23.01.2018 Aufrufe

buch_z_jän2018_WEB

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

"DIE ZILLACHTOLARIN" BAT BARBARA KAINZNER-ABENDSTEIN ZUM INTERVIEW<br />

Barbara, du leitest seit Kurzem das Caritas-<br />

Zentrum Zillertal - wie bist du zu dieser<br />

Aufgabe gekommen?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein: „Ich bin seit<br />

17 Jahren im Caritas-Zentrum Zillertal beschäftigt<br />

und habe in dieser Zeit schon in<br />

vielen unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet<br />

und viele spannende Projekte initiiert.<br />

Das Caritas-Zentrum Zillertal ist mir in all<br />

diesen Jahren wirklich ans Herz gewachsen<br />

und ich freu mich sehr, dass man mich nun<br />

mit der Leitung des Hauses betraut hat.“<br />

Das Zentrum ist ein nicht mehr wegzudenkender<br />

Bestandteil des Tales. Wie kam es<br />

damals zur Gründung, wer waren die Initiatoren?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein. „Der Grundstein<br />

dazu wurde von der Elterninitiative<br />

„Verein Sonnenschein“ und Pfarrer Erwin<br />

Gerst gelegt. Ursprünglich war der heilpädagogische<br />

Kindergarten der Caritas im<br />

Pfarrhof Uderns untergebracht. Mit viel Herzblut<br />

und Engagement setzten sich Pfarrer Erwin<br />

Gerst und die Eltern dafür ein, ein Haus<br />

für Kinder und Jugendliche mit Behinderung<br />

im Zillertal zu schaffen. Sie fanden zahlreiche<br />

Unterstützer - sowohl von öffentlicher<br />

Seite als auch privat - und holten die Caritas<br />

als Träger mit ins Boot. 1997 wurde das Caritas-Zentrum<br />

Zillertal in Uderns eröffnet.“<br />

Menschen mit Behinderung gehören heutzutage<br />

einfach zur Gesellschaft dazu und<br />

werden akzeptiert. Das war nicht immer<br />

so. Was hat sich deiner Meinung nach verändert/getan?<br />

Was wünscht du dir, soll in<br />

dieser Richtung noch passieren?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein: „Im Umgang<br />

mit Behinderung hat sich im Laufe<br />

der Zeit einiges getan, die Zeiten, in denen<br />

man Menschen mit Behinderung versteckt<br />

hat, sind Gott sei Dank vorbei. Die Berührungsängste<br />

sind durch die Thematisierung<br />

in der Öffentlichkeit und Institutionen wie<br />

der Caritas geringer geworden. Integrative<br />

Kindergärten, Projekte für ein gemeinsames<br />

Miteinander und eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit<br />

tragen Früchte; trotzdem<br />

ist Inklusion immer noch eine große Herausforderung<br />

in unserer Gesellschaft.“<br />

Bei euch werden 21 Personen mit speziellen<br />

Bedürfnissen betreut. Wie gestaltet sich<br />

euer „Alltag“ neben den vielen tollen Projekten,<br />

die ihr durchführt?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein: „Die angesprochenen<br />

Projekte, allen voran das Projekt<br />

„Caritas und Du im Betrieb“, bei dem<br />

Menschen mit Behinderung die Möglichkeit<br />

geboten wird, in die Berufswelt hineinzuschnuppern,<br />

bringen Abwechslung in den<br />

Caritas-Alltag. Bei uns im Haus steht der<br />

Mensch im Mittelpunkt. Wir versuchen einen<br />

selbstbestimmten und selbstorganisierten<br />

Tagesablauf zu ermöglichen, bei dem<br />

sich jeder nach Möglichkeit mit seinen Talenten<br />

und Fähigkeiten einbringen kann.“<br />

Im Haus befinden sich auch ein integrativer<br />

Kindergarten, eine Kinderkrippe, das<br />

Eltern-Kind-Zentrum und hier findet auch<br />

Schülerbetreuung statt. Begegnungen, die<br />

nicht alltäglich sind, finden statt. Macht es<br />

genau diese Mischung aus, die das Haus zu<br />

so einem besonderen Ort macht?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein: „Das Caritas-<br />

Zentrum Zillertal ist immer schon ein Ort<br />

der Begegnung gewesen und soll dies auch<br />

weiterhin sein. Insbesondere die Einrichtungen<br />

im Kinderbereich stellen eine große<br />

Bereicherung für unser Haus dar, da gerade<br />

für Kinder der Umgang mit Menschen mit<br />

Behinderung unkompliziert und frei von<br />

jeglichen Vorurteilen ist. Für ein Kind ist es<br />

normal, verschieden zu sein. Eine besondere<br />

Rolle kommt auch den vielen freiwilligen<br />

und ehrenamtlichen Mitarbeitern zu,<br />

die tagtäglich im Caritas-Zentrum Zillertal<br />

ein und aus gehen und zusätzliche Begegnungen<br />

möglich machen. Spannend ist<br />

auch das Zusammentreffen mit den vielen<br />

Jugendlichen, die im Rahmen von Schulprojekten,<br />

Praktika oder Einkehrtagen in unserem<br />

Haus soziale Erfahrungen sammeln und<br />

ihren Beitrag zu einem sozialen Miteinander<br />

leisten.“<br />

Die Leitung ist sicherlich eine spannende<br />

Herausforderung. Welche Visionen hast du<br />

für das Caritas-Zentrum Zillertal?<br />

Barbara Kainzner-Abendstein: „Meine Vision<br />

ist es, das Haus noch weiter zu öffnen<br />

und auch für andere Gruppen in der<br />

Gesellschaft zugänglich zu machen. Das<br />

Caritas-Zenrum hier im Zillertal soll eine Erweiterung<br />

der Caritas-Zentrale in Innsbruck<br />

sein, sie soll eine Anlaufstelle für Menschen<br />

in Notlagen sein und ein Ort, wo in unterschiedlichen<br />

Bereichen Hilfe angeboten<br />

wird. Es ist durchaus angedacht, das Beratungsangebot<br />

hier im Haus zu erweitern<br />

und beispielsweise auch Sozialberatung<br />

und Beratung für pflegende Angehörige<br />

unterzubringen. Weiters soll auch die Kooperation<br />

mit Künstlern und Kulturträgern<br />

forciert werden, da dadurch neue Begegnungsräume<br />

und Betätigungsfelder geschaffen<br />

werden.“<br />

Was ist eine echte „Zillachtolarin“ für dich?<br />

„Ich weiß nicht, ob man das so verallgemeinern<br />

kann, aber was mich betrifft, und ich<br />

bin sicher auch eine echte „Zillachtolarin“,<br />

kann ich nur sagen, dass ich hier im Tal tief<br />

verwurzelt, aber trotzdem immer offen für<br />

Neues bin. Im übertragenen Sinne gilt dies<br />

auch für das Caritas-Zentrum, das den bewährten<br />

Weg des Miteinanders weitergeht<br />

und gleichzeitig Möglichkeiten schafft, neue<br />

Wege zu gehen.“<br />

120 Zillachtolarin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!