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Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...

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– 125 –<br />

richtigen Perspektive und Systematik beim Suchen. Das Erkennen von (prinzipiell)<br />

neuen technologischen Alternativen für einzelne Teilfunktionen in einem<br />

neuen System setzt Kreativität und eine weite Perspektive bei den Experten<br />

voraus.<br />

Dies klingt auch bei Lewis’ Feststellung durch: „Suchen ist eine kreative Tätigkeit,<br />

die trügerisch einfach aussieht. Wir alle suchen irgendwie, deshalb ist es<br />

natürlich zu glauben, daß jeder es kann. Doch das Wissen, wo man schauen<br />

muß, wie man potentiellen Wert voraussieht und wie man scheinbar unzusammenhängende<br />

Tatsachen kombiniert, und die Neugier, um ungewöhnliche<br />

Quellen auszuloten, sind seltene Fähigkeiten.“ 28<br />

Gerade in bezug auf diese Neugierde, neue und ungewöhnliche Quellen für<br />

(Komponenten-)Technologien systematisch auch außerhalb des eigenen Unternehmens<br />

und der eigenen Abteilung zu suchen, wurde den Experten in japanischen<br />

Unternehmen eine ganz andere Attitüde als ihren westlichen Kollegen<br />

bescheinigt. Während diese ganz im Sinne des Not Invented Here-Syndroms 29<br />

externen Informationen häufig skeptisch gegenüberstanden (bzw. -stehen), waren<br />

‘die Japaner’ in bezug auf die Herkunft relevanter neuer Informationen weniger<br />

sensibel und schlossen die Beobachtung und Analyse einer Vielzahl potentiell<br />

relevanter <strong>technologischer</strong> Alternativen in die Konzeption prinzipiell neuer<br />

Systemtechnologien ein.<br />

Paradebeispiel für diese Feststellung ist die Entwicklung in der Mikroelektronik.<br />

Anfang der 70er Jahre lag „die Information über diese neue Technik ...<br />

noch auf der Straße. 30 Man mußte sie nur systematisch aufsammeln und sorgfältig<br />

aufbereiten. Diese Aufgabe haben die Japaner mit größerem Ernst<br />

betrieben als die Urheber der Information es selbst tun. ... Die Japaner wissen,<br />

daß man im Ausland von ihnen sagt, sie seien besser im Organisieren des<br />

Informationsflusses als im Erzeugen neuer Information; aber diese Bemerkung<br />

stört sie nicht allzusehr.“ 31<br />

28<br />

Lewis (1991), S. 260.<br />

29<br />

Vgl. Katz/Allen (1982) und Stahl (1997), der auf die wachsende Bedeutung dieser Barriere<br />

bei Kooperationen und Allianzen hinweist. Das Not Invented Here-Syndrom besagt im Kern,<br />

daß „alles, was an Neuerungen von außerhalb der eigenen Abteilung oder Firma kommt, ...<br />

nicht als Bereicherung oder Ergänzung begrüßt, sondern einfach abgelehnt [wird].“ (ebd.).<br />

30<br />

Damit ist nicht gemeint, daß man über diese Informationen förmlich ‘stolperte’, sobald man<br />

sich auf die Suche machte. Gemeint ist die große Offenheit bzw. Freigebigkeit, mit der die<br />

beteiligten Akteure in der Frühphase der Mikroelektronikentwicklung (bis in die 70er Jahre)<br />

gegenseitig Informationen weiter- bzw. preisgaben. Man verstand sich (noch) vornehmlich<br />

als ‘community’. Vgl. Voskamp/Wittke (1994), S. 237.<br />

31<br />

Queisser (1985), S. 207. Dort finden sich auch die „pikanten Einzelheiten“ eines Erlebnisses,<br />

das ein japanischer Forschungschef mit amerikanischen Fachkollegen aus den Bell Labs<br />

hatte: „Kikuchi wurde schon frühzeitig als Student an das Massachusetts Institute of Tech-

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