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MISSION DURCH MIGRATION

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frontation stossen oft auf Unverständnis, da die lateinamerikanische Kultur, wie andere<br />

schamorientierte Kulturen, die direkte Intervention und Konfrontation meidet. 119 Sie be-<br />

dient sich in diesen Fällen oft einer Mittlerperson.<br />

Die Kommunikation wurde als der schwierigste Kulturstressbereich überhaupt<br />

bezeichnet. 120 Nur etwa jeder siebte der befragten Lateinamerikaner hat mit der schwei-<br />

zer Art zu kommunizieren keine Mühe. Ein Umstand, dem unbedingt mehr Beachtung<br />

geschenkt werden müsste. Um verbal zu kommunizieren, bestehen ungeschriebene, kul-<br />

turelle Verhaltensregeln, in die eine Person aus einem andern Kulturkreis anfänglich kei-<br />

nen Einblick hat. Für Lateinamerikaner sind zum Beispiel Berührungen ein wichtiger Teil<br />

der Gesprächsregeln.<br />

Gegenseitige Berührungen bilden einen festen Bestandteil ihrer Gespräche...um<br />

die Beziehung zu festigen, Sprecherwechsel zu regeln und zu demonstrieren,<br />

dass beide Gesprächspartner Zugang zur Körpersphäre des andern haben. 121<br />

Gerade das Ausbleiben dieser Berührungen beraubt den Lateinamerikaner eines<br />

Thermometers, um die Beziehung und den Gesprächsfortgang zu messen. Die Vermei-<br />

dung körperlicher Nähe der Schweizer wird als Rückzug und als nonverbales Zeichen<br />

des Unbehagens mit dem Gesprächspartner interpretiert.<br />

Zur nonverbalen Kommunikation zählt auch der Blickkontakt: “[e]s ist kein Zu-<br />

fall, dass Körperabstand und Berührungen so eng mit der Blickweise zusammenhängen,<br />

weil diese Verhaltensweisen wichtige Intimitätssignale aussenden.” 122 Bei dieser Art der<br />

Kommunikation scheint bei knapp der Hälfte der Befragten die Art, wie sie von Schwei-<br />

zern angesehen werden, Unbehagen auszulösen. 123<br />

119 Siehe dazu auch Lothar Käser, Fremde Kulturen, eine Einführung in die Ethnologie (Bad<br />

Liebenzell: Verlag Liebenzeller Mission, 1998) 134-135, 158, 162-163; im Folgenden zitiert als Ethnologie.<br />

120 Siehe Anhang, Abb. 24.<br />

121 Die Schweiz gehört mit der ihr eigenen Distanziertheit in die Zone “...zu der Nord-, Zentral<br />

und Osteuropa gehören...Regionen, in denen die Leute auch grösseren Abstand voneinander halten und<br />

sich seltener berühren.” Collett, Der Europäer, 194.<br />

122 Collett, Der Europäer, 121.<br />

123 Siehe Anhang, Abb. 25. “Dieses Unbehagen ist nicht schwer zu erklären. Es hängt damit<br />

zusammen, dass die Kon ventionen und Tabus, die den Blickkontakt regeln, sich je nach Kultur erh eblich<br />

unterscheiden.” Collett, Der Europäer, 120.

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