MISSION DURCH MIGRATION
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dend, sondern die Bedrohlichkeit der Kultur des Gastlandes geben dieser Gruppe die<br />
notwendige Zusammengehörigkeit. 143 “Irgendwoher aus Lateinamerika” scheint als<br />
36<br />
ethnisch-kultureller Rahmen zu genügen, um die Berechtigung zur Zugehörigkeit zu die-<br />
ser Gruppe zu liefern. 144<br />
Der Unterschied zwischen den portugiesischsprechenden Brasilianern und dem<br />
spanischsprechenden Rest Lateinamerikas ist hier vielleicht noch zu erwähnen. Deutlich<br />
grösser ist die Wichtigkeit des landesspezifischen Kontaktes unter den Brasilianern. 145<br />
Knappe 45% der spanischsprechenden Latinos bewerten den Kontakt zu eigenen Lands-<br />
leuten als sehr wichtig, während bei den Brasilianern es fast 66% sind. Dies scheint bei<br />
47 befragten gläubigen Brasilianern eine Angabe, die vielleicht nur mit Vorsicht als signi-<br />
fikant bezeichnet werden kann. Betrachtet man jedoch die lateinamerikanischen Gruppen<br />
und Gemeinden in der Schweiz, scheint diese These doch bestätigt, denn es gibt fast nur<br />
zwei Arten von Gruppierungen: 1) spanischsprechende aus verschiedensten Herkunfts-<br />
ländern und 2) brasilianische. 146<br />
143 So werden die ausländerspezifischen Gemeindeaktivitäten zu Inseln für sie, in denen eine<br />
klare Abgrenzung von innerhalb und ausserhalb stattfindet. Latinos sind “drinnen”, Schweizer sind<br />
“draussen”. Einzige Ausnahme bilden Schweizer, die über längere Zeit in Lateinamerika gewohnt haben,<br />
oder aber andere Ausländer. Sie beide sind willkommen, weil bei ihnen entweder ein gewisses Verständnis<br />
für die kulturelle Andersartigkeit vorausgesetzt werden kann, oder sie ähnliches erleben.<br />
144 Chapman erzählt ein interessantes Beispiel aus seiner vierjährigen Tätigkeit in Papua Neu<br />
Guinea, wo das universelle Konzept des “Wantok” existiert. Es entstand auf Grund der verschiedenen<br />
Sprachen, ist Pidgin-Englisch und deutet Zugehörigkeit an (Wantok = one talk = Leute der gleichen<br />
Sprache). Im eigenen Dorf ist ein “Wantok” jemand aus der eigenen Familie, in der Provinz ist ein<br />
“Wantok” jemand aus dem eigenen Dorf, in der Hauptstadt ist ein “Wantok” jemand aus der gleichen<br />
Provinz, in Asien ist ein “Wantok” jemand aus dem gleichen Land und sonst auf der Welt ist es jemad<br />
aus Australasien. John Chapman, Intl. Team Leader von Latin Link, anlässlich einer Konferenz mit lateinamerikanischen<br />
Missionaren in Spanien, Alameda del Alba, Madrid, im Juni 1997. In Bezug auf das<br />
schweizer Gastland ist für einen Lateinamerikaner also sein “Wantok” irgendein anderer Lateinamerikaner.<br />
Innerhalb der Gruppe bestehen jedoch Präferenzen, wenn Personen aus dem eigenen Land anwesend<br />
sind. Der “Wantok” unter Lateinamerikanern ist jemand aus dem gleichen Land.<br />
145 Siehe Anhang, Abb. 32.<br />
146 An einigen Orten sind die spanischsprechenden Latinos mit Spaniern in ein und derselben<br />
gleichen Gemeinde, während man jedoch kaum Brasilianer in diesen Gruppen findet. Zur Zeit ist dem<br />
Verfasser auch keine portugiesische Gruppe bekannt, die auch von Brasilianern besucht würden. Das<br />
heisst natürlich nicht, dass es dies nicht gibt. Trotzdem scheint dies darauf hinzuweisen, dass diese Unterschiede<br />
mehr als nur sprachlicher Natur sind.