1-20_DER_Mittelstand_web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
46 SCHWERPUNKT<br />
<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 1 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Working Capital für KMU<br />
Unternehmen auf Wachstumskurs haben ein Luxusproblem: Sie haben so viele Aufträge, dass<br />
ihnen teilweise die finanziellen Kapazitäten zur Erfüllung fehlen. Clevere Alternativen in der<br />
Finanzierung des Working Capital schaffen hier Abhilfe.<br />
Der Bedarf finanzieller Mittel ist insbesondere in Wachstumsphasen<br />
vielfältig – eine neue Maschine, Ausweitung<br />
des Lagers oder die Beschaffung von Produktionsmaterial.<br />
Schwierig ist dabei häufig die Frage, woher die benötigten Mittel zur<br />
Vorfinanzierung dieses Wachstums kommen sollen.<br />
Sofern Banklinien nicht schon frühzeitig ausgeweitet werden können,<br />
liegt der Fokus zur Finanzierung des Wachstuns notwendigerweise<br />
im Bereich des Working Capitals. Gerade hier lohnt ein Blick über<br />
den Tellerrand, um mit neuen Alternativen sein Unternehmen auf<br />
Wachstumskurs zu schicken. Zwei von ihnen werden im Folgenden<br />
näher beleuchtet.<br />
Einkaufsfinanzierung<br />
ist eine der neuesten Alternativen im Bereich der Working Capital Finanzierung.<br />
Hierbei werden Waren und Vorleistungen vom Einkaufsfinanzierer<br />
erworben und an das wachsende Unternehmen weiterveräußert.<br />
Der Trick dabei: Der Weiterverkauf geschieht mit einem deutlich<br />
verlängerten Zahlungsziel von zumeist vier Monaten. Somit bleibt<br />
in der Regel genug Zeit, mit den finanzierten Einkäufen zuerst seine eigene<br />
Wertschöpfung zu betreiben, um mit den hieraus generierten Erlösen<br />
nach vier Monaten den Einkaufsfinanzierer zu bezahlen.<br />
Was vordergründig als einfache Warenfinanzierung daherkommt,<br />
bietet auch auf den zweiten Blick erhebliche Vorteile für Unternehmen.<br />
Eine immer wieder aufkommende Diskussion über Zahlungsziele<br />
gegenüber dem Lieferanten entfällt komplett, da der Einkaufsfinanzierer<br />
diesen umgehend bei Warenlieferung bezahlt. Kenner<br />
nutzen diese Finanzierungsalternative somit auch zur Verbesserung<br />
ihrer Lieferantenbeziehungen. Zudem entfällt in der Regel auch<br />
das Stellen von unternehmerischen oder privaten Sicherheiten, denn<br />
hierzu dient die gehandelte Ware selbst, die beim Einkaufsfinanzierer<br />
bis zur Bezahlung unter Eigentumsvorbehalt steht.<br />
Factoring<br />
dürfte vielen Unternehmen bereits bekannt sein – wie bei der Einkaufsfinanzierung<br />
handelt es sich um eine alternative Finanzierungsform<br />
des Working Capitals, die jedoch in Deutschland schon deutlich<br />
länger vertreten ist. Grundsätzlich werden beim Factoring die Ausgangsrechnungen<br />
eines Unternehmens an seine Kunden durch den<br />
Factor angekauft und durch Auszahlung des Rechnungsbetrages –<br />
abzüglich eines Sicherheitseinbehaltes in der Größenordnung von<br />
üblicherweise zehn Prozent – finanziert. Letzterer Betrag fließt dem<br />
Unternehmen dann zu, wenn auch sein Kunde gezahlt hat.