Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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A.1 Grundlagen 64<br />
5. Faktorisierung. Ist B = σ(η), so schreiben wir kurz E(ξ|η) := E(ξ|σ(η)). Mann kann zeigen,<br />
dass E(ξ|η) eine messbare Funktion von η ist, etwa E(ξ|η) = f(η). Diese Funktion f nennt<br />
man Faktorisierung und wir setzen<br />
E(ξ|η = x) := f(x).<br />
Ist ξ unabhängig von η, so gilt für jede messbare Funktion T : R 2 → R, dass<br />
E (T (ξ, η)|η = x) = E (T (ξ, x)) .<br />
6. Für B 1 ⊂ B 2 ⊂ F gilt<br />
E ( E(ξ|B 2 )|B 1<br />
)<br />
= E(ξ|B1 )<br />
Diese Regeln übertragen sich unmittelbar auf d-dimensionale Zufallsvariablen.<br />
A.1.2<br />
Martingale<br />
Als nächstes wenden wir uns den Martingalen zu. Sie stellen sehr wichtige Hilfsmittel für stochastische<br />
Prozesse dar. Zunächst benötigen wir ein Konzept für die anfallende Information,<br />
welches aus den so genannten Filtrationen besteht.<br />
Betrachten wir eine Folge von Zufallsvariablen S 1 , S 2 , . . . , so ist die zu einer Zeit n zur Verfügung<br />
stehende ”Information´´ gegeben durch σ(S 1 , . . . , S n ). Natürlich hat man zur Zeit n + 1 mehr<br />
Information. Die Filtration greift diese Idee auf:<br />
Definition A.1.3. Eine Folge von sub-σ-Algebren F 1 ⊂ F 2 ⊂ · · · ⊂ F heißt Filtration. Wir<br />
schreiben F = (F n ) n≥0 .<br />
Definition A.1.4. Betrachte eine Filtration F. Ist für jedes n ≥ 1 S n ∈ L 1 (Ω, F, P) und S n F n -<br />
messbar, so sagen wir (S n ) n∈N ist an F adaptiert. Weiterhin heißt S ein<br />
für alle m ≥ n P−fast sicher gilt.<br />
F-Martingal, falls E(S m |F n ) = S n<br />
F-Submartingal, falls E(S m |F n ) ≥ S n<br />
F-Supermartingal, falls E(S m |F n ) ≤ S n<br />
Falls die Filtration fixiert ist, sprechen wir der Einfachheit halber schlicht von einem Martingal<br />
(ebenso natürlich für Super- und Submartingale). Für einen vorgegebenen stochastische Prozess<br />
S definiert man die kanonische Filtration F S durch F S n := σ(S 1 , . . . , S n ).<br />
Bemerkung A.1.5. Ein Martingal ist also auch ein Super- und ein Submartingal. Ein Submartingal<br />
hat einen Aufwärtstrend, ein Supermartingal ein Abwärtstrend. Man beachte, dass S genau<br />
dann ein Submartingal ist, wenn −S ein Supermartingal ist.<br />
Beispiel A.1.6. .<br />
1. Irrfahrt (Random walk). Betrachte i.i.d. (unabhängige und identisch verteilte) ξ i . Dann<br />
ist<br />
n∑<br />
S n :=<br />
ein Martingal falls E(ξ i ) = 0. (Sub-/Super-Martingal für ≥ 0 bzw. ≤ 0) bzgl. der kanonischen<br />
Filtration F S .<br />
i=1<br />
ξ i