MISSION DURCH MIGRATION
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wäre für die schweizer Sachlichkeit und Gewohnheit, sich nur mit rational Erfassbarem<br />
auseinanderzusetzen, die lateinamerikanische Begeisterung für und ihr visionäres Ver-<br />
trauen in Gott eine willkommene Bereicherung.<br />
3.2.4 Zusammengehörigkeitsgefühl mit Abhängigkeit von Gott verbinden<br />
Eine weitere Eigenart des lateinamerikanisch-sanguinischen Temperamentes ist die Ab-<br />
hängigkeit von der konstanten Anerkennung und Motivation anderer. Solange eine Lati-<br />
nogruppe intakt ist und einen starken Leiter hat, wird sie sich durch permanente, gegen-<br />
seitige Kommunikation und Ermutigung selbst erhalten. Insofern haben die lateinameri-<br />
kanischen Migranten mit ihren Missionsinitiativen nur dann Erfolg, wenn sie von andern<br />
Personen kontinuierlich in ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Auftrag bestätigt werden.<br />
Diese Abhängigkeit vom kulturell stark ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl hat<br />
schon manchen Latinomissionar in einsamen Situationen zur Aufgabe gezwungen. 44<br />
Die Balance zwischen Abhängigkeit von Andern und Abhängigkeit von Gott zu<br />
finden, ist eine Herausforderung, der von den Latinos unbedingt mehr Beachtung ge-<br />
schenkt werden müsste. Manchmal sind im Vorantreiben des Reiches Gottes Pioniere<br />
gefragt. Das Leiten von Gemeindegründungen und Gemeindewachstumsstrategien sind<br />
in diesen Fällen oft mit Selbstaufgabe und Einsamkeit verbunden. Der Leiter ist heraus-<br />
gefordert, andere zu ermutigen, ohne dabei selbst ermutigt zu werden. Seine eigene Mo-<br />
tivation zum Vorwärtsgehen kann nur aus einer eigenen, gesunden Abhängigkeit von<br />
Gott geschehen. Kulturelle Eigenarten, die in solchen missionarischen Situationen zu<br />
Schwächen und Hindernissen werden, können nur in einer tiefen Gottesbeziehungen auf-<br />
gefangen werden. Nur Gott, der ein Gott der Geduld und des Trostes ist (Röm 15,5),<br />
kann dieses Bedürfnis nach Bestätigung und Zusammengehörigkeit vollends stillen.<br />
Wenn diese engen Gottesbeziehung nicht existiert oder nicht gepflegt wird, ist ein La-<br />
44 Dumphreys, ein ehemaliger, englischer Brasilienmissionar, ist brasilianischen Missionaren in<br />
Portugal nachgegangen. Er kam zum Schluss, dass kaum einer länger als drei Jahre in einer Missionsarbeit<br />
geblieben ist. Seiner Meinung nach ist hauptsächlich die Einsamkeit, resp. ihre kulturelle Abhängigkeit<br />
von Ermutigung dafür verantwortlich. Aus persön lichen Gesprächen des Verfasser s mit R.<br />
Dumphreys.