Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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2.4 Unvollständige Märkte 26<br />
2.4.3 Quadratic Hedging<br />
Wie wir gerade gesehen haben, führt der Versuch, mittels Superreplikation das mit dem Verkauf<br />
einer bedingten Auszahlung verbundene Risiko vollständig zu eliminieren, oft zu prohibitiv hohen<br />
Superreplikationskosten. Alternativ kann man versuchen, zu gegebenem W Absicherungsstrategien<br />
zu finden, die den sogenannten Hedgefehler W − Dθ in einem geeigneten Sinn minimieren.<br />
Beim Quadratic-Hedging Ansatz wird die Größe des Hedgefehlers durch das sogenannte mittlere<br />
quadratische Risiko, definiert als L 2 -Norm von W −Dθ bezüglich des realen Maßes P , gemessen.<br />
Mit p k = P ({ω k }) ist das mittlere quadratische Risiko gegeben durch<br />
E P ((W − Dθ) 2 ) :=<br />
K∑<br />
p k (W k − (Dθ) k ) .<br />
Die Bestimmung einer Absicherungsstrategie θ, die das mittlere quadratische Risiko minimiert,<br />
führt also auf das folgende quadratische Optimierungsproblem<br />
min<br />
θ∈R n<br />
K ∑<br />
k=1<br />
k=1<br />
p k (W k − (Dθ) k ) 2 . (2.13)<br />
Quadratische Absicherungsstrategien führen auf quadratische Optimierungsprobleme und sind<br />
daher analytisch relativ leicht handhabbar. Aus ökonomischer Sicht ist die “Symmetrie” in der<br />
Zielfunktion in (2.13) allerdings problematisch, da eine “overperformance” des Absicherungsportfolios<br />
(W k < (Dθ) k ) aus Verkäufersicht weniger problematisch ist als eine “underperformance”<br />
(W k > (Dθ) k ).<br />
Da es sich bei (2.13) um ein quadratisches Optimierungsproblem ohne Nebenbedingungen handelt,<br />
sind die Bedingungen erster Ordnung notwendig und hinreichend für ein Optimum. Ableiten<br />
von (2.13) liefert die folgenden N Gleichungen zur Bestimmung eines optimalen Portfolios<br />
θ ∗ ∈ R N :<br />
K∑<br />
p k (W k − (Dθ ∗ ) k )d kn = 0, 1 ≤ n ≤ N . (2.14)<br />
k=1<br />
Aus (2.14) lassen sich eine Reihe interessanter Folgerungen ziehen:<br />
• Wir können (2.14) alternativ in der Form E P ((W −Dθ ∗ )a n ) = 0 schreiben, a n die zufällige<br />
Auszahlung von Wertpapier n, so dass der Hedgefehler W − Dθ ∗ der optimalen Strategie<br />
senkrecht im L 2 (Ω, P )-Sinn auf der Menge der erreichbaren Auszahlungen steht.<br />
• Für n = 1 erhalten wir wegen a 1 (ω k ) = 1 für alle k, dass E P (W − Dθ ∗ ) = 0, d.h. der<br />
mittlere Hedgefehler verschwindet.<br />
• Das Gleichungssystem (2.14) ist äquivalent zu<br />
K∑<br />
p k W k =<br />
k=1<br />
K∑<br />
p k d kn<br />
k=1<br />
N ∑<br />
l=1<br />
d kl θ ∗ l , 1 ≤ n ≤ N.<br />
Da die rechte Seite in der Form ∑ N<br />
l=1 a nlθl ∗ mit a nl = ∑ K<br />
k=1 p kd kn d kl geschrieben werden<br />
kann, erhalten wir ein lineares Gleichungssystem für θ ∗ . Man sieht leicht, dass dieses<br />
Gleichungssystem eindeutig lösbar ist, falls die Auszahlungsmatrix Rang N hat und falls<br />
p k > 0 für alle k.<br />
Weitere Information zu quadratic-hedging Ansätzen findet man etwa in Kapitel 10 von Föllmer<br />
& Schied (2004).