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DAS ERREICHTE NICHT VERSPIELEN - Sachverständigenrat zur ...

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Stabilität des internationalen Finanzsystems 89<br />

Das Wichtigste in Kürze<br />

Die globalen Finanzmärkte sind in diesem Jahr in schwere Turbulenzen geraten. Nach einer langen<br />

Schönwetterphase breitete sich im Sommer 2007 eine massive Vertrauens- und Liquiditätskrise<br />

aus. Die Stabilität des Systems konnte nur durch ungewöhnlich umfangreiche Interventionen der<br />

wichtigsten Notenbanken gesichert werden. Mittlerweile hat sich die Situation etwas beruhigt, aber<br />

noch immer ist unklar, wie groß die Risiken und die Belastungen sind, die sich aus der Krise des<br />

US-amerikanischen Immobilienmarkts für die internationalen Finanzmärkte ergeben.<br />

Die Ursachen sind komplex. Mit einer zu expansiven Zinspolitik der Federal Reserve (Fed)<br />

wurde in den Jahren 2003 bis 2005 ein makroökonomisches Umfeld geschaffen, das nicht nur einen<br />

Immobilienboom auslöste, sondern zugleich hohe Anreize für Finanzmarktakteure schuf, die<br />

wie zum Beispiel Hedgefonds, ihre Rendite über einen hohen Verschuldungsgrad „hochhebeln“.<br />

Destabilisierend wirkten die umfangreichen Devisenmarktinterventionen von Notenbanken aus<br />

Schwellenländern. Sie verhinderten eine schwere Abwertung des US-Dollar, die sich − über höhere<br />

Preise und Zinse − dämpfend auf die Verschuldungsneigung der privaten Haushalte ausgewirkt<br />

hätte. Problematisch ist auch der Carry Trade, vor allem gegenüber dem japanischen Yen. Er bot<br />

risikofreudigen Akteuren selbst dann noch eine sehr billige Refinanzierungsquelle, als die Leitzinsen<br />

der US-Notenbank wieder ein neutrales Niveau erreicht hatten. Zudem führte er zu einer Abwertung<br />

des Yen gegenüber dem US-Dollar, die die globalen Leistungsbilanzungleichgewichte<br />

noch verstärkte.<br />

Der Umfang und die weltweite Verbreitung der US-Immobilienkrise wären ohne neuartige Techniken<br />

der Verbriefung nicht möglich gewesen. Sie förderten das Modell „originate and distribute“,<br />

das es Banken in den Vereinigten Staaten erlaubte, Kredite an private Haushalte zu vergeben und<br />

sie dann an Investoren in der ganzen Welt zu veräußern. Mit der Verbriefung sind zudem die Kreditvergabe-Standards<br />

deutlich gesenkt worden, da es über die „Strukturierung“ möglich ist, aus<br />

Kreditportfolios mit zweitklassiger Qualität einen hohen Prozentsatz erstklassig bewerteter Finanztitel<br />

zu destillieren. Hierbei kommt den Rating-Agenturen eine wichtige Rolle zu, da sie gleichsam<br />

das Prüfsiegel für solche Produkte vergeben.<br />

Die größte Bedrohung für die Statik des Finanzsystems war jedoch die massive Fristentransformation<br />

durch Quasi-Banken (Conduits und Structured Investment Vehicles). Sie sorgten dafür, dass<br />

die langfristigen US-Hypotheken in sehr kurzfristige Titel (Asset-Backed Commercial Paper)<br />

transformiert wurden. Anders als regulierte Banken hielten diese Vehikel kein Eigenkapital vor<br />

und sie vernachlässigten das Risiko, dass sich für die von ihnen emittierten Titel keine Erwerber<br />

mehr finden ließen. Da diese Quasi-Banken nur mit Kreditzusagen eines etablierten Kreditinstituts<br />

betrieben werden konnten, kam es im Sommer 2007 dazu, dass die bei ihnen auftretenden Liquiditätsprobleme<br />

die Stabilität des gesamten Bankensystems bedrohten. Es war daher unvermeidlich,<br />

dass die Notenbanken als Lender of last Resort in vielen Ländern sehr umfassende Liquiditätshilfen<br />

bereitstellten.<br />

Anders als vielfach befürchtet ist von Hedgefonds in diesem Jahr keine systemische Gefahr für<br />

das Finanzsystem ausgegangen, obwohl einige größere Fonds geschlossen werden mussten.

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