Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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17<br />
Kapitel 2<br />
Einperiodenmodelle zur<br />
Wertpapierbewertung<br />
2.1 Das Modell<br />
In diesem Kapitel betrachten wir ein Einperiodenmodell unter Unsicherheit mit den folgenden<br />
Eigenschaften.<br />
Modellstruktur. Es gibt 2 Zeitpunkte, t = 0 und t = T . Handel von Wertpapieren findet in<br />
t = 0 statt; die Auszahlung der Wertpapiere erfolgt in T . Im Zeitpunkt T sind K Zustände der<br />
Welt mit positiver Wahrscheinlichkeit möglich; diese sind durch die Menge Ω = {ω 1 , . . . , ω K }<br />
beschrieben. Da |Ω| = K < ∞, können wir eine Zufallsvariable X : Ω → R mit einem Vektor<br />
X ∈ R K durch die Festlegung X k := X(ω k ), 1 ≤ k ≤ K, identifizieren; diese Identifikation wird<br />
im folgenden häufig implizit verwendet.<br />
Wertpapiere. Die einzige Möglichkeit Geld von t = 0 nach T zu transferieren, ist der Handel<br />
von Wertpapieren. Es werden N Wertpapiere a 1 , . . . , a N gehandelt. Ein Wertpapier ist<br />
vollständig beschrieben durch seine Auszahlung in den Zuständen ω k ∈ Ω im Zeitpunkt T .<br />
Die Auszahlung des Wertpapiers n in Zustand k wird mit a n (ω k ) bezeichnet. Wir definieren eine<br />
K × N-Matrix D (die Auszahlungsmatrix) durch d kn := a n (ω k ), also<br />
⎛<br />
⎞<br />
a 1 (ω 1 ) · · · a N (ω 1 )<br />
⎜<br />
D = ⎝<br />
.<br />
. ..<br />
⎟<br />
. ⎠ .<br />
a 1 (ω K ) · · · a N (ω K )<br />
Portfolios. In diesem Modell entscheidet ein Investor also zur Zeit t = 0, wieviel er von<br />
welchem Wertpaper kaufen bzw. verkaufen will. Dabei sind sogenannte Leerverkäufe (shortselling)<br />
erlaubt, d.h. ein Marktteilnehmer hat die Möglichkeit in Aktien negative Positionen<br />
zu beziehen. Ebenso kann er beliebig stückeln und beispielsweise 1/3 Aktien kaufen. Formal<br />
beschreiben wir die Position eines Investors durch einen Vektor θ = (θ 1 , . . . , θ N ) ′ ∈ R N . Dabei<br />
gibt für 1 ≤ n ≤ N die Zahl θ n an, wieviele Wertpapiere a n im Portfolio gehalten werden. Falls<br />
θ n < 0 spricht man von einer short-position in Wertpapier n, falls θ n > 0 entsprechend von einer<br />
long position.<br />
Erreichbare Auszahlungen und Marktvollständigkeit. Die Auszahlung eines Portfolios<br />
θ = (θ 1 , . . . , θ N ) ′ im Zustand ω k ist offensichtlich gegeben durch<br />
N∑<br />
N∑<br />
W k := θ n a n (ω k ) = d kn θ n = (Dθ) k .<br />
n=1<br />
n=1