Vorlesungsskript Finanzmathematik I
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4.1 Einführung 60<br />
4.1.2 Floating Rate Notes<br />
Neben dem oben schon erwähnten Kupon Bond mit festen Kupons gibt es auch Vereinbarungen<br />
über die Zahlung eines variablen Zinssatzes. Die Zahlung wird zu jedem Zahlungszeitpunkt neu<br />
festgesetzt und orientiert sich an einem benchmark. So könnte der Kupon zur Zeit T i (i =<br />
1, . . . , n) aus der LIBOR rate für den vergangenen Zeitraum [T i−1 , T i ] hervorgehen:<br />
K i = (T i − T i−1 )L(T i−1 , T i ) · K.<br />
Überraschend ist, dass K i erst an T i gezahlt wird, dessen Höhe aber schon an T i−1 bekannt<br />
ist. Wir werden gleich sehen, wieso dass so ist. Für den Wert des Bonds diskontieren wir die<br />
zukünftigen Zahlungen wie bereits in (4.1) mit den Bondpreisen, allerdings gibt es hier eine<br />
Besonderheit: Der Kupon zur Zeit T i ist zur Zeit t gar nicht bekannt! Man kann, mittels eines<br />
FRA, die verwendete LIBOR-Rate heute schon fixieren. Verwendet man diese in der Berechnung,<br />
so erhält man für t ≤ T 0<br />
B F l (t, T ) = B(t, T n ) +<br />
n∑<br />
B(t, T i )(T i − T i−1 )L(t; T i−1 , T i ) · K<br />
i=1<br />
n∑<br />
( )<br />
B(t, Ti−1 )<br />
= B(t, T n ) + B(t, T i )<br />
− 1 · K<br />
B(t, T<br />
i=1<br />
i )<br />
n∑<br />
= B(t, T n ) + K B(t, T i−1 ) − B(t, T i ) = B(t, T n )(1 − K) + KB(t, T 0 ).<br />
i=1<br />
Für K = 1 erhalten wir demnach B F l (t, T ) = B(t, T 0 ). Diese Floating Rate Note kann mit<br />
einer einfachen Handelsstrategie repliziert werden, was gerade ihre Attraktivität ausmacht. Auf<br />
dem gleichen Prinzip beruhen auch die im nächsten Kapitel folgenden Zins-swaps. Wir haben<br />
bei obiger Berechnung etwas schwammig argumentiert. Die replizierende Handelsstrategie stellt<br />
diese Argumentation jedoch auf solide Füße.<br />
Aufgabe 2. Finden Sie die Handelsstrategie, die B F l repliziert.<br />
4.1.3 Swaps<br />
Ein Swap ist im Prinzip ein Tauschgeschäft. Bei den standardisierten Swaps wird eine feste<br />
Zinsrate gegen eine variable Zinsrate getauscht. Hauptsächlich gibt es zwei typische Swaps, einen<br />
Payer und einen Receiver Swap. Beim Payer Swap wird die feste Rate gezahlt, beim Receiver<br />
Swap gerade umgekehrt. Der Payer Swap ist demnach durch drei Dinge festgelegt<br />
1. Die Zahlungszeitpunkte T 1 , . . . , T n ,<br />
2. die feste Rate K,<br />
3. das Nominal N.<br />
Der Einfachheit halber nehmen wir äquidistante Zahlungen an und setzen ∆ := T i − T i−1 .<br />
Ähnlich wie bei den floating rate notes zahlt man die variable Zinsrate im Nachhinein (engl.<br />
,,in arrears”). Damit zahlt der Inhaber des Payer Swaps an T i (i = 1, . . . , n) gerade K∆N und<br />
erhält gleichzeitig die LIBOR-Rate L(T i−1 , T i )∆N.