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<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 1 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

3<br />

Mit Power für<br />

den <strong>Mittelstand</strong>!<br />

Mario Ohoven<br />

Präsident Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft (BVMW) und Europäischer<br />

<strong>Mittelstand</strong>sdachverband European<br />

Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber<br />

„<strong>DER</strong> <strong>Mittelstand</strong>.“<br />

Glaubt man der Bundesregierung, dann nimmt unsere Wirtschaft<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> „wieder Fahrt auf“. Doch da ist wohl mehr der<br />

Wunsch der Vater des Gedankens: Das Wachstum erlahmt<br />

und ist zudem zu einem erheblichen Teil auf die vergleichsweise<br />

hohe Zahl an Arbeitstagen in diesem Jahr zurückzuführen. Große<br />

Teile der Industrie sind von der Rezession erfasst, viele Unternehmen<br />

mussten bereits Kurzarbeit anmelden.<br />

Vor diesem Hintergrund muss die Bundesregierung endlich aus<br />

ihrem wirtschaftspolitischen Dämmerschlaf aufwachen. Die Unternehmen<br />

brauchen eine spürbare Minderung der Abgabenlast,<br />

damit sie international wettbewerbsfähig bleiben. Momentan ergeht<br />

es ihnen wie einem Spitzenathleten, dem man Bleigewichte<br />

umhängt – und von dem man trotzdem verlangt, dass er Weltrekord<br />

läuft.<br />

Andere wichtige Industriestaaten wissen, was die Stunde geschlagen<br />

hat, und haben ihre Unternehmen steuerlich entlastet.<br />

Beispiele sind Großbritannien mit 19 Prozent, die USA mit rund<br />

26 Prozent oder Österreich mit 25 Prozent, während unsere Betriebe<br />

rund 30 Prozent schultern müssen. Deshalb müssen die<br />

Unternehmenssteuern auf 25 Prozent, besser noch <strong>20</strong> Prozent<br />

gesenkt werden. Denn mit der Wettbewerbsfähigkeit stehen<br />

Wachstum und Wohlstand auf dem Spiel.<br />

Doch es sind nicht die mittelständischen Unternehmer allein, die<br />

als angebliche Spitzenverdiener dem Würgegriff des Fiskus ausgesetzt<br />

sind. Der Steuerhammer trifft längst die Mitte der Gesellschaft.<br />

Inzwischen zahlen vier Millionen Deutsche den Spitzensteuersatz.<br />

Noch 1965 wurde der Spitzensteuersatz erst beim<br />

15-fachen des Durchschnittslohns fällig, heute reicht es, wenn<br />

ein Arbeitnehmer den 1,5-fachen Durchschnittslohn verdient, um<br />

unter den Spitzensteuersatz zu fallen.<br />

ritätszuschlags zum 1. Januar <strong>20</strong><strong>20</strong> und für alle gewesen – also<br />

für weite Teile des <strong>Mittelstand</strong>s, viele Selbstständige, aber auch<br />

die Kapitalgesellschaften.<br />

Dass die GroKo diese Entlastung bis heute verweigert, kommt in<br />

meinen Augen einem moralischen Steuerbetrug an <strong>Mittelstand</strong><br />

und Mittelschicht gleich. Wir reden hier von zehn Milliarden Euro<br />

– bei einem Einnahmenplus des Bundes von 17,1 Milliarden Euro<br />

allein für <strong>20</strong>19. Die Soli-Abschaffung ist aber nicht nur ökonomisch<br />

und moralisch geboten, dafür sprechen auch starke verfassungsrechtliche<br />

Gründe.<br />

Der Fortbestand des Soli nach Auslaufen des Solidarpakts II zum<br />

31. Dezember <strong>20</strong>19 ist schlicht verfassungswidrig. Zudem verstößt<br />

die Benachteiligung ganzer Steuerzahler-Gruppen klar gegen<br />

das Grundgesetz. Aus diesem Grund hat der BVMW am<br />

27. Januar beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe seine<br />

Verfassungsbeschwerde gegen das Soli-Gesetz eingereicht.<br />

Wenn die Politik dem <strong>Mittelstand</strong> nicht die Rahmenbedingungen<br />

gibt, die er braucht und auch verdient, dann müssen wir dafür<br />

kämpfen. „Auf die Dauer hilft nur Power“, lautet ein bekannter<br />

Sponti-Spruch. Wir als BVMW haben diese Power, und wir werden<br />

diese Power einsetzen. Damit <strong>20</strong><strong>20</strong> am Ende kein verlorenes,<br />

sondern ein erfolgreiches Jahr für den deutschen <strong>Mittelstand</strong><br />

wird.<br />

Mario Ohoven<br />

Foto: © Thomas Imo<br />

Union und SPD haben im Vorjahr eine Riesenchance vertan, den<br />

unternehmerischen <strong>Mittelstand</strong> schnell und nachhaltig zu entlasten<br />

und ihm so Luft für zusätzliche Investitionen zu verschaffen.<br />

Diese Chance wäre die vollständige Abschaffung des Solida-

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