Vorlesungsskript Finanzmathematik I
Vorlesungsskript Finanzmathematik I
Vorlesungsskript Finanzmathematik I
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.4 Unvollständige Märkte 23<br />
2.4 Unvollständige Märkte<br />
Wir betrachten im folgenden stets einen unvollständigen arbitragefreien Markt D, S. Außerdem<br />
nehmen wir der Einfachheit halber an, dass das erste Wertpapier eine Nullkuponanleihe ist, d. h.<br />
a 1 (ω s ) = 1 ∀s = 1, . . . K. Für eine nicht erreichbare bedingte Auszahlung W (etwa eine Option)<br />
stellen sich zwei Fragen.<br />
• Wie kann ein Verkäufer das mit dem Verkauf von W verbundene Risiko durch Wahl eines<br />
geeigneten Portfolios θ zumindest reduzieren Man spricht von Absicherung eines Derivats<br />
(englisch hedging).<br />
• Können für nicht erreichbare Auszahlungen zumindest Preisschranken angegeben werden<br />
2.4.1 Preisschranken für nicht erreichbare bedingte Auszahlungen<br />
Wir beginnen mit der zweiten Fragestellung. Hier haben wir folgendes allgemeines Ergebnis.<br />
Proposition 2.4.1. Betrachte einen arbitragefreien Markt (D, S) und eine bedingte Auszahlung<br />
W . Nimm an, dass W nicht erreichbar ist. Bezeichne mit ˜Ψ die Menge aller Zustandspreise.<br />
Dann ist jeder Preis im offenen Intervall<br />
(<br />
inf{ψ ′ W : ψ ∈ ˜Ψ} , sup{ψ ′ W : ψ ∈ ˜Ψ}<br />
)<br />
(2.11)<br />
vereinbar mit Abwesenheit von Arbitrage.<br />
Beweis. Falls W nicht erreichbar ist, so zeigt man analog zum Beweis des 2. Fundamentalsatzes,<br />
dass inf ψ∈ ˜Ψ<br />
ψ ′ W < sup ψ∈ ˜Ψ<br />
ψ ′ W . Sei nun ein Preis ˜S für W aus dem offenen Intervall<br />
(2.11) gegeben. Aufgrund der Konvexität der Menge ˜Ψ aller Zustandspreise folgt unmittelbar<br />
die Existenz von ψ ∈ ˜Ψ mit ˜S = ψ ′ W und somit die Behauptung.<br />
<br />
Es gibt eine Reihe von sinnvollen und interessanten Ansätzen zur Bestimmung von Absicherungsstrategien,<br />
durch die das mit dem Verkauf einer bedingten Auszahlung verbundene Risiko<br />
vermindert werden kann. Im folgenden werden wir zwei derartige Ansätze diskutieren, Superreplikation<br />
und das sogenannte Quadratic Hedging<br />
2.4.2 Superreplikation<br />
In der folgenden Definition verallgemeinern wir den Begriff der Erreichbarkeit.<br />
Definition 2.4.2. Gegeben sei eine bedingte Auszahlung W . Ein Superreplikationsportfolio für<br />
W ist ein Portfolio θ mit Dθ ≥ W .<br />
Der Preis des Superreplikationsportfolios ist durch S ′ θ gegeben. Der Verkäufer einer bedingten<br />
Auszahlung W , beispielsweise einer Option, kann das mit dem Verkauf der Option verbundene<br />
Risiko vollständig eliminieren, indem er einer Superreplikationsstrategie θ folgt; die dadurch<br />
entstehenden Kosten in t = 0 sind durch den Wert V θ<br />
0 des Portfolios gegeben. Superreplikationsstrategien<br />
führen allerdings unter Umständen zu sehr hohen Kosten für die Risikoelimination.