Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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3.6 Optimales Stoppen und Amerikanische Optionen 51<br />
und können das optimale Stoppproblem formal wie folgt schreiben: Bestimme eine Stoppzeit τ ∗<br />
mit<br />
τ ∗ ∈ arg max { E(H τ ) : τ ∈ T } . (3.31)<br />
Beispiel: Wir werden im nächsten Abschnitt sehen, dass die Bewertung einer Amerikanischen<br />
Put-Option auf ein Stopp-Problem mit H t = e −rt (K −S t ) + führt. Die Diskontierung ist wichtig,<br />
um den Einfluss des Auszahlungszeitpunktes richtig zu bewerten.<br />
Beispiel: (H ist ein Martingal.) Nach dem Stoppsatz gilt in diesem Fall für jede Stoppzeit<br />
τ ∈ T E(H τ ) = H 0 , so dass jede Stoppzeit optimal ist. Die Snell envelope von H ist durch den<br />
Prozess H selber gegeben. Es ist also egal, wann man stoppt und somit ist eine kleinste, optimale<br />
Stoppzeit durch τ min = 0, und eine größte optimale Stoppzeit durch τ max = N gegeben.<br />
Definition 3.6.1 (Snell envelope). Der Snell envelope (U n ) n=0,1,...,N<br />
(H n ) n=0,1,...,N ist rekursiv definiert durch<br />
des Auszahlungsprozesses<br />
U N := H N , U n := max{H n , E(U n+1 |F n )} für n = N − 1, N − 2, . . . , 0. (3.32)<br />
Proposition 3.6.2. Der Snell envelope U zum Auszahlungsprozess H ist das kleinste Supermartingal<br />
mit U n ≥ H n für alle n ∈ {0, 1, . . . N}.<br />
Beweis: Nach Defintion von U gilt U n ≥ H n und U n ≥ E(U n+1 |F n ), also ist U ein Supermartingal.<br />
Sei nun ein weiteres Supermartingal Ũ mit Ũn ≥ H n gegeben. In N gilt U N = H N ≤ ŨN.<br />
Gilt für ein 0 < k ≤ N, dass U k ≤ Ũk, so folgt<br />
U k−1 = max { H k−1 , E(U k |F k−1 ) } ≤ max { H k−1 , E(Ũk|F k−1 )} ≤ Ũk−1,<br />
wobei die letzte Ungleichheit folgt, da Ũ ein Supermartingal mit U˜<br />
n ≥ H n ist.<br />
Proposition 3.6.3 (Charakterisierung optimaler Stoppzeiten). Eine Stoppzeit τ ∈ T ist optimal<br />
genau dann, wenn die folgenden beiden Bedingungen gelten:<br />
<br />
1. H τ = U τ<br />
2. Der gestoppte Prozess U τ mit U τ n := U τ∧n ist ein Martingal.<br />
Eine optimale Stoppzeit ist durch τ min := inf{n = 0, . . . , N : U n = H n } gegeben.<br />
Beweis: Da U ein Supermartingal mit U n ≥ H n für alle n = 0, 1, . . . , N ist, gilt<br />
E(H˜τ ) ≤ E(U˜τ ) ≤ U 0 , ∀˜τ ∈ T, (3.33)<br />
wobei die letzte Ungleichheit aus dem Stoppsatz folgt. Erfüllt nun τ die Bedingungen (i) und<br />
(ii), so gilt<br />
E(H τ ) = E(U τ ) = E(U τ N) = U 0 , (3.34)<br />
also ist τ optimal. Betrachten wir nun τ min . Nach Definition gilt U τmin = H τmin . Da U und H<br />
adaptiert sind, ist τ min eine Stoppzeit, es ist also {τ min > n} ∈ F n . Damit folgt<br />
E(U τ min<br />
n+1 | F n) = 1 {τmin >n}E(U n+1 | F n ) + 1 {τmin ≤n}U τmin<br />
= 1 {τmin >n}U n + 1 {τmin ≤n}U τmin<br />
= U τ min<br />
n ,<br />
also ist U τ min<br />
ein Martingal. τ min erfüllt die Bedingungen (i) und (ii) und ist somit optimal.<br />
Umgekehrt folgt aus der Optimalität von τ min Gleichheit in (3.33). Dies impliziert aber sofort<br />
die Gültigkeit der Bedingungen (i) und (ii) für jede optimale Stoppzeit.