MISSION DURCH MIGRATION
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en, ob überhaupt, wie schnell und wie tief eine Beziehung wachsen soll. 129 Das unbe-<br />
33<br />
schwerte Element im Umgang der Lateinamerikaner irritiert den Schweizer ebenso, wie<br />
seine tugendhafte Distanziertheit und Kühle die Lateinamerikaner.<br />
1.3.4.4 Schweizer Einstellung zur Zeit<br />
Grundsätzlich ist die Zeit “die elementarste und zugleich geheimnisvollste Grundlage der<br />
menschlichen Erfahrung. Sie ist ein Ordnungsgefüge, um Erlebnisse in der Gegenwart<br />
und der Vergangenheit einzureihen.” 130 Die Kultur und Gesellschaftsform, in der wir<br />
leben, hat dabei grossen Einfluss auf unser Zeitempfinden und auf die Mechanismen, die<br />
unsere Vorstellung von Zeit und unsern Umgang damit prägen. 131 Nicht nur in der Lite-<br />
ratur, auch in der Umfrage werden unterschiedliche Einstellungen zu Zeit, Pünktlichkeit<br />
und Arbeitsrhythmus deutlich. 132 Es ist auch hier hilfreich, sich die kulturellen Unter-<br />
schiede vor Augen zu halten. Collet unterscheidet zwischen zeitbewussten und zeitver-<br />
gessenen Gesellschaften. Er ordnet die Schweiz, nebst weiteren, nordeuropäischen Län-<br />
dern, den zeitbewussten zu. 133 In Bezug auf die Pünktlichkeit stellt er fest:<br />
129 Das findet auch seinen Ausdruck bei Besuchen zu Hause. In der Schweiz müsse man sich<br />
lange vorher anmelden, müsse sich überlegen, was der andere ger ade mache, ob man ihn vielleicht stören<br />
würde, meint Paul. Der Schweizer bevorzugt geplante Hausbesuche. Er kann sich den Besucher auslesen<br />
und sich vorher auf Umstände und Personen einstellen. Spontane Besuche dagegen werden kaum<br />
geschätzt, da die Angst vor dem unberechenbaren Verlauf der Beziehung und letztlich vor Ablehnung<br />
mitspielt. Paul, Globalisierung, 37.<br />
130 TV-Sendung “Welt der Wunder” auf Pro7, Prof. Dr. Dorn van Rossum in einem Beitrag zum<br />
Thema Zeit, Sonntag, 16. 1. 2000, 19.40-20.00Uhr.<br />
131 “Die Feststellung, die Zeit sei unser kostbarstes Gut, bestätigt den hohen Stellenwert der Zeit<br />
für den Nordeuropäer und nota bene auch für den Schweizer. Angesichts der historischen Entwicklung<br />
neigt man leicht zur Annahme, dass das Zeitempfinden der Europäer einem festen, menschlich normativen<br />
Muster entspricht. Anthropologen haben jedoch nachgewiesen, dass Menschen in anderen Teilen<br />
der Welt andere Zeitvorstellungen haben als Menschen in Europa.” Collett, Der Europäer, 185. Dies<br />
macht auch Clarks Vergleich von Schweizern und Lateinamerikanern deutlich: “Each one of us at the<br />
deepest level bears his own time, his own rhythm, and were you and I to share a common root, we would<br />
shar e a common beat, acommon measure of the passing of time. But if you and I, both being person s of<br />
excellence and itegrity were to come from different stock - let us say one Latin, one Swiss, our timing<br />
would not coincide. (For a meeting planned at 11.00) you would arrive at 11:05. I would arrive at noon.<br />
Late for you, very punctual for me.” Clark, Limeño, 16.<br />
132 Siehe Anhang, Abb. 27, 28 und 29.<br />
133 Collett, Der Europäer, 151.