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Vorlesungsskript Finanzmathematik I

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2.4 Unvollständige Märkte 25<br />

Satz 2.4.7. Sei (D, S) ein arbitragefreier Markt. Dann gibt es zu jeder Auszahlung W eine<br />

kostenminimierende Superreplikationsstrategie θ ∗ . Die Superreplikationskosten sind gegeben<br />

durch<br />

{<br />

sup ψ ′ W , ψ ∈ ˜Ψ<br />

} { }<br />

1<br />

= sup<br />

1 + r EQ (W ), Q risikoneutrales Maß .<br />

Bemerkung. Die minimalen Superreplikationskosten entsprechen also gerade der oberen Preisschranke<br />

aus Proposition 2.4.1. Man kann analog zeigen, dass die untere Preisschranke aus<br />

Proposition 2.4.1 gerade dem Negativen der Superreplikationskosten für die Auszahlung −W<br />

entspricht.<br />

In Anwendungen ist das Optimierungsproblem (DP) oft leichter lösbar. Mit Hilfe des folgenden<br />

Resultats kann bei bekannter Lösung ψ des (DP) ein kostenminimierendes Superreplikationsportfolio<br />

berechnet werden.<br />

Proposition 2.4.8 (Komplementärer Schlupf). Sei θ zulässig in (PP) und ψ zulässig in (DP).<br />

Dann sind äquivalent<br />

1. Es gilt ψ ′ (W − Dθ) = 0.<br />

2. ψ ist eine Lösung von (DP) und θ eine Lösung von (PP).<br />

Beweis: (i)⇒(ii). Gilt (i) so sieht man unmittelbar, dass in der schwachen Dualität (Lemma<br />

2.4.3) Gleichheit gelten muss, woraus (ii) unmittelbar folgt.<br />

(ii) ⇒i). Ist ψ eine Lösung von DP und θ eine Lösung von (PP), so stimmen nach dem Dualitätssatz<br />

die Werte der Zielfunktion beider Optimierungsprobleme überein; Inspektion des Beweises<br />

von Lemma 2.4.3 zeigt unmittelbar, dass (i) gelten muss.<br />

<br />

Sei nun ψ eine nicht-degenerierte Lösung des (DP), d.h. N Komponenten 1 ≤ k 1 < · · · < k N ≤ K<br />

von ψ seien echt positiv (dies ist der typische Fall). Nach der Proposition vom komplementären<br />

Schlupf müssen also für ein kostenminimales Portfolio θ die N Gleichungen<br />

(Dθ) kn = W kn 1 ≤ n ≤ N, (2.12)<br />

erfüllt sein. Das lineare Gleichungssystem (2.12) besteht aus N Gleichungen und N Unbekannten;<br />

es kann zur Berechnung eines optimalen Portfolios verwendet werden.<br />

Beispiel:<br />

⎛<br />

1<br />

⎞<br />

180<br />

D = ⎝1 150⎠ , W = (30, 0, 0) ′ , S = (1, 150) ′ .<br />

1 120<br />

Die Menge der Zustandspreise wurden bereits in Beispiel 2.3.2 bestimmt. Wir bestimmen deshalb<br />

unmittelbar eine Lösung des (DP) und erhalten<br />

{<br />

(<br />

sup{ψ ′ W , ψ > 0, S = D ′ ψ} = sup α30 + (1 − 2α)0 + 0, α ∈ 0, 1 )}<br />

= 1 30 = 15.<br />

2 2<br />

Der zugehörige degenerierte Vektor von Zustandspreisen ist ψ ∗ = ( 1 2 , 0, 1 2 )′ . Zur Bestimmung des<br />

kostenminimalen Superreplikationsportfolios θ ∗ verwenden wir das Gleichungssystem (2.12); da<br />

ψ2 ∗ = 0, besteht dieses System aus den 2 Gleichungen<br />

θ ∗ 1 + 180θ ∗ 2 = 30, und θ ∗ 1 + 120θ ∗ 2 = 0;<br />

die Lösung ist durch θ 1 = −60, θ 2 = 1 2<br />

gegeben. Die zugehörigen kostenminimalen Superreplikationskosten<br />

sind −60 + 1 2150 = 15 und stimmen - wie in Satz 2.4.7 gezeigt - mit der oberen<br />

Preisschranke für W aus Proposition 2.4.1 überein.

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