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MISSION DURCH MIGRATION

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59<br />

sozusagen der reconquista espiritual, der “geistlichen Gegeneroberung” Europas. 6 La-<br />

teinamerika wird somit zu einer neuen geistlichen Kolonialmacht, aus der all diejenigen<br />

geistlichen Güter nach Europa exportiert werden, die dort vermeintlich fehlen oder denen<br />

in den Gemeinden nicht genug Beachtung geschenkt werden. 7 Andere, nord-europäische<br />

Ausdrucksformen der Spiritualität wie eine stille, anbetende Haltung, meditative Gottes-<br />

dienste oder Liturgie wird als Trägheit, Ungeistlichkeit oder Lauheit interpretiert. Es<br />

scheint eine Unwissenheit oder fehlende Wertschätzung gegenüber der Gottesbeziehung<br />

der Kirche des Westens durch die Jahrhunderte zu bestehen. Nur ihre Art von gelebtem<br />

Glauben scheint die richtige. Im Prospekt zum zweiten Kongress für lateinamerikanische<br />

Migranten in Europa kommt dies auch ansatzweise zum Ausdruck:<br />

Verpflichten wir uns heute vor Gott, die Generation [von Latinos] zu sein, die<br />

macht, dass endlich etwas geschieht. Wir wollen im Namen Jesu Risiken eingehen<br />

und menschliche Schemata brechen (religiöse Traditionen, Denominationalismus,<br />

fehlende Einheit unter den Gemeinden und geistliche Trägheit und Untätigkeit).<br />

8<br />

Dazu wird der Bibeltext aus 1Kor 1,27ff herangezogen. 9 In diesem Zusammen-<br />

hang wird der Text nicht mehr ein Vergleich zwischen dem demütig Glaubenden als dem<br />

Schwachen und Geringen und dem überheblich Wissenden als dem Starken und ver-<br />

meintlich Weisen. Das Schwache, Verachtete und Erwählte sind die Christen aus Latein-<br />

amerika, das Weise und Starke, welches durch sie zunichte gemacht wird , ist die Traditi-<br />

on, Trägheit und Untätigkeit der Gemeinden des Westens. Diese geistliche Überheblich-<br />

keit ist eine denkbar schlechte Voraussetzung für gelebte, christliche Nächstenliebe in der<br />

Evangelisation in der Schweiz.<br />

6 Dem Verfasser gegenüber haben Lateinamerikaner verschiedentlich diesen Ausdruck erwähnt.<br />

7 Z.B. lebendigere Gottesdienste und Anbetungsmusik, Wunsch nach Gaben, Zeichen und Wunder,<br />

Gebetsnächte, Evan gelisationskreuzzüge, etc.<br />

8 “Comprometernos hoy mismo con Dios, para ser la Generación [de latinos] que haga que las<br />

cosas pasen. Arriesgándonos en Nombre de Jesús a romper los esquemas h uman os (tradiciones religiosas,<br />

denominacionalismo, falta de unidad en las Iglesias e inercia espiritual).” Ines Facho, Konferenz-<br />

Prospekttext “Eur ohispana Poder, Bruxelles ‘94: 2do. Congr eso de Iglesias Hispanas en Europa”, vom<br />

17. bis 20. August 1994; im Folgenden zitiert als Prospekt.<br />

9 “Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden<br />

mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark<br />

ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte<br />

mache, was etwas ist.” Facho, Prospekt.

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