Zum Schüler-Schreibbegriff. Eine linguistisch-didaktische Analyse

worten zu den Fragen 6, 19 und 20. Außerdem schreiben sie zum größten
Teil auch zu Hause, und zwar nicht nur Hausaufgaben, sondern z.B. auch
Briefe, Karten und eigene, ausgedachte Geschichten (Vgl. Fragen 5, 6, 7
und 12).
Der Vergleich der Untersuchungen von SHOOK/MARRIOn/OLLILA und
BAURMANN zeigt zum Teil aber erhebliche Differenzen zwischen den Ant-
worten der befragten Schüler. Sie sind sicherlich zum Teil auf die unter-
schiedlichen Zusammensetzungen der befragten Schülergruppen und die
in beiden Fällen relativ kleine Stichprobe von nur gut 100 Kindern zurück-
zuführen. Zum anderen lassen sich die Antworten oft nur schwer im Detail
vergleichen, da an einigen Stellen genaue Angaben fehlen.
Die wichtigsten Unterschiede liegen aber in den unterschiedlichen Schul-
systemen beider Länder begründet.
In Kanada verbringen schon Grundschüler den größten Teil des Tages in
der Schule, da sich der Schulbesuch bis in den Nachmittag hinein er-
streckt. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass die Kinder sowohl ihre Mit-
schüler als auch ihre Lehrer außer im Unterricht auch z.B. beim Mittages-
sen, beim Spielen oder anderen gemeinsamen Freizeitaktivitäten viel in-
tensiver erleben als ihre Altersgenossen in Deutschland. "Hausaufgaben"
werden in der Regel in der Schule erledigt. 43
Dies mag die unterschiedlichen Antworten z.B. bei den Fragen 9 bis 13
zumindest zum größten Teil erklären, bedarf meiner Ansicht nach noch
einer genaueren Analyse. Zumindest belegt dies aber, dass dem Elternhaus
und den hier gemachten (vorschulischen) Schreiberfahrungen der
Kinder eine größere Beachtung geschenkt werden muss als bisher.
Neben diesem sozialen Aspekt, den das kanadische Schulsystem bietet,
lassen sich auch für das Schreiben und Schreibenlernen Vorteile erken-
43 Vgl. Baurmann, J., 1996. Was wissen Schulanfänger über das Schreiben? Manuskript
zum Vortrag anlässlich des Symposions Deutschdidaktik in Berlin. S. 9
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