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<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 1 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

DEUTSCHLAND<br />

17<br />

die eine zunehmend unwirksame Geldpolitik als Kollateralschaden<br />

erzeugen. Wachstum scheint in weiter Ferne.<br />

Foto: © Leontura von www.istockphoto.com<br />

Ein Abschwung fast aller wichtigen<br />

Volkswirtschaften und Währungsräume<br />

ist aber besonders für die<br />

Geld- und Fiskalpolitik gefährlich.<br />

Rendite durch ökologischen Umbau<br />

Dabei liegt ein neues Zeitalter des Fortschritts vor uns. Die Zukunft<br />

hat sehr wohl eine Rendite und die Welt eine Zukunft. Es ist keine höhere<br />

Rendite vorstellbar, als Verfahren und Produkte zu entwickeln,<br />

die die Welt vor ihrem ökologischen Untergang retten. Digitale Innovationen<br />

können ebenso die Produktivität unserer<br />

Ressourcen enorm erhöhen und sie dadurch<br />

schonen: Ernteerträge und medizinische Versorgung<br />

können durch den Einsatz von Daten<br />

und Künstlicher Intelligenz deutlich erhöht und<br />

verbessert werden.<br />

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem dreifachen<br />

Strukturwandel: Erstens steht die globale Weltordnung vor tiefgreifenden<br />

Verschiebungen, zweitens disruptiert die digitale Transformation<br />

ganze Branchen und Wertschöpfungsketten, darunter die<br />

für Deutschland so wichtige Automobilindustrie, und drittens entwertet<br />

die Dekarbonisierung den fossilen Kapitalstock. Öffentliche<br />

Investitionen sind notwendig, nicht aus konjunkturellen, aber aus<br />

strukturellen Gründen, um Infrastruktur, Bildung und Forschung voranzubringen.<br />

Ein mehrjähriges Investitionsprogramm ist möglich<br />

und nötig. Die schwarze Null ist nicht sakrosankt, sondern eine wichtige<br />

konjunkturpolitische Größe. Die Schuldenbremse ist gut, sollte<br />

aber modifiziert werden, denn sie ist ein strukturpolitisch wichtiger<br />

Hebel. Momentan sind die Grenzen zu eng gesetzt. Denn es geht darum,<br />

das langfristige Potenzialwachstum zu stärken. Nur eine starke<br />

Wirtschaft kann die Folgen von Strukturwandel und Demographie<br />

bewältigen, ohne sie zu einem gesellschaftlichen Verteilungskonflikt<br />

werden zu lassen. Generationengerechtigkeit bedeutet insbesondere<br />

in Zeiten des Wandels, der Umbrüche und Umwertungen, der nächsten<br />

Generation einen modernen, nachhaltigen und produktiven Kapitalstock<br />

zu überlassen.<br />

Kreative Unternehmer sind die Wachstumstreiber<br />

Doch statt neues Wachstum durch klare und verlässliche Regulierung<br />

sowie Investitions- und Innovationsanreize zum Gegenstand<br />

unternehmerischer Aktivität zu machen, wird der Status quo politisch<br />

verteidigt. Es ist keinesfalls allein die Geldpolitik, die mit niedrigen<br />

Zinsen die Wirtschaft und die Gesellschaft in den Erhalt des<br />

Alten zwingt. Es ist der Mut der Politik und der Aufbruch der Gesellschaft,<br />

die neue Rendite schaffen. Der Ökonom Joseph A. Schumpeter<br />

wusste, wer Träger von Fortschritt ist: der kreative Unternehmer.<br />

Wachstum ist die Folge von Fortschritt.<br />

Wer kein Wachstum will, verhindert Fortschritt.<br />

Wer heute Wachstum und Marktwirtschaft<br />

für unvereinbar mit Klimaschutz und<br />

Gerechtigkeit hält, hat beide Konzepte nicht<br />

verstanden.<br />

Insbesondere die Politik kann im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

die Weichen für ein Jahrzehnt des Fortschritts<br />

stellen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt<br />

dafür, als jetzt damit zu beginnen.<br />

Prof. Dr. Henning<br />

Vöpel<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburgisches<br />

WeltWirtschaftsInstitut<br />

gemeinnützige<br />

GmbH (HWWI)<br />

www.hwwi.org

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