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Vorlesungsskript Finanzmathematik I

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3.1 Modell und grundlegende Begriffe 32<br />

Die Selbstfinanzierungsbedingung. Eine Handelsstrategie θ heißt selbstfinanzierend, falls<br />

sie zulässig ist und für t = 1, . . . , N − 1 gilt, dass<br />

V θ<br />

t =<br />

d∑<br />

i=0<br />

θ t,i S t,i<br />

!<br />

=<br />

d∑<br />

θ t+1,i S t,i . (3.2)<br />

Intuitiv bedeutet (3.2), dass dem Portfolio zu keinem der Zeitpunkte t = 1, . . . , N −1 Geldmittel<br />

zugeführt oder entnommen werden. Wir haben die folgende Charakterisierung von selbstfinanzierenden<br />

Handelsstrategien.<br />

Lemma 3.1.1. Eine zulässige Handelsstrategie θ ist selbstfinanzierend genau dann, wenn für<br />

alle t = 1, . . . , N gilt, dass<br />

V θ<br />

t<br />

= V θ<br />

0 + (θ, S) t := V θ<br />

0 +<br />

t∑<br />

i=0<br />

d∑<br />

s=1 i=0<br />

)<br />

θ s,i<br />

(S i (s) − S i (s − 1) . (3.3)<br />

Der Ausdruck G θ t := (θ, S) t = ∑ t<br />

s=1 θ′ s∆S s wird oft als Handelsgewinn der selbstfinanzierenden<br />

Strategie θ bezeichnet; der Wert einer selbstfinanzierenden Strategie im Zeitpunkt t ist also die<br />

Summe aus Anfangsinvestition und Handelsgewinn. Wir verwenden die Notation (θ, S) für das<br />

stochastische Integral von θ bzgl. S, was im zeitlich diskreten Modell schlicht eine Riemannsumme<br />

ist, vergleiche auch die Definition im Anhang.<br />

Beweis: Nach der Definition von V θ ist<br />

V θ<br />

t+1 − V θ<br />

t = θ ′ t+1S t+1 − θ ′ tS t . (3.4)<br />

Die Strategie θ ist selbstfinanzierend genau dann, wenn θ ′ tS t = θ ′ t+1S t . Zunächst folgt daraus,<br />

dass<br />

V θ<br />

t+1 − V θ<br />

t = θ ′ t+1∆S t+1 (3.5)<br />

gilt, also (3.2). Umgekehrt folgt aus (3.2) die Darstellung (3.5) und mit Gleichung (3.4), dass θ<br />

selbstfinanzierend ist.<br />

<br />

Diskontierte Größen. Der Übergang zu diskontierten Größen vereinfacht die Handhabung<br />

des Modells wesentlich. Definiere den diskontierten Preisprozess durch ˜S<br />

(<br />

)<br />

t := 1, S t,1<br />

S t,0<br />

, . . . , S t,d<br />

′,den<br />

S t,0<br />

diskontierten Wertprozess einer Strategie θ durch Ṽ θ<br />

t := V θ<br />

t<br />

S t,0<br />

= θ ′ ˜S t t und schließlich ˜G θ t :=<br />

(θ, ˜S). Analog zu Lemma 3.1.1 zeigt man<br />

Lemma 3.1.2. Eine Strategie θ ist selbstfinanzierend genau dann, wenn<br />

Ṽ θ<br />

t<br />

= Ṽ θ<br />

0 + ˜G θ t .<br />

Bemerkung. Da ˜S t,0 ≡ 1, ist ˜G θ unabhängig von (θ t,0 ) t=1,...,N . Daher liegt die Wahl von V 0<br />

und (θ t,1 , . . . , θ t,d ) ′ t=1,...N<br />

eindeutig die Position in Wertpapier 0 fest, falls θ selbstfinanzierend<br />

ist. Umgekehrt kann bei gegebenem V 0 jede Strategie (θ t,1 , . . . , θ t,d ) in den Wertpapieren 1, . . . , d<br />

durch Wahl von θ 0 auf eindeutige Weise zu einer selbstfinanzierenden Strategie ergänzt werden.<br />

Für das so bestimmte θ 0 gilt<br />

θ t,0 = Ṽ0 + ˜G θ d∑<br />

t − θ t,i ˜St,i ;<br />

man sieht leicht, dass θ t,0 tatsächlich previsibel ist.<br />

i=1

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