22.12.2012 Aufrufe

MISSION DURCH MIGRATION

MISSION DURCH MIGRATION

MISSION DURCH MIGRATION

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

35<br />

offensichtlich Konfliktpotential, birgt aber zugleich ein enormes Potential zur gegenseiti-<br />

gen Ergänzung in sich.<br />

1.3.5 Erwartete Hilfestellung von den schweizer Kirchen und Gemeinden<br />

Der Wechsel von einer beziehungsorientierten Gesellschaft in Lateinamerika in die sach-<br />

orientierte Gesellschaft in der Schweiz scheint also vielen Lateinamerikanern Mühe zu<br />

bereiten. Von daher ist es auch nicht erstaunlich, dass ihre Erwartungen an schweizer<br />

Kirchen und Gemeinden nicht ausschliesslich und in erster Linie materieller Art ist. Der<br />

Latino wünscht sich viel mehr moralische, praktische und geistliche Unterstützung. 138<br />

Drei der fünf meistgenannten Bereiche, in denen Unterstützung erwartet wird, sind näm-<br />

lich geistlicher, moralischer und integrativer Art. Sie haben hauptsächlich mit Anteil-<br />

nahme, Kontakt und Aufklärung zu tun. 139 Der Schweizer mag beruhigt sein, wirtschaftli-<br />

che Interessen kommen erst an achter Stelle. 140<br />

In diesem Zusammenhang wird auch der Kontakt zu Menschen aus dem eigenen<br />

Kulturkreis in der Schweiz wichtig. Fast zwei Drittel sehen den Kontakt zu Landsleuten<br />

im fremden Land als sehr wichtig an. 141 Die eigentlich ausgeprägten Unterschiede treten<br />

in den Hintergrund. 142 Nicht mehr die eigenen, landesspezifischen Wurzeln sind entschei-<br />

138 Siehe Anhang, Fragebogen, Frage 16. Grafik siehe Anhang, Abb. 30.<br />

139 Die Freikirchen unterschätzen oft die Wichtigkeit des Mitgefühls für Fremde. Hahn meint:<br />

“Offene, ehrliche und warmherzige Beziehungen sind eine wichtige Voraussetzung, um in dieser Weise<br />

Heimat geben zu können. So ist die Gemeinde herausgefordert, ein soziales Umfeld zu erschliessen, das<br />

eine Alternative zur sozialen Unverbindlichkeit unserer Zeit darstellt und ein Stück zu Hause bietet.”<br />

Winfried Hahn, “Heimatlosigkeit, ein Zeichen unserer Zeit, Ursache psychischer Erkrankungen”,<br />

De’Ignis Magazin Nr.18 (Dezember 1999): 5.<br />

140 Selbst die christliche Psychologie weiss um die Wichtigkeit der geistlichen Unterstützung für<br />

die Bewältigung des Gefühls der Heimatlosigkeit: “Der Christ findet überall dort Heimat, wo er Gemeinschaft<br />

mit seinem Herrn...haben kann und wo er Menschen findet, die diese Beziehung fördern.” Gerhard<br />

Kirschenmann, “In der Spannung zwischen daheim und unterwegs,” De’Ignis Magazin Nr.18 (Dezember<br />

1999): 12.<br />

141 Siehe Anhang, Fragebogen, Frage 10. Graphik siehe Anhang, Abb. 31.<br />

142 Seit einigen Jahren ist der Verfasser in der Ausländerarbeit einer Gemeinde tätig, im Speziellen<br />

mit Lateinamerikanern. Dazu gehören Gottesdienste, Hauskreise, Begleitung un d Seelsorge. In dieser<br />

Zeit haben schon viele Latinos aus den verschiedensten Herkunftsländern von diesem An gebot Gebrauch<br />

gemacht. Interessanterweise scheint die landesspezifische Herkunft hier keine Rolle mehr zu<br />

spielen. Die Ähnlichkeit der Schwierigkeiten, der Wunsch einander zu helfen und Hilfe in Anspruch zu<br />

nehmen, der Missionseifer und die Brüderlichkeit untereinander lässt die Grenzen ihrer Nationalitäten<br />

praktisch verschwinden. Zurückhaltende und eher in sich gekehrte Personen indianischer Abstammung<br />

aus dem andinischen Hochland feiern Gemeinschaft mit offenen, gesprächigen und extravertierten Latinos<br />

aus der Karibik.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!