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Dokumentation Symposium - Caritas Behindertenhilfe und ...

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65Jörg StockmannErfahrungen eines spezialisierten somatischen KrankenhausesIm Krankenhaus Mara der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel werden seitJahrzehnten geistig behinderte Menschen in den Fachdisziplinen Epileptologie,Chirurgie <strong>und</strong> Innere Medizin behandelt. Aus Sicht des Internisten möchte ich Ihnendie Besonderheiten im medizinischen Vorgehen bei dieser Patientengruppeschildern.FallberichtDer 55jährige, mittelgradig geistig behinderte Mann mit Down-Syndrom wird vonMitarbeitern einer ca. 120 km von unserem Krankenhaus entfernten Einrichtung der <strong>Behindertenhilfe</strong>zu uns gebracht. Die Begleiter berichten, dass Herr M. in den letzten 3 Monaten 26 kgGewicht verloren habe. Bei ambulanten Untersuchungen seien zwar einige pathologische Bef<strong>und</strong>eerhoben worden, diesen habe man jedoch nicht vollständig auf den Gr<strong>und</strong> gehen können, daHerr M. nicht kooperativ genug gewesen sei. 10 Tage vor der jetzigen Aufnahme sei es zu einemakuten schmerzhaften Harnverhalt gekommen. Man habe Herrn M. im städtischen Klinikum für10 Tage mit Antibiotika behandelt. Die Behandlung sei aber wegen erheblicher „Verhaltensschwierigkeiten“(extrem unruhig <strong>und</strong> laut) vorzeitig, d. h. ohne vollständige Abklärung von pathologischenBef<strong>und</strong>en, beendet worden. Es gehe Herrn M. nicht gut, er habe offensichtlich weiterhinSchmerzen. Eine Erklärung für diese Schmerzen habe man im Krankenhaus nicht gef<strong>und</strong>en.Herr M. zeigt auf seinen Oberschenkel, er jammert, kann aber sonst keine Angaben machen.Der Verlauf in unserer Klinik stellte sich folgendermaßen dar: Durch Einbeziehung mehrererFachdisziplinen (Radiologie, Neurologie, Neurochirurgie, Urologie) kann nach umfangreichenUntersuchungen das Krankheitsbild ursächlich geklärt werden. Es zeigt sich eine fortgeschrittenebakterielle Entzündung einer Bandscheibe <strong>und</strong> der angrenzenden Wirbelkörper. Vermutlich damitzusammenhängend findet sich ein Urinaufstau in beiden Nierenbecken. Über einige Wochenmuss der Patient Bettruhe einhalten <strong>und</strong> intravenös Breitbandantibiotika erhalten. Die Schmerzenkönnen nur durch hochdosierte Morphiumgaben kontrolliert werden. Zur Beseitigung derHarnstauung müssen operativ Schienen in die Harnleiter eingelegt werden. Die ausreichendeErnährung des Patienten gelingt nur nach Anlage einer Magensonde durch die Bauchdecke(PEG). Es sind Venen- <strong>und</strong> Blasenkatheter erforderlich, deren Nutzen der Patient nicht erkennenkann <strong>und</strong> die er zu entfernen versucht. Deshalb ist eine zwischenzeitliche Fixierung der Händeerforderlich.Nach fast drei Monaten stationärer Behandlung hat der Patient schließlich deutlich an Gewichtzugenommen, kann das Bett wieder verlassen <strong>und</strong> ist schmerz- <strong>und</strong> entzündungsfrei. Es ist nicht

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