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Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...

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– 108 –<br />

3.2.2 Symmetrische und asymmetrische Abwarteblockaden<br />

Wie in der Einführung bereits festgestellt, umfaßt die <strong>Initiierung</strong> <strong>technologischer</strong><br />

<strong>Systeminnovationen</strong> zwei übergeordnete Teilphasen: zum einen die Ideenbewertung<br />

innerhalb eines Initiatorunternehmens (bzw. -unternehmensbereichs) bis hin<br />

zu einer <strong>Initiierung</strong>sentscheidung, zum anderen die daran anschließende Formierung<br />

des Innovationsnetzwerks. Legt man diese Unterteilung zugrunde, lassen<br />

sich zwei unterschiedliche Arten von Abwarteblockaden unterscheiden.<br />

(1) Der erste Fall beschreibt das Extrem einer ‘Jeder wartet auf jeden’-Konstellation,<br />

in der trotz vorhandener <strong>technologischer</strong> Innovationspotentiale überhaupt<br />

kein potentieller Initiator zu erkennen ist.<br />

Dieser Art von Abwarteblockaden ist folgendes Beispiel zuzurechnen: Bei der<br />

Einführung des Farbfernsehens 81 in den USA in den frühen 50er Jahren gab es<br />

nur sehr wenige Farbfernsehgeräte in den Haushalten. Dies schreckte die Werbewirtschaft<br />

ab, die keine Farbwerbespots in Auftrag gab, die viel teurer waren als<br />

die schwarzweiß produzierten. Die Fernsehsender, deren Programme sich in<br />

den USA vor allem aus Werbeeinnahmen finanzier(t)en, sendeten unter diesen<br />

Umständen kaum Farbprogramme – also stagnierte die Einführung der Farbe<br />

eine lange Zeit. 82,83<br />

Man kann hier anschaulich von einer „Symmetrie des doppelten Nichthandelns“ 84<br />

oder allgemeiner von einer Symmetrie des allseitigen Nichthandelns sprechen. 85<br />

Dabei ist vielen der potentiell beteiligten Akteuren die Möglichkeit der Innovation<br />

zwar mehr oder weniger bewußt, aber keiner ist in seinem Entscheidungsprozeß<br />

bis zu einer <strong>Initiierung</strong>sentscheidung vorgedrungen – keiner ‘rührt sich’<br />

81<br />

Gemeint ist das erste vollelektronische Farbfernsehsystem nach dem ‘RCA-Simultanverfahren’,<br />

das anders als beispielsweise das ‘CBS-Sequenzverfahren’ ohne mechanische Komponenten<br />

(z. B. Bildzerlegescheiben) auskommt. Vgl. Conrad (1997), S. 247.<br />

82<br />

Vgl. zu dieser Darstellung Tetzner (1996a). Differenzierter wird die Einführung des Farbfernsehens<br />

in den USA bei Bilby (1986), S. 171 ff. und S. 206 ff. sowie bei McGahan/Vadasz/<br />

Yoffie (1997), S. 242 ff. analysiert.<br />

83<br />

Übrigens: Schließlich fand sich ein risikobereiter und weitsichtiger Initiator: „David Sarnoff,<br />

unter anderem Chef der TV-Kette NBC [und der RCA], durchschlug diesen gordischen Knoten,<br />

indem er seine Sender anwies, ohne Rücksicht auf [anfängliche] Betriebsverluste wöchentlich<br />

eine bestimmte Menge von Farb-TV-Programmstunden zu senden.“ (Tetzner (1996a)).<br />

84<br />

Kowol (1998), S. 317.<br />

85<br />

Im Zusammenhang mit der zögerlichen Haltung potentieller Anwender von neuen technischen<br />

Systemen auf der Basis neuer Kompatibilitätsstandards beschreiben Farell und<br />

Saloner das Phänomen der „symmetric excess inertia“: „... all prefer the new technology but<br />

none switch. With incomplete information about others’ preferences, no user can be sure<br />

that it would be followed in a switch to the new standard. This uncertainty can lead all users<br />

to remain with the status quo even when they do all in fact favor switching, because they are<br />

unwilling to risk switching without being followed.“ (Farell/Saloner (1987), S. 11).

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