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Vorlesungsskript Finanzmathematik I

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2.4 Unvollständige Märkte 24<br />

Im Kontext von Beispiel 2.3.2 ist eine mögliche Superreplikation für die Auszahlung W =<br />

(30, 0, 0) ′ (Call-Option auf die Aktie mit K = 150) durch θ = (−120, 1) mit Preis −120+150 = 30<br />

gegeben. Es gilt<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

60 30<br />

Dθ = ⎝30⎠ ≥ ⎝ 0 ⎠ .<br />

0 0<br />

Kostenminimale Superreplikationsportfolios. Die Bestimmung eines kostenminimierenden<br />

Superreplikationsportfolios führt unmittelbar auf folgendes lineares Optimierungsproblem:<br />

min<br />

θ S′ θ bzgl. Dθ ≥ W (PP)<br />

Wir werden im folgenden die Dualitätstheorie der linearen Optimierung auf dieses Problem<br />

anwenden. Insbesondere wird sich zeigen, dass das duale Problem auf eine intuitive ökonomische<br />

Charakterisierung der Superreplikationskosten führt. Das duale Problem zu (PP) hat die Form<br />

max<br />

ψ ψ′ W bezügl. D ′ ψ = S, ψ ≥ 0;<br />

(DP)<br />

siehe etwa Kapitel 4 von Bertsimas & Tsitsiklis (1997). Beachte dass jeder Vektor von Zustandspreisen<br />

ein Element des zulässigen Bereichs von (DP) ist. Wir haben folgende Abschätzung für<br />

Lösungen von (DP) und (PP).<br />

Lemma 2.4.3 (schwache Dualität). Sei θ zulässig in (PP) und ψ zulässig in (DP). Dann gilt<br />

ψ ′ W ≤ S ′ θ.<br />

Beweis: Da ψ ≥ 0 und Dθ ≥ W folgt ψ ′ W ≤ ψ ′ Dθ = (D ′ ψ) ′ θ = S ′ θ .<br />

Tatsächlich gilt aber viel mehr.<br />

Satz 2.4.4 (Dualitätssatz). Falls für (PP) oder für (DP) eine Lösung existiert, so sind die<br />

beiden linearen Programme lösbar, und die Optimalwerte der Zielfunktion stimmen überein. Dies<br />

ist insbesondere der Fall, wenn die zulässigen Bereiche von (PP) und von (DP) beide nicht leer<br />

sind.<br />

Wenden wir den Dualitätsatz nun auf unser Problem an, so erhalten wir<br />

Lemma 2.4.5. In einem arbitragefreien Markt haben (DP) und (PP) eine Lösung, und die<br />

Werte der Zielfunktion stimmen überein.<br />

Beweis: Der zulässige Bereich von (DP) ist nicht leer, da das Modell arbitragefrei ist und somit<br />

Zustandspreise existieren. Der zulässige Bereich von (PP) ist nicht leer, da D 1 = (1, . . . , 1) ′<br />

und somit λD 1 ≥ W für λ genügend groß. Also haben (PP) und (DP) eine Lösung, und die<br />

Zielfunktionswerte stimmen nach dem Dualitätssatz überein.<br />

<br />

Für die ökonomische Interpretation von Lemma 2.2.3 brauchen wir noch<br />

Lemma 2.4.6. Sei (D, S) ein arbitragefreier Markt. Bezeichne mit ˜Ψ die Menge aller Zustandspreise.<br />

Dann gilt max{ψ ′ W , ψ ≥ 0, S = D ′ ψ} = sup{ψ ′ W : ψ ∈ ˜Ψ}.<br />

Beweis: Sei ψ ∗ eine Lösung des (DP), ˜ψ ein strikt positiver Vektor von Zustandspreisen. Definiere<br />

˜ψ ε := (1 − ε)ψ ∗ + ε ˜ψ. Dann ist ˜ψ ε > 0, und es gilt D ′ ˜ψε = (1 − ε)D ′ ψ ∗ + εD ′ ˜ψ = S,<br />

d.h. es gilt ˜ψ ε ∈ ˜Ψ . Die Behauptung folgt, da lim ε→0 ˜ψ′ εW = (ψ ∗ ) ′ W .<br />

<br />

Zusammenfassend haben wir also

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