Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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3.6 Optimales Stoppen und Amerikanische Optionen 50<br />
• Theta ist die Ableitung bezüglich des aktuellen Zeitpunkts bei festem Ausübungszeitpunkt.<br />
Das Theta eines Calls ist immer negativ, weil ein Call mit wachsender Restlaufzeit immer<br />
wertvoller wird. Das Theta eines Puts hat in der Regel einen Vorzeichenwechsel.<br />
Die beiden folgenden Bilder zeigen Theta für eine Call- und Put-Option.<br />
Theta einer Call−Option im Black−Scholes Modell (K=100, r=0.03, sigma=0.2)<br />
Theta einer Put−Option im Black−Scholes Modell (K=100, r=0.03, sigma=0.2)<br />
0<br />
0<br />
−1<br />
−1<br />
−2<br />
−2<br />
−3<br />
−3<br />
−4<br />
−4<br />
−5<br />
−5<br />
−6<br />
S=80<br />
S=90<br />
−6<br />
S=80<br />
S=90<br />
−7<br />
S=110<br />
S=120<br />
−7<br />
S=110<br />
S=120<br />
S=100<br />
−8<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
T<br />
S=100<br />
−8<br />
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
T<br />
Volatilitätsschätzungen. Das Black-Scholes Modell benötigt fünf Input-Variable, den Ausübungspreis<br />
und den Ausübungszeitpunkt, die festgelegt sind, den Aktienpreis und den Zinssatz, die am<br />
Markt abgelesen werden können und die Volatilität, welche nicht direkt beobachtbar ist. Man<br />
kann aber z. B. die historische Volatilität als Schätzwert nutzen. Man beobachtet an den letzten<br />
n Handelstagen den Aktienkurs {S ti , i = 1, . . . , n} und bildet den Erwartungswert und die<br />
Varianz der Log-Returns dieser Daten,<br />
ˆµ := 1 n∑<br />
( )<br />
Sti+1<br />
ln , ˆσ 2 := 1 n∑<br />
[ ( ) 2 Sti+1<br />
ln − ˆµ]<br />
.<br />
n S ti n − 1 S ti<br />
i=1<br />
Mit σ = ˆσ √ t i+1 − t i annualisieren wir noch die tägliche historische Volatilität auf eine Jahresbasis.<br />
Man kann aber auch versuchen, die implizierte Volatilität (implied volatility) zu schätzen, in dem<br />
man am Markt die Preise von Optionen auf dieselbe Aktie beobachtet. Invertieren der Black-<br />
Scholes Formel liefert dann die Volatilität. Hier zeigt sich aber das Problem, das verschiedene<br />
Optionen verschiedene Volatilitäten liefern, man beobachtet den sogenannten ”<br />
volatility smile“.<br />
Ursachen dafür sind, dass im Black-Scholes Modell keine Transaktionskosten berücksichtigt sind,<br />
das Black-Scholes Modell stetiges Handeln annimmt, während am Markt nur diskrete Werte beobachtet<br />
werden oder dass die beobachteten Optionspreise und die zugehörigen Aktienpreise zu<br />
unterschiedlichen Zeitpunkten beobachtet wurden.<br />
i=1<br />
3.6 Optimales Stoppen und Amerikanische Optionen<br />
3.6.1 Optimales Stoppen<br />
Wir betrachten einen Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, F, P ) mit einer Filtration (F n ) n=0,1,...,N . Gegeben<br />
sei ein Auszahlungsprozess H, d.h. ein adaptierter, nicht-negativer Prozess<br />
(H n ) n=0,1,...,N , dabei bezeichne H n (ω) die Auszahlung, die man erhält, wenn man das System<br />
im Zeitpunkt n und Zustand ω stoppt“. Wir definieren<br />
”<br />
}<br />
T :=<br />
{τ : Ω → {0, 1, . . . , N}, τ ist Stoppzeit bzgl. (F n ) n=0,1,...,N (3.30)