MISSION DURCH MIGRATION
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offensichtlich Konfliktpotential, birgt aber zugleich ein enormes Potential zur gegenseiti-<br />
gen Ergänzung in sich.<br />
1.3.5 Erwartete Hilfestellung von den schweizer Kirchen und Gemeinden<br />
Der Wechsel von einer beziehungsorientierten Gesellschaft in Lateinamerika in die sach-<br />
orientierte Gesellschaft in der Schweiz scheint also vielen Lateinamerikanern Mühe zu<br />
bereiten. Von daher ist es auch nicht erstaunlich, dass ihre Erwartungen an schweizer<br />
Kirchen und Gemeinden nicht ausschliesslich und in erster Linie materieller Art ist. Der<br />
Latino wünscht sich viel mehr moralische, praktische und geistliche Unterstützung. 138<br />
Drei der fünf meistgenannten Bereiche, in denen Unterstützung erwartet wird, sind näm-<br />
lich geistlicher, moralischer und integrativer Art. Sie haben hauptsächlich mit Anteil-<br />
nahme, Kontakt und Aufklärung zu tun. 139 Der Schweizer mag beruhigt sein, wirtschaftli-<br />
che Interessen kommen erst an achter Stelle. 140<br />
In diesem Zusammenhang wird auch der Kontakt zu Menschen aus dem eigenen<br />
Kulturkreis in der Schweiz wichtig. Fast zwei Drittel sehen den Kontakt zu Landsleuten<br />
im fremden Land als sehr wichtig an. 141 Die eigentlich ausgeprägten Unterschiede treten<br />
in den Hintergrund. 142 Nicht mehr die eigenen, landesspezifischen Wurzeln sind entschei-<br />
138 Siehe Anhang, Fragebogen, Frage 16. Grafik siehe Anhang, Abb. 30.<br />
139 Die Freikirchen unterschätzen oft die Wichtigkeit des Mitgefühls für Fremde. Hahn meint:<br />
“Offene, ehrliche und warmherzige Beziehungen sind eine wichtige Voraussetzung, um in dieser Weise<br />
Heimat geben zu können. So ist die Gemeinde herausgefordert, ein soziales Umfeld zu erschliessen, das<br />
eine Alternative zur sozialen Unverbindlichkeit unserer Zeit darstellt und ein Stück zu Hause bietet.”<br />
Winfried Hahn, “Heimatlosigkeit, ein Zeichen unserer Zeit, Ursache psychischer Erkrankungen”,<br />
De’Ignis Magazin Nr.18 (Dezember 1999): 5.<br />
140 Selbst die christliche Psychologie weiss um die Wichtigkeit der geistlichen Unterstützung für<br />
die Bewältigung des Gefühls der Heimatlosigkeit: “Der Christ findet überall dort Heimat, wo er Gemeinschaft<br />
mit seinem Herrn...haben kann und wo er Menschen findet, die diese Beziehung fördern.” Gerhard<br />
Kirschenmann, “In der Spannung zwischen daheim und unterwegs,” De’Ignis Magazin Nr.18 (Dezember<br />
1999): 12.<br />
141 Siehe Anhang, Fragebogen, Frage 10. Graphik siehe Anhang, Abb. 31.<br />
142 Seit einigen Jahren ist der Verfasser in der Ausländerarbeit einer Gemeinde tätig, im Speziellen<br />
mit Lateinamerikanern. Dazu gehören Gottesdienste, Hauskreise, Begleitung un d Seelsorge. In dieser<br />
Zeit haben schon viele Latinos aus den verschiedensten Herkunftsländern von diesem An gebot Gebrauch<br />
gemacht. Interessanterweise scheint die landesspezifische Herkunft hier keine Rolle mehr zu<br />
spielen. Die Ähnlichkeit der Schwierigkeiten, der Wunsch einander zu helfen und Hilfe in Anspruch zu<br />
nehmen, der Missionseifer und die Brüderlichkeit untereinander lässt die Grenzen ihrer Nationalitäten<br />
praktisch verschwinden. Zurückhaltende und eher in sich gekehrte Personen indianischer Abstammung<br />
aus dem andinischen Hochland feiern Gemeinschaft mit offenen, gesprächigen und extravertierten Latinos<br />
aus der Karibik.