MISSION DURCH MIGRATION
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sozusagen der reconquista espiritual, der “geistlichen Gegeneroberung” Europas. 6 La-<br />
teinamerika wird somit zu einer neuen geistlichen Kolonialmacht, aus der all diejenigen<br />
geistlichen Güter nach Europa exportiert werden, die dort vermeintlich fehlen oder denen<br />
in den Gemeinden nicht genug Beachtung geschenkt werden. 7 Andere, nord-europäische<br />
Ausdrucksformen der Spiritualität wie eine stille, anbetende Haltung, meditative Gottes-<br />
dienste oder Liturgie wird als Trägheit, Ungeistlichkeit oder Lauheit interpretiert. Es<br />
scheint eine Unwissenheit oder fehlende Wertschätzung gegenüber der Gottesbeziehung<br />
der Kirche des Westens durch die Jahrhunderte zu bestehen. Nur ihre Art von gelebtem<br />
Glauben scheint die richtige. Im Prospekt zum zweiten Kongress für lateinamerikanische<br />
Migranten in Europa kommt dies auch ansatzweise zum Ausdruck:<br />
Verpflichten wir uns heute vor Gott, die Generation [von Latinos] zu sein, die<br />
macht, dass endlich etwas geschieht. Wir wollen im Namen Jesu Risiken eingehen<br />
und menschliche Schemata brechen (religiöse Traditionen, Denominationalismus,<br />
fehlende Einheit unter den Gemeinden und geistliche Trägheit und Untätigkeit).<br />
8<br />
Dazu wird der Bibeltext aus 1Kor 1,27ff herangezogen. 9 In diesem Zusammen-<br />
hang wird der Text nicht mehr ein Vergleich zwischen dem demütig Glaubenden als dem<br />
Schwachen und Geringen und dem überheblich Wissenden als dem Starken und ver-<br />
meintlich Weisen. Das Schwache, Verachtete und Erwählte sind die Christen aus Latein-<br />
amerika, das Weise und Starke, welches durch sie zunichte gemacht wird , ist die Traditi-<br />
on, Trägheit und Untätigkeit der Gemeinden des Westens. Diese geistliche Überheblich-<br />
keit ist eine denkbar schlechte Voraussetzung für gelebte, christliche Nächstenliebe in der<br />
Evangelisation in der Schweiz.<br />
6 Dem Verfasser gegenüber haben Lateinamerikaner verschiedentlich diesen Ausdruck erwähnt.<br />
7 Z.B. lebendigere Gottesdienste und Anbetungsmusik, Wunsch nach Gaben, Zeichen und Wunder,<br />
Gebetsnächte, Evan gelisationskreuzzüge, etc.<br />
8 “Comprometernos hoy mismo con Dios, para ser la Generación [de latinos] que haga que las<br />
cosas pasen. Arriesgándonos en Nombre de Jesús a romper los esquemas h uman os (tradiciones religiosas,<br />
denominacionalismo, falta de unidad en las Iglesias e inercia espiritual).” Ines Facho, Konferenz-<br />
Prospekttext “Eur ohispana Poder, Bruxelles ‘94: 2do. Congr eso de Iglesias Hispanas en Europa”, vom<br />
17. bis 20. August 1994; im Folgenden zitiert als Prospekt.<br />
9 “Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden<br />
mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark<br />
ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte<br />
mache, was etwas ist.” Facho, Prospekt.