91auf das zunehmende Potential des Recyclings bei steigendem Aufwand derPrimärrohstoffgewinnung bzw. bei steigenden Rohstoffpreisen <strong>und</strong> auf die Möglichkeit derReduktion der Materialintensität im Land hingewiesen. Zudem wird ein Konzept beschrieben,nach dem nicht-erneuerbare Ressourcen dann nachhaltig gewonnen werden, wenn dieRohstoffeffizienz prozentual stärker steigt, als die Reduktion der verfügbaren Vorkommen durchRohstoffabbau. Des Weiteren wird auf Substitution als bedeutendes Werkzeug zur Reduktionkritischer Rohstoffe im Produktionsprozess verwiesen. Insgesamt gibt es demnach keinestatischen Grenzen des Wachstums. Es wird angemerkt, dass „ die Wirtschaftsleistung trotzerschöpfbarer Ressourcen nicht zu sinken braucht, solange eine Abnahme derRohstoffvorkommen durch entsprechende Zunahme des Kapitaleinsatzes ausgeglichen werdenkann“[CH03]. Jedoch wird hinterfragt, ob es heute genügend Anreize gibt, den Kapitaleinsatzzu erhöhen, bzw. genug zu investieren. Es wird diesbezüglich weiter darauf hingewiesen, dassein solcher verstärkter Kapitaleinsatz Schäden an Natur <strong>und</strong> Landschaft nicht wird ausgleichenkönnen, weshalb ethische Gesichtspunkte mit zu berücksichtigen sind [CH03]. Des Weiterenwird Lagerhaltung in der Schweiz <strong>für</strong> spezifische Energie- <strong>und</strong> Agrarrohstoffe betrieben, <strong>für</strong>mineralische Rohstoffe wird dies nicht diskutiert.Die Verfügbarkeit metallischer Rohstoffe ist insbesondere <strong>für</strong> die wirtschaftlich starke <strong>und</strong>exportorientierte schweizerische Maschinen-, Elektro- <strong>und</strong> Metallindustrie, vertreten durch denVerband „Swissmem“, von Bedeutung. Basierend auf einer Umfrage bei SchweizerUnternehmen identifizierte Swissmem die Rohstoffe Chrom, Molybdän, Magnesium, Wolfram,Graphit <strong>und</strong> Kobalt als besonders kritisch <strong>für</strong> die Schweizer Wirtschaft [CH08]. Der Verbandsieht die Sicherstellung der Rohstoffversorgung bei diesen <strong>und</strong> einigen der sogenannten„Gewürzmetalle“ als potenziell gefährdet an. Dies gilt vor allem, wenn die Rohstoffproduktionregional stark konzentriert ist wie bei Wolfram, Niob, Palladium <strong>und</strong> Seltenen Erden. Dieschweizerische Maschinen-, Elektro- <strong>und</strong> Metallindustrie begegnet diesen Herausforderungenmit vorbeugenden unternehmerischen Maßnahmen. Als Fazit wird eine Rohstoffstrategie <strong>für</strong> dieSchweiz gefordert, „welche in die Außenwirtschaftspolitik eingebettet ist“ [CH08].Die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen wurde vom Schweizer B<strong>und</strong>esrat bereits 1997 in der„Strategie nachhaltige Entwicklung in der Schweiz“ thematisiert [CH09]. Im Nachfolgebericht2002 wurde die Einführung einer „integrierten Produktpolitik“ (IPP) beschlossen [CH10]. DerStand der Bearbeitung einzelner Teilprojekte zum Thema <strong>und</strong> der Handlungsbedarf wurden imJahr 2006 im Bericht „Nachhaltige Rohstoffnutzung <strong>und</strong> Abfallentsorgung“ des „B<strong>und</strong>esamtes<strong>für</strong> Umwelt“ (BAFU) konkretisiert. Das Ziel einer „Nachhaltigen Nutzung von Rohstoffen“ sollüber eine institutionelle Verankerung, ein gezieltes Engagement auf internationaler Ebene <strong>und</strong>über maßgeschneiderte Ansätze zur Implementierung <strong>und</strong> Evaluation einer integriertenProduktpolitik erreicht werden. Die Umsetzung von Maßnahmen <strong>für</strong> eine integrierteProduktpolitik soll die Nachfrage hin zu Produkten verschieben, die einen hohenwirtschaftlichen, ökologischen <strong>und</strong> sozialen Standard aufweisen. Dies über den gesamtenProduktlebenszyklus hinweg [CH11]. Des Weiteren wird ein besserer Absatz vonSek<strong>und</strong>ärrohstoffen, u.a. durch Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Sek<strong>und</strong>ärrohstoffeangestrebt. Es wird vorgeschlagen zu prüfen, ob die Festlegung ökologischer Qualitätskriterien<strong>für</strong> Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärrohstoffe, die Anpassung technischer Normen sowie die öffentlicheBeschaffung als Vorreiter den Absatz von Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen erhöhen könnten.Marktwirtschaftliche Instrumente zur Förderung der Sek<strong>und</strong>ärrohstoffe werden auf Gr<strong>und</strong>lageeiner Abgabe auf internationaler Ebene ebenfalls diskutiert. Die weiteren Punkte des Berichtsbeziehen sich auf die nachhaltige Ausrichtung der Schweizer Abfallwirtschaft. Im Wesentlichen
92zielen sie auf eine generelle Minimierung des Ressourcenverbrauchs <strong>und</strong> eine bessereUmweltverträglichkeit der Abfallwirtschaft. Sowohl Produzenten als auch Konsumenten <strong>und</strong>der Vertrieb sollten in die Umsetzung der Ziele eingeb<strong>und</strong>en werden. Im Bericht wird explizitauf die Gleichwertigkeit der drei Säulen der Nachhaltigkeit hingewiesen. Auch wenn einökologisches Ziel erreicht werden soll, müssen „die eingesetzten Instrumente <strong>und</strong> Maßnahmenauch den ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklunggenügen“ [CH11].Der vierte Bericht „Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung 2012 – 2015“ [CH12], der vom„B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Raumentwicklung“ (ARE), Sektion „Nachhaltige Entwicklung“, federführendbearbeitet wurde, enthält einen Aktionsplan zu nachhaltigen Entwicklung, der stärker als zuvorquerschnittsorientierte Lösungsansätze verfolgt. In der Strategie werden zehn bedeutende„Schlüsselherausforderungen“ formuliert, darunter die Steigerung der wirtschaftlichenProduktivität der Schweiz bei gleichzeitiger Entkopplung von Ressourcen- <strong>und</strong>Energieverbrauch sowie Ausrichtung des Konsums auf eine nachhaltige Entwicklung. Folgendelaufende <strong>und</strong> zukünftige Maßnahmen werden genannt, um diese Herausforderung anzugehen(Auswahl):Weiterführung <strong>und</strong> Förderung der integrierten Produktpolitik durch Förderung der„grünen“ öffentlichen BeschaffungFörderung von Maßnahmen zur Schließung von StoffkreisläufenFörderung der Erstellung von ÖkobilanzenDie Entwicklung von Standards <strong>und</strong> eines Netzwerks zum Themenfeld „NachhaltigesBauen“ sowie von Zertifizierungssystemen <strong>für</strong> nachhaltige ImmobilienFörderung der verantwortungsvollen Unternehmensführung (Corporate Social Responsibility– CSR) – auch in Entwicklungs- <strong>und</strong> SchwellenländernEffizientere Gestaltung des IT- <strong>und</strong> Kommunikationssektors (IKT), beispielsweisedurch das Schließen von Kreisläufen, eine gezielte öffentliche Beschaffung sowie dieFörderung der Substitution seltener Rohstoffe <strong>und</strong> den Ausbau des RecyclingsWeitere Umsetzung des „Masterplans Cleantech“ zur Bündelung <strong>und</strong> Koordination derKräfte- <strong>und</strong> Aktivitäten im Bereich Ressourcen- <strong>und</strong> Energieeffizienz in der Schweiz(s.u.)Zudem wird im Rahmen weiterer Schlüsselherausforderungen angestrebt, nicht nachhaltigeSubventionen abzubauen <strong>und</strong> das Steuersystem kostenneutral ökologischer auszurichten, um dieFinanzierung der öffentlichen Haushalte <strong>und</strong> der Sozialversicherungen langfristig zu sichern[CH12].Im Jahr 2011 wurde die offizielle Schweizer Strategie zur Förderung der Ressourceneffizienz<strong>und</strong> der erneuerbaren Energien durch das „Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement“(EVD) <strong>und</strong> das „Eidgenössischen Departement <strong>für</strong> Umwelt, Verkehr, Energie <strong>und</strong>Kommunikation“ (UVEK) gemeinsam erarbeitet <strong>und</strong> durch den B<strong>und</strong>esrat verabschiedet. Der„Masterplan Cleantech“ dient dabei als „Politikkoordinationsinstrument, welches in denkommenden Jahren weiterentwickelt wird“ [CH04]. Der Masterplan formuliert folgende Vision:„Die Schweiz verringert ihren Ressourcenverbrauch auf ein naturverträgliches Maß(Fußabdruck „eins“). Sie nimmt im Cleantech-Bereich als Wirtschafts- <strong>und</strong> Innovationsstandort