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Vorlesungsskript Finanzmathematik I

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3.2 Arbitragefreiheit und Martingalmaße 33<br />

3.2 Arbitragefreiheit und Martingalmaße<br />

Definition 3.2.1. Eine selbstfinanzierende Handelsstrategie θ ist eine Arbitragemöglichkeit, falls<br />

V θ<br />

0 ≤ 0, V θ N<br />

≥ 0 und mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:<br />

(i.) V θ<br />

0 < 0 oder<br />

(ii.) P ( V θ N > 0) > 0.<br />

Ein Marktmodell M heißt arbitragefrei bzw. erfüllt die No-Arbitrage-Bedingung (NA), falls keine<br />

Arbitragemöglichkeiten existieren. Es gibt zwei Gründe, warum ein gutes Finanzmarktmodell<br />

arbitragefrei sein sollte:<br />

• In der Realität existieren Arbitragemöglichkeiten meist nur für kurze Zeit.<br />

• Wird ein nicht-arbitragefreies Modell zur Bewertung von Derivaten verwendet, so besteht<br />

die Gefahr, dass der Nutzer des Modells inkonsistente Preise stellt und dadurch selber<br />

ausarbitriert“ wird.<br />

”<br />

Definition 3.2.2. Gegeben sei ein Finanzmarktmodell M. Ein Wahrscheinlichkeitsmaß Q auf<br />

(Ω, F) heißt äquivalentes Martingalmaß, falls<br />

(i.) Q ist äquivalent zu P , d.h. für alle A ∈ F gilt Q(A) = 0 ⇔ P (A) = 0.<br />

(ii.) Der diskontierte Preisprozess aller gehandelten Wertpapiere ist ein Martingal bzgl. Q, d.h.<br />

es gilt für alle t = 0, 1, . . . N − 1 und i = 0, 1, . . . d :<br />

E Q( ˜St+1,i<br />

∣ ∣ Ft<br />

)<br />

= ˜St,i . (3.6)<br />

Ein äquivalentes Martingalmaß nennt man oft auch risikoneutrales Maß. Für Q ist äquivalent<br />

zu P schreiben wir kurz: Q ∼ P .<br />

Lemma 3.2.3. Sei Q ein äquivalentes Martingalmaß für das Marktmodell M. Dann ist der<br />

diskontierte Wertprozess Ṽ θ einer zulässigen, selbstfinanzierenden Strategie θ ein Martingal.<br />

Beweis: Da θ selbstfinanzierend ist, folgt aus Lemma 3.1.2<br />

Ṽ θ<br />

t+1 = Ṽ θ<br />

t + θ ′ t+1∆˜S t+1 .<br />

Da θ previsibel ist, ist θ t+1 F t -messbar. Damit folgt<br />

E Q( Ṽ θ<br />

)<br />

∣<br />

t+1 Ft = Ṽ θ<br />

t +<br />

= Ṽ θ<br />

t +<br />

d∑<br />

E Q( θ t+1,i ( ˜S t+1,i − ˜S )<br />

t,i ) ∣ F t<br />

i=1<br />

d∑<br />

θ t+1,i E Q( ˜St+1,i − ˜S<br />

∣ )<br />

t,i Ft .<br />

i=1<br />

Da Q ein Martingalmaß ist, folgt E Q( ˜St+1,i − ˜S<br />

∣ )<br />

t,i F t = 0 und somit E<br />

Q ( Ṽ θ<br />

)<br />

∣<br />

t+1 F t = Ṽ θ<br />

t . <br />

Proposition 3.2.4. Existiert für ein Finanzmarktmodell M ein äquivalentes Martingalmaß Q,<br />

so ist M arbitragefrei.

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