforschung und der <strong>Systembiologie</strong><br />
Verwendung finden. Beispiele hierfür sind Modellorganismen<br />
wie Zebrafisch, Arabidopsis, Drosophila, Xenopus, C. Elegans oder<br />
Maus, verschiedene Pflanzenteile (Wurzel, Blatt, Knospe) sowie<br />
Zellen aus Primär- und Dauerkulturen und Zellclustern (Zysten,<br />
Biopsien, Hirnschnitte). Die meisten Geräte im LIC sind auf Langzeitbeobachtung<br />
von bis zu zehn Tagen (auch Zellkulturen unter<br />
Flussbedingungen) (Abb. 1; Boehlke et al., 2010), großflächige<br />
hochauflösende Bildaufnahmen (Abb. 2; Tay et al., 2011; Emmenlauer<br />
et al., 2009), Objekterkennung und Verfolgung (Lienkamp et<br />
al., 2010), sowie die dafür erforderliche Automatisierung spezialisiert.<br />
Über die BIOSS Toolbox, das Ressourcen und Informations-Zentrum<br />
des Exzellenzclusters BIOSS (EXC 294) stehen den<br />
Nutzern über 150 fluoreszierende Proteine für ihre Experimente<br />
zur Verfügung. Seit 2002 wurden mehr als 285 Nutzer im<br />
einwöchigen Kurs „Advanced Imaging Techniques in Microscopy“<br />
in Theorie und Praxis der High-End Mikroskopie eingeführt.<br />
Die Finanzierung des LIC wird durch die Universität, den SFB 592<br />
74 Forschung Mikroskopie auf höchstem Level www.systembiologie.de