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DAS ERREICHTE NICHT VERSPIELEN - Sachverständigenrat zur ...

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Die treibenden Kräfte 115<br />

158. Der Dreh- und Angelpunkt liegt in der korrekten Wiedergabe der Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

der verschiedenen Tranchen. Bei der Bewertung sind die Rating-Agenturen, wie alle Marktteilnehmer,<br />

auf statistische Modelle angewiesen, die auf den Ausfallwahrscheinlichkeiten und Korrelationen<br />

der Vergangenheit basieren. Bei der Strukturierung besteht das Problem darin, dass Abweichungen<br />

von den historischen Werten zu einen größeren Anpassungsbedarf erfordern als zum<br />

Beispiel bei einer traditionellen Unternehmensanleihe. So kann schon eine leicht erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

dazu führen, dass die BBB-Tranche im ersten Pool überhaupt nicht mehr bedient<br />

wird, so dass es im zweiten Pool zu einem deutlich höheren Verlust auch bei den AAA-Tranchen<br />

kommt. Besonders problematisch an der Bewertung aufgrund von Ausfallwahrscheinlichkeiten,<br />

die in der Vergangenheit beobachtet wurden, ist die Tatsache, dass der stark wachsende Markt<br />

für strukturierte Produkte eine noch relativ neue Erscheinung ist, für den keine zuverlässigen Werte<br />

verfügbar sind. Aus diesem Grund sind viele der verbrieften Kredite heute kaum mehr am Markt<br />

zu veräußern, so dass Banken gezwungen sind, die in Zweckgesellschaften gehaltenen Aktiva in<br />

ihre eigenen Bilanzen zu übernehmen.<br />

159. Die Problematik der Tranchierung wird noch verstärkt, wenn Equity-Tranchen von Hedgefonds<br />

erworben werden, die ihrerseits Fremdkapital als Leverage einsetzen. Da die Equity-Tranche<br />

ein weitaus größeres Ausfallrisiko aufweist als eine sichere Anleihe, ist die tatsächliche Hebelwirkung<br />

noch deutlich höher als die Relation aus Fremdkapital und eigenen Mitteln des Fonds. Die<br />

Agentur Fitch Ratings geht davon aus, dass dieser Effective Leverage Werte von bis zu 20 annehmen<br />

kann (Fitch Ratings, 2007).<br />

Die Entwicklung der Märkte für den Transfer von Kreditrisiken<br />

160. Die direkte und die synthetische Verbriefung von Bankkrediten haben weltweit sehr stark<br />

zugenommen. Dies gilt insbesondere für die Vereinigten Staaten, wo in den letzten 25 Jahren<br />

ganze Wellen der Verbriefung zu beobachten waren (Schaubild 36, Seite 116). Anfänglich erstreckte<br />

sich die Verbriefung auf Hypotheken, die von quasi-staatlichen Institutionen abgesichert<br />

wurden (es handelt sich dabei insbesondere um Hypothekenfinanzierer), dann kamen Hypothekenverbriefungen<br />

privater Emittenten dazu. Später wurden dann auch Kreditkartenforderungen, Konsumenten-<br />

und Unternehmenskredite verbrieft. Insgesamt belaufen sich die verbrieften Verbindlichkeiten<br />

auf mehr als 10 Bio US-Dollar, das entspricht in etwa der Hälfte aller ausstehenden privaten<br />

Schulden der US-amerikanischen Volkswirtschaft (Bhatia, 2007).<br />

161. Auch in Europa hat die Verbriefung in den letzten Jahren erheblich zugenommen, sie ist allerdings<br />

bei weitem nicht so verbreitet wie in den Vereinigten Staaten. Bei den Emissionen nimmt<br />

das Vereinigte Königreich eine herausragende Rolle ein. Mit deutlichem Abstand folgen Spanien,<br />

Deutschland und Italien (Schaubild 37, Seite 117).<br />

Bezieht man die Emissionen auf das Bruttoinlandsprodukt, so liegt das Vereinigte Königreich weiterhin<br />

an erster Stelle, es folgen dann jedoch Irland, die Niederlande und Spanien. Deutschland<br />

liegt in dieser Rangfolge weit <strong>zur</strong>ück. Die großen Differenzen bei der Verbriefung innerhalb Europas<br />

sind vor allem auf die landesspezifischen Entwicklungen auf den Immobilienmärkten <strong>zur</strong>ückzuführen.

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