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Vorlesungsskript Finanzmathematik I

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3.4 Das Cox-Ross-Rubinstein (CRR) Modell 38<br />

CRR-Modell ist also vollständig und arbitragefrei. Es ist noch zu erwähnen, dass die Produktstruktur<br />

von Q in (3.15) bedeutet, dass aufeinanderfolgende Bewegungen (ups and downs)<br />

∏<br />

unter<br />

Q unabhängig sind. Wir erhalten also folgende Darstellung S t = S 0 · ξ 1 · · · ξ t = S t<br />

0 s=1 ξ s, wobei<br />

die ξ s unter Q unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen sind mit Q(ξ s = u) = q.<br />

Natürlich ist E Q (<br />

ξs<br />

1+r<br />

)<br />

= 1.<br />

3.4.3 Vollständigkeit und Hedging-Strategien<br />

Da das Martingalmaß Q eindeutig ist, muss nach dem 2. Hauptsatz der Wertpapierbewertung<br />

der betrachtete Markt vollständig sein. Für jeden contingent claim gibt es also eine replizierende<br />

Handelsstrategie, die wir im folgenden bestimmen wollen. Wir betrachten ein 2-Perioden-<br />

Modell und einen claim H(ω) mit Fälligkeit in T = 2. Nehmen wir nun an, dass wir uns im<br />

Zeitpunkt t = 1 im up-Zustand befinden, dann muss für die replizierende Handelsstrategie<br />

θ 2 (u) = (θ 2,0 (u), θ 2,1 (u)) ′ gelten, dass<br />

θ 2,0 (u) · (1 + r) 2 + θ 2,1 (u) · u S 1 (u) = H(u, u)<br />

θ 2,0 (u) · (1 + r) 2 + θ 2,1 (u) · d S 1 (u) = H(u, d),<br />

und erhalten sofort<br />

θ 2,1 (u) =<br />

θ 2,0 (u) =<br />

=<br />

H(u, u) − H(u, d) H(u, u) − H(u, d)<br />

= (3.16)<br />

S 1 (u) (u − d) S 0 u(u − d)<br />

[<br />

]<br />

1<br />

H(u, d) − H(u, u)<br />

(1 + r) 2 H(u, u) + u<br />

u − d<br />

u H(u, d) − d H(u, u)<br />

(u − d)(1 + r) 2 . (3.17)<br />

Den Wert dieses Portfolios zum Zeitpunkt t = 1 liefert uns das risikoneutrale Bewertungsprinzip<br />

E Q( 1<br />

1+r H(ω) ∣ ∣ F1<br />

)<br />

, also im Fall ω1 = u<br />

V 1 (u) = 1 (q H(u, u) + (1 − q) H(u, d)) .<br />

1 + r<br />

Die Berechnungen für den Fall, dass ω 1 = d ist, verlaufen analog. Für die Hedgingstrategie im<br />

Zeitpunkt t = 0 nutzen wir rekursiv die oben erhaltenen Ergebnisse. Dabei hedged man nun den<br />

claim V 1 (ω 1 ), also<br />

und erhält<br />

θ 1,1 = V 1(u) − V 1 (d)<br />

S 0 (u − d)<br />

θ 1,0 (1 + r) + θ 1,1 u S 0 = V 1 (u)<br />

θ 1,0 (1 + r) + θ 1,1 d S 0 = V 1 (d),<br />

und<br />

θ 1,0 = u V 1(d) − d V 1 (u)<br />

(1 + r)(u − d) .<br />

Interessant ist die genauere Betrachtung von θ 1,1 = V 1(u)−V 1 (d)<br />

S 1 (u)−S 1 (d) . Nehmen wir an, dass V 1(ω 1 ) =<br />

f ( S 1 (ω 1 ) ) z.B. der payoff eines Calls mit Fälligkeit T = 1 wäre, so wäre θ 1,1 die (diskrete)<br />

Ableitung von f nach S. Dies scheint vernünftig, da man gerade so viele Aktien kauft, dass sich<br />

die Veränderung des Wertes des Portfolios genauso verhält, wie die Veränderung des Derivates,<br />

also<br />

V 1 (u) − V 1 (d)<br />

S 1 (u) − S 1 (d) · (S 1(u) − S 1 (d)) ∼ V 1 (u) − V 1 (d).<br />

Konkrete Aussagen zur Bewertung von Optionen im CRR-Modell im N-Periodenfall werden im<br />

folgenden Abschnitt getroffen.

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