Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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3.6 Optimales Stoppen und Amerikanische Optionen 53<br />
Die Snell envelope wurde dabei rekursiv definiert.<br />
{ 20, falls X2 = 140<br />
U 2 = H 2 =<br />
0, sonst<br />
{ 1<br />
E(U 2 |F 1 ) = 2 · 20 + 1 2 · 0 = 10, falls X 1 = 120<br />
1<br />
2 · 0 + 1 2 · 0 = 0, sonst<br />
{ max{20, 10} = 20, falls X1 = 120<br />
U 1 = max{H 1 , E(U 2 |F 1 )} =<br />
0, sonst<br />
E(U 1 |F 0 ) = 1 2 · 20 + 1 2 · 0 = 10<br />
U 0 = max{H 0 , E(U 1 |F 0 )} = max{0, 10} = 10.<br />
Damit erhält man als eine Lösung des Stoppproblems<br />
{<br />
}<br />
τ min (ω) = inf n ∈ {0, 1, 2} : U n (ω) = H n (ω) = inf{1, 2} = 1 ∀ω ∈ {ω 1 , . . . , ω 4 }.<br />
3.6.2 Amerikanische Optionen<br />
Wir arbeiten nun wieder unser Mehrperiodenmodell M, welches wir in (3.1) definiert haben,<br />
d.h. wir betrachten die d + 1 Wertpapierpreise (S t,i ) t=0,1,...,N , i = 0, 1, . . . , d, wobei S 0 > 0 das<br />
Numéraire ist.<br />
Definition 3.6.6. Eine amerikanische Option ist gegebn durch einen nicht-negativen, adaptierten<br />
Prozess C.<br />
Eine amerikanische Option ist dadurch charakterisiert, dass der Inhaber zu jeder Zeit t ∈<br />
{0, . . . , N} die Option ausüben kann. In diesem Fall erhält er den Betrag C t .<br />
Beispiel 3.6.7. Wir stellen drei Optionstypen vor.<br />
(i) Für einen Amerikanischen Put/Call auf das Wertpapier (S t,i ) t=0,1,...,N , i ∈ {1, . . . , d} ist<br />
die Auszahlung bei Ausüben an t C t = (K − S t,i ) + , bzw. C t = (S t,i − K) + im Falle eines<br />
Calls.<br />
(ii) Auch eine europäische Option mit Auszahlen H N lässt sich als amerikanische Option darstellen.<br />
Dafür setzt man C t = 0 für 0 ≤ t < N und C N = H N .<br />
(iii) Eine Bermuda-Option ist ein Mittelding zwischen amerikanischer und europäischer Option.<br />
Bei ihr darf nur an Zeitpunkten in einer echten Teilmenge T ⊂ {0, . . . , N} ausgeübt werden.<br />
Für alle anderen Zeitpunkte setzt man natürlich C gleich Null.<br />
Absicherungsstrategien aus Sicht des Verkäufers. Zunächst betrachten wir Absicherungsstrategien<br />
für C aus Sicht des Verkäufers in vollständigen Märkten betrachten.<br />
Annahme: Der Markt M ist arbitragefrei und vollständig.<br />
Das eindeutige Martingalmaß bezeichnen wir mit Q. Die Absicherung des Amerikanischen claims<br />
muss unabhängig von der Ausübungsstrategie des Käufers erfolgreich sein. Eine Absicherungsstrategie<br />
V muss daher folgende Bedingungen erfüllen:<br />
• In jedem Zeitpunkt t = 0, 1, . . . , N muss dem Verkäufer ausreichend Kapital zur Deckung<br />
zur Verfügung stehen, d.h.<br />
V t ≥ C t ,<br />
∀t ∈ {0, . . . , N}.