1-20_DER_Mittelstand_web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
58 SCHWERPUNKT<br />
<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 1 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Kryptowährungen:<br />
Der Markt wächst weiter<br />
Mit ihrer Blockchain-Strategie erteilt die Bundesregierung Facebooks Kryptowährung Libra eine<br />
deutliche Absage. Welches Potenzial hat die Währung, und wie sollen Unternehmer reagieren?<br />
Seit <strong>20</strong>17 hat sich weltweit ein regelrechter Hype um Kryptowährungen<br />
entwickelt. Allen voran steht Bitcoin, der auf einen<br />
Wert von über <strong>20</strong>.000 Euro anstieg, ehe dann kurz vor Weihnachten<br />
<strong>20</strong>17 die Blase platzte. Seitdem schwankt die mit Abstand<br />
bekannteste Kryptowährung zwischen einer Bewertung von 2.500<br />
und 10.000 Euro. Die goldenen Zeiten von <strong>20</strong>17 sind also in weiter<br />
Ferne. Der gesamte Kryptomarkt hingegen wächst seit <strong>20</strong>17 kontinuierlich<br />
weiter, zwar nicht mehr in Form großer öffentlicher Aufmerksamkeit,<br />
sondern mit Investitionen und Engagement der ganz<br />
großen Player. Den größten Wurf plante die Libra Association, ein<br />
ursprünglich 28-köpfiges Konsortium, das von Facebook angeführt<br />
wird. Libra ist ein sogenannter Stablecoin, der <strong>20</strong><strong>20</strong> auf den<br />
Markt kommen soll. Stablecoins haben zu anderen Währungen feste<br />
Wechselkurse und werden durch werthaltige Anlagen der Anbieter<br />
gedeckt. Neben Facebook waren bei Libra zahlreiche andere große<br />
Player wie Vodafone, Uber, eBay und Mastercard mit an Bord.<br />
Absage an Stablecoins<br />
Mitte September <strong>20</strong>19 ging dann ein Ruck durch die deutsche Blockchain-Community.<br />
Das Bundeskabinett veröffentlichte seine Blockchain-Strategie<br />
und erteilte Stablecoins eine deutliche Absage. Obwohl<br />
Libra nicht namentlich genannt wird, ist klar, wer gemeint ist.<br />
„Die Bundesregierung wird sich auf europäischer und internationaler<br />
Ebene dafür einsetzen, dass Stablecoins keine Alternative zu staatlichen<br />
Währungen werden“, so das Bundeskabinett. In Anbetracht<br />
der bereits bestehenden Marktmacht der großen Tech-Konzerne befürchtet<br />
die Politik, dass private Stablecoins es schaffen könnten,<br />
Staaten und insbesondere Notenbanken den Rang abzulaufen. Nicht<br />
nur in Deutschland, sondern zum Beispiel auch in den USA ist Libra<br />
den Notenbanken ein Dorn im Auge. Und die Befürchtungen sind<br />
nicht unberechtigt: Wenn alleine bei Facebook weit über zwei Milliarden<br />
Menschen registriert sind, und all diese Menschen mit der Währung<br />
in Kontakt kommen werden, kann diese das bestehende System<br />
revolutionieren.<br />
Wie geht es nun weiter?<br />
Mittlerweile haben einige bekannte Namen wie VISA, Mastercard und<br />
Paypal das Konsortium wieder verlassen. Facebook hingegen gibt<br />
sich weiterhin optimistisch, dass Libra <strong>20</strong><strong>20</strong> auf den Markt kommt.<br />
Aufgrund der Erfolgsgeschichte und der Marktdominanz von Facebook,<br />
Apple und Co. müssen Vorstöße, wie bei Libra, genauestens<br />
beobachtet werden. Für den <strong>Mittelstand</strong> hingegen gilt: Statt mit Kryptowährungen<br />
zu spekulieren, sollte lieber überprüft werden, ob die<br />
Anwendung von Blockchain im Geschäftsmodell sinnvoll ist. Denn<br />
Blockchain ist mehr als nur Kryptowährung. Ein Blick in die Blockchain-Strategie<br />
der Bundesregierung wird sich lohnen.<br />
Gut zu wissen<br />
Unterschied zwischen Bitcoin und Libra:<br />
n Bitcoin ist dezentral, öffentlich und kann im Grunde genommen von<br />
keiner Person kontrolliert werden<br />
n Der Wert von Bitcoin setzt sich alleine aus Angebot und Nachfrage<br />
zusammen, weshalb hohe Schwankungen eher die Regel als die Ausnahme<br />
sind<br />
n Libra hingegen wird der Kontrolle der Konsortiummitglieder unterliegen,<br />
die mit ihren eigenen Anlagen dafür sorgen, dass die Kryptowährung<br />
wesentlich stabiler bleibt<br />
Luke Voutta<br />
BVMW Referent für Digitales<br />
luke.voutta@bvmw.de<br />
Foto: © Khunatorn von www.stock.adobe.com