Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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A.2 Stoppzeiten und Optionales Stoppen 68<br />
Theorem A.2.6. Sei (S n ) n∈N ein Martingal und σ, τ zwei Stoppzeiten mit P(σ ≤ K) = P(τ ≤<br />
K) = 1 und σ ≤ τ. Dann gilt<br />
E(S τ |F σ ) = S σ . f.s.<br />
Beweis. Zunächst ist S σ F σ -m.b. Und S τ integrierbar, da<br />
K∑ ∣ ∣∣ ∑<br />
K<br />
E|S τ | = E∣<br />
1 {τ=k} S k ≤ E|S k | < ∞.<br />
k=1<br />
k=1<br />
Wir zeigen für alle F ∈ F σ , dass ∫ ∫<br />
S τ dP = S σ dP.<br />
F<br />
F<br />
Wir schreiben ¯F = Ω\F . Definiere<br />
ρ F = σ1 F + τ1 ¯F<br />
Da {ρ F ≤ n} = (F ∩ {σ ≤ n}) ∪ ( ¯F ∩ {τ ≤ n}) ∈ F n ist ρ F wieder eine Stoppzeit und so<br />
E(1 F S τ = E(1 F S σ )<br />
⇔ E ( ) ( )<br />
1 F S τ + 1 ¯F S σ = E 1F S σ + 1 ¯F S σ = E(Sσ )<br />
Die linke Seite ist aber gerade E(S ρF ). Nach Satz A.2.3 ist aber E(S ρF ) = E(S 1 ) = E(S σ ).<br />
<br />
Man kann also die Martingaleigenschaft auch durch noch so geschicktes Stoppen nicht austricksen.<br />
Durch die Rückrichtung erhält man eine wichtige Charakterisierung von Martingalen.<br />
Satz A.2.7. Sei (S n ) n∈N eine adaptierter Prozess mit E|S n | < ∞. Ist weiterhin E(S τ ) = E(S 1 )<br />
für alle beschränkte Stoppzeiten τ, so ist S ein Martingal.<br />
Beweis. Betrachte m ≥ n und F ∈ F m . Wir zeigen<br />
E(S m 1 F ) = E(S n 1 F ).<br />
Wieder können wir eine geeignete Stoppzeit definieren, und zwar<br />
ρ F := m1 F + n1 ¯F .<br />
Dann ist ρ F eine Stoppzeit! Obige Gleichung ist äquivalent zu<br />
E(S m 1 F + S n 1 ¯F ) = E(S n ) = E(S 1 ).<br />
Die linke Seite ist aber gerade E(S ρF ) = E(S 1 ).<br />
<br />
Ein gestopptes Martingal ist wieder ein Martingal.<br />
Satz A.2.8. Ist (S n , F n ) ein Martingal, so ist (S τ∧n , F n ) wieder ein Martingal.<br />
Beweis. τ ∧ n ist eine Stoppzeit, also ist nach Satz A.2.5 S τ∧n adaptiert.<br />
Sei m ≥ n. Wir unterscheiden {τ > n} und {τ ≤ n}.<br />
)<br />
E(S τ∧m |F n ) = E<br />
(1 {τ≤n} S τ + 1 {τ>n} S τ∧m |F n<br />
= 1 {τ≤n} S τ + E ( )<br />
1 {τ>n} S τ∧m |F n