MISSION DURCH MIGRATION
MISSION DURCH MIGRATION
MISSION DURCH MIGRATION
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
meinden in der Schweiz bräuchten eine neue Missionsvision, basiert nicht selten auch<br />
27 Susan Germain, “Report on Kongress of Hispanic Churches in London, 1-3 August 1996,”<br />
unveröffentlicht, Archiv Latin Link (175 Tower Bridge Road, London) 2.<br />
47<br />
darauf, dass die schweizerische, kulturelle Eigenheit der Reserviertheit als geistliche Let-<br />
hargie interpretiert wird. Es liegt dabei auf der Hand, dass die eigene, ebenfalls kulturell<br />
bedingte Emotionalität dabei als grössere Geistlichkeit verstanden wird. Dieser Problem-<br />
kreis beschäftigte 1996 auch den Kongress der spanischsprechenden Gemeinden in Lon-<br />
don. “Latins are charged with great enthusiasm and fervour, whereas Europeans concen-<br />
trate on sorting out the details - e.g. finance and paperwork. How would these two go<br />
together?” 27<br />
Diese Frage geht auf eine grundsätzliche Auseinandersetzung über den Aus-<br />
druck von Spiritualität zurück, die in diesem Fall noch die Komponente Kultur be-<br />
rücksichtigen muss. Lingenfelter meint, dass die kulturellen Eigenheiten auch die deno-<br />
minationellen Gegebenheiten beeinflussen. Erlebnisorientierte Kulturen bevorzugten eher<br />
die Art der rechten Gehirnhälfte, also die optischen, emotionalen und synthetischen, ge-<br />
genüber den rationalen, verbalen und analytischen Denkprozessen.<br />
Dies mag erklären, warum Pfingstkirchen in Lateinamerika wesentlich schneller<br />
wachsen als andere evangelische oder katholische Kirchen, die hauptsächlich<br />
vom analytischen Denken her geprägt sind. 28<br />
Vielleicht sind pfingstliche Kirchen in Lateinamerika tatsächlich weiter verbrei-<br />
tet, weil sie eher der kulturellen Wesensart des Lateinamerikaners entsprechen. “Der<br />
wachsende Einfluss der Pfingstbewegung und der charismatischen Bewegung besonders<br />
in Lateinamerika...kennzeichnen eine neue Gestalt von Kirche,” meint Wetzel. 29 Schwei-<br />
zer Gemeinden hingegen, die mit der Forderung der Lateinamerikaner nach mehr Sponta-<br />
neität, Emotionalität und Erlebnisbereitschaft im Gottesdienst konfrontiert sind, finden es<br />
nicht einfach, diese den bekannten, rational und logisch erfassbaren Abläufen ihrer Zu-<br />
28 Sherwood G. Lingenfelter, Marvin K. Mayers, Kulturübergreifender Dienst, Evangelische<br />
Missionslehre, Reihe C, Vorträge und Aufsätze Bd 7 (Bad Liebezell: Verlag Liebezeller Mission, 1987),<br />
53.<br />
29 Klaus Wetzel, Wo die Kirchen wachsen: der geistliche Aufbruch in der Zwei-Drittel Welt und<br />
die Folgen für das Christentum, Hg. Helmut Burkhardt, Reinhard Frische und Gerhard Maier (Wuppertal:<br />
TVG R. Brockhaus, 1998), 68-69.