11.6 Die Transformationsformel für Lebesgue-IntegraleFür Riemann-Integrale kennen wir <strong>die</strong> folgende Transformationsformel. Ist ϕ : I → Î e<strong>in</strong>C 1 -Diffeomorphismus <strong>und</strong> f : Î → R stetig, so gilt∫∫f(ϕ(t)) · |ϕ ′ (t)| dt = f(x) dxIÎ=ϕ(I)Dies erhält man durch <strong>die</strong> Variablensubstitution x = ϕ(t). Wir wollen <strong>die</strong>se Formel aufLebesgue-Integrale im R n verallgeme<strong>in</strong>ern. Dazu er<strong>in</strong>nern wir zunächst nochmal an <strong>die</strong>Jacobi-Matrix e<strong>in</strong>er glatten Abbildung ϕ : U ⊂ R n −→ R m . Ist x e<strong>in</strong> Punkt der offenenMenge U, so ist <strong>die</strong> Jacobi-Matrix von ϕ <strong>in</strong> x gegeben durch⎛Dϕ(x) =⎜⎝∂ϕ 1∂x 1(x) . . .∂ϕ 2∂x 1(x) . . ...∂ϕ m∂x 1(x) . . .∂ϕ 1∂x n(x)∂ϕ 2∂x n(x).∂ϕ m∂x n(x)⎞.⎟⎠Satz 11.40 (Transformationsformel für das Lebesgue-Integral). Seien U <strong>und</strong> Voffene Teilmengen des R n <strong>und</strong> ϕ : U −→ V e<strong>in</strong> C 1 -Diffeomorphismus. E<strong>in</strong>e Funktionf : V → R ist genau dann Lebesgue-<strong>in</strong>tegrierbar, wenn (f ◦ ϕ) · |DetDϕ| : U → R Lebesgue<strong>in</strong>tegrierbarist. Es gilt dann∫∫f dλ n = (f ◦ ϕ) · |DetDϕ| dλ n .V =ϕ(U)UFolgerung 10: Ist A ⊂ U e<strong>in</strong>e Lebesgue-meßbare Menge <strong>und</strong> ϕ : U → V e<strong>in</strong> C 1 -Diffeomorphismus.Dann ist das Bild ϕ(A) ⊂ V ebenfalls Lebesgue-meßbar <strong>und</strong> man kann das<strong>Maß</strong> folgendermaßen berechnen:∫λ n (ϕ(A)) = |DetDϕ(x)| dλ n (x) (∗)ADie Lebesgue-Meßbarkeit von ϕ(A) folgt bereits aus Satz 11.13. Folgerung 10 verallgeme<strong>in</strong>ert<strong>die</strong> Formel für λ n (L(A)) für l<strong>in</strong>eare Abbildungen L : R n → R n aus Satz 11.13. Ist nämlichL l<strong>in</strong>ear, so gilt DL(x) = L für alle x ∈ R n <strong>und</strong> man erhält aus Folgerung 10∫∫λ n (L(A)) = |DetDL(x)| dλ n (x) = |DetL| dλ n = |DetL| · λ n (A) .AABeweis von Satz 11.40: 3Wir benutzen <strong>die</strong> Transformationsformel für Riemann-Integrale im R 1 <strong>und</strong> führen den allgeme<strong>in</strong>enFall mittels Induktion <strong>und</strong> dem Satz von Fub<strong>in</strong>i darauf zurück.1. Die Folgerung 10 ist offensichtlich e<strong>in</strong> Spezialfall von Satz 11.40 (Man setze f = 1). Wirzeigen als erstes, dass <strong>die</strong> Transformationsformel aus Satz 11.40 bereits aus Folgerung 103 Dieser Beweis stammt aus dem Buch von T. Bröcker: Analysis II58
folgt: Ist f e<strong>in</strong>e Treppenfunktion, so folgt aus (∗) <strong>und</strong> der L<strong>in</strong>earität des Integrals sofort, dass(f ◦ ϕ) · |DetDϕ| <strong>in</strong>tegrierbar ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> Integralformel aus Satz 11.40 gilt. Ist f : V → Rnichtnegativ, so wählt man e<strong>in</strong>e monotone Folge e<strong>in</strong>facher Funktionen f n ↑ f <strong>und</strong> erhält<strong>die</strong> Behauptung von Satz 11.40 aus dem Satz von Beppo Levi. E<strong>in</strong>e beliebige <strong>in</strong>tegrierbareFunktion f zerlegt man <strong>in</strong> f = f + −f − <strong>und</strong> benutzt <strong>die</strong> schon bewiesene Aussage für f ± . DieUmkehrung folgt, <strong>in</strong>dem man <strong>die</strong> Transformation ϕ −1 anwendet <strong>und</strong> analog argumentiert.Zum Beweis von Satz 11.40 genügt es also, <strong>die</strong> Formel (∗) aus Folgerung 10 zu beweisen:2. Weiterh<strong>in</strong> genügt es, folgende lokale Aussage zu beweisen: Jeder Punkt p ∈ U hat e<strong>in</strong>eoffene Umgebung W , so dass <strong>die</strong> Formel (∗) für <strong>die</strong> Transformation ϕ| W : W → ϕ(W ) gilt.Ist <strong>die</strong>s gezeigt, so überdeckt man U durch abzählbar viele solche offenen Mengen W j , j ∈ N,z.B. durch Kugeln mit rationalem Durchmesser <strong>und</strong> Mittelpunkt. Dann zerlegt man A <strong>in</strong>⋃disjunkte Teile A = ∞ A k mit A k ⊂ W j(k) <strong>und</strong> benutzt, dass beide Seiten von (∗) σ-additivs<strong>in</strong>d.k=13. Wir zeigen als nächstes, dass <strong>die</strong> Formel (∗) für n = 1 gilt: Die Transformationsformel fürdas Riemann-Integral zeigt, dass <strong>die</strong> <strong>Maß</strong>eµ 1 : A ∈ L(U) → λ 1 (ϕ(A)) <strong>und</strong>∫µ 2 : A ∈ L(U) → |DetDϕ(x)|dλ 1 (x)Aauf allen kompakten Intervallen übere<strong>in</strong>stimmen. Da <strong>Maß</strong>e unterhalb stetig s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> [a, b) =∞⋃[a, b − 1 n ] gilt, stimmen beide <strong>Maß</strong>e auch auf halboffenen Intervallen übere<strong>in</strong>. µ 1 <strong>und</strong> µ 2n=1s<strong>in</strong>d auf kompakten Mengen endlich <strong>und</strong> U läßt sich durch kompakte Mengen ausschöpfen.Folglich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> <strong>Maß</strong>e µ 1 <strong>und</strong> µ 2 σ-endlich. Nach dem Hahnschen Fortsetzungssatz, stimmendann µ 1 <strong>und</strong> µ 2 auf L(U) übere<strong>in</strong>.4. Gilt <strong>die</strong> Formel (∗) für zwei Transformationen ϕ : U → V <strong>und</strong> ψ : V → W , so gilt sieauch für <strong>die</strong> H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderausführung ψ ◦ ϕ : U → W . Dies folgt aus der Produktregel für<strong>die</strong> Determ<strong>in</strong>anteDet(D(ψ ◦ ϕ)(x)) = Det[(Dψ)(ϕ(x))] · Det[(Dϕ)(x)]<strong>und</strong> der Äquivalenz von (∗) <strong>und</strong> Satz 11.40.Die Formel (∗) gilt <strong>in</strong>sbesondere für <strong>die</strong> Permutation von Variablen, da <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eareAbbildung ist, für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Behauptung bereits <strong>in</strong> Satz 11.13 gezeigt wurde. Wir können alsoOBdA Variablen im Bildbereich <strong>und</strong> im Urbildbereich vertauschen, ohne <strong>die</strong> Gültigkeit von(∗) zu verletzen.5. Wir beweisen nun <strong>die</strong> lokale Aussage 2.) durch Induktion über n.Für n = 1 wurde <strong>die</strong> Behauptung bereits im Punkt 3.) gezeigt. Wir setzen voraus, dass <strong>die</strong>Behauptung <strong>in</strong> Dimension n − 1 gilt <strong>und</strong> schließen auf <strong>die</strong> Dimension n.Sei ϕ : U → ϕ(U) = V e<strong>in</strong> Diffeomorphismus <strong>und</strong> p ∈ U. Da Dϕ(p) ≠ 0, kann man nachPermutation von Koord<strong>in</strong>aten <strong>in</strong> U <strong>und</strong> V annehmen, dass ∂ϕ1∂x 1(p) ≠ 0. Wir zerlegen nun ϕlokal um p wie folgt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Verknüpfung zweier Abbildungen:Sei ψ(x 1 , . . . , x n ) := (ϕ 1 (x), x 2 , . . . , x n ). Dann gilt59
- Seite 6:
11.2 σ-Algebren und Maße11.2.1 De
- Seite 13 und 14: Folglich ist A ∪ B ∈ A µ ∗.I
- Seite 15 und 16: OBdA können wir voraussetzen, dass
- Seite 19: Es genügt also zu zeigen, dass σ(
- Seite 24: Dann istT (A) = T (A ∩ ⋃ jQ j )
- Seite 28 und 29: 2. {x ∈ X | f(x) ≥ a} ∈ A ∀
- Seite 30 und 31: Nach Definition gilt f n ≤ f. Die
- Seite 34 und 35: 11.4 Integration meßbarer Funktion
- Seite 36 und 37: Satz 11.23 (Satz von Beppo Levi üb
- Seite 38 und 39: Definition: Sei (X, A, µ) ein Maß
- Seite 40 und 41: Beweis:1. Da |f| = f + + f − , gi
- Seite 42 und 43: ( ∫ )konvergiert die Folge |f|dµ
- Seite 44 und 45: Da f auf der Menge [a, b] \ (N ∪
- Seite 46 und 47: Satz 11.33.1. Jede σ-Algebra ist m
- Seite 48 und 49: Also ist die Abbildung x ∈ X ↦
- Seite 50 und 51: Wir zeigen, dass λ σ-additiv ist:
- Seite 52 und 53: wachsende Folge von einfachen Funkt
- Seite 54 und 55: Satz 11.38. Seien (X, A, µ) und (Y
- Seite 56 und 57: Beispiel 1: Sei A ⊂ R n Lebesgue-
- Seite 60 und 61: ⎛Dψ =⎜⎝∂ϕ 1∂x 1∣ ∣
- Seite 62 und 63: x 3ϕ 2x 2ϕ 1x 1Offensichtlich gil
- Seite 64 und 65: 1∫4. Sei E := C([0, 1], R) und
- Seite 66 und 67: Beweis: Für p = 1 ist die Behauptu
- Seite 68 und 69: Somit ist die Reihef nj (x) +∞∑
- Seite 70 und 71: dicht im Raum der L p -Funktionen L
- Seite 72 und 73: Sei nun B 2 = {x ∈ C | ‖x‖ <
- Seite 74 und 75: erhält man:Mat ( g(ɛ 1 . . . ɛ k
- Seite 77 und 78: 11.9 Wiederholungsfragen zur Prüfu
- Seite 79 und 80: 11.11 Übungsaufgaben zu Kapitel 11
- Seite 81 und 82: erfüllt ist. Bezeichne mit B(X) di
- Seite 83 und 84: Aufgabe 11.21Sei (X, A, µ) ein Ma
- Seite 85 und 86: Aufgabe 11.29Begründen Sie, warum
- Seite 87: das wesentliche Supremum von f. Bew