23.01.2018 Aufrufe

buch_z_jän2018_WEB

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

kurz vor Schulbeginn sitzen zum Teil sogar<br />

etwas mehr als 300 Personen gebannt auf<br />

ihren Plätzen. Eine wissenschaftliche Abhandlung<br />

wurde mit Leben erfüllt und mit<br />

Laienschauspielern aufgeführt. Lebenswelten<br />

von historischen wie fiktiven Figuren<br />

prallen in rund zwei Stunden aufeinander.<br />

Aber worin unterscheidet sich für Martina<br />

Keiler „Der Zillertaler” von anderen Stücken<br />

aus eigener Feder? „Es war kein historischer<br />

Stoff, mit dem ich mich befasst<br />

habe. Es ist mir gelungen, ein zeitloses Thema<br />

zum Thema zu machen. Und ich habe<br />

viel Mut dazu gebraucht.“ Ihr sei sehr wohl<br />

bewusst gewesen, dass Diskussionen folgen<br />

könnten. „Umso schöner sind die großteils<br />

positiven Rückmeldungen. Jeder, der es zuließ,<br />

hat sich in einer Person des Stücks wiedergefunden.“<br />

So habe etwa eine Bäuerin angerufen: „Ich<br />

habe mich in diesem Stück selbst erkannt.<br />

Wir pachten dazu, wir buggeln und ich frage<br />

mich, ob unser Bub nicht eines Tages auf<br />

der Strecke bleibt (weil auch er funktionieren<br />

will und muss)“, hat sie gemeint. Auch<br />

Unternehmer aus dem Tourismus haben<br />

Rückmeldung gegeben. „Wir haben uns<br />

mit der Familie an einen Tisch gesetzt und<br />

diskutiert. Ja, wir hatten erstmals wieder<br />

füreinander Zeit.“ Sie müssten wieder eine<br />

Familie werden.<br />

» Ich wollte nie<br />

den Zeigefinger einer<br />

Besserwisserin heben,<br />

aber eines weiß ich:<br />

Wir müssen wieder<br />

das Maß im Leben<br />

finden. Das klingt<br />

zwar simpel, ist aber<br />

irrsinnig schwer «<br />

Martina Keiler,<br />

Autorin<br />

Dieser Erfolg habe viele Eltern. Egal ob<br />

Schauspieler, Gemeinde und Volksschule,<br />

Musikkapelle, Feuerwehr sowie viele andere<br />

Helfer und vor allem das Publikum. Der<br />

Zufall wollte es, dass unter den Premierenbesuchern<br />

(ja, natürlich waren auch Damen<br />

darunter) ein Theaterkritiker der Salzburger<br />

Nachrichten saß. „Überraschung und Freude<br />

war bei uns allen dann riesengroß, dass<br />

wir sogar die komplette Titelseite des Kulturteils<br />

bekommen haben. Zur gleichen Zeit<br />

waren nämlich in Salzburg die letzten Proben<br />

im Gange und die Bregenzer Festspiele<br />

waren gerade gestartet. Auch über andere<br />

Kritiken haben wir uns sehr gefreut.“ Außerdem<br />

habe sich die ehemalige Chorleiterin<br />

der Bregenzer Festspiele nach einer Vorstellung<br />

vor der Laienbühne verneigt. „Zugegeben:<br />

Da waren wir alle schon mächtig<br />

stolz.“ Das sei auch der Fall gewesen, als<br />

der letzte Vorhang im Volksschauspielhaus<br />

fiel. Bei allen Akteuren sei so etwas wie<br />

Wehmut spürbar gewesen, und zugleich<br />

ein unvergleichliches Gefühl absoluter Zufriedenheit.<br />

„Immerhin sind 30 Personen<br />

über fünf Wochen immer aufeinander gepickt<br />

und haben in 20 Vorstellungen inklusive<br />

Generalprobe wirklich alles aus ihrem<br />

Innersten rausgeholt und zum Besten gegeben.<br />

Das ist echte Leidenschaft.“<br />

Obwohl im Stück immer wieder die Sehnsucht<br />

nach der guten, alten Zeit durchkommt,<br />

freut sich die Aschauerin in ihrem<br />

Resümee über eine Besonderheit der Gegenwart.<br />

„Für die Probenarbeit und die<br />

Aufführungen hatten wir eine Gruppe auf<br />

WhatsApp gegründet. Das Faszinierendste<br />

daran ist, dass diese Gruppe nach wie vor<br />

existiert und sie noch niemand aus diesem<br />

zusammengeschweißten Haufen verlassen<br />

hat. „Ich liebe das Zillertal als meine<br />

Heimat. Ich schätze und liebe seine Menschen.“<br />

So wie andere werde auch sie dafür<br />

kämpfen und auf das Tal aufpassen. „Trotz<br />

aller Geschäftstüchtigkeit dürfen wir unsere<br />

Identität nicht verlieren, nicht verkaufen.<br />

Und wir müssen wieder Zeit finden: für<br />

Geselligkeit, einen ‚Huagacht’ und füreinander.“<br />

62 Zillachtolarin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!