Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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richtigen Perspektive und Systematik beim Suchen. Das Erkennen von (prinzipiell)<br />
neuen technologischen Alternativen für einzelne Teilfunktionen in einem<br />
neuen System setzt Kreativität und eine weite Perspektive bei den Experten<br />
voraus.<br />
Dies klingt auch bei Lewis’ Feststellung durch: „Suchen ist eine kreative Tätigkeit,<br />
die trügerisch einfach aussieht. Wir alle suchen irgendwie, deshalb ist es<br />
natürlich zu glauben, daß jeder es kann. Doch das Wissen, wo man schauen<br />
muß, wie man potentiellen Wert voraussieht und wie man scheinbar unzusammenhängende<br />
Tatsachen kombiniert, und die Neugier, um ungewöhnliche<br />
Quellen auszuloten, sind seltene Fähigkeiten.“ 28<br />
Gerade in bezug auf diese Neugierde, neue und ungewöhnliche Quellen für<br />
(Komponenten-)Technologien systematisch auch außerhalb des eigenen Unternehmens<br />
und der eigenen Abteilung zu suchen, wurde den Experten in japanischen<br />
Unternehmen eine ganz andere Attitüde als ihren westlichen Kollegen<br />
bescheinigt. Während diese ganz im Sinne des Not Invented Here-Syndroms 29<br />
externen Informationen häufig skeptisch gegenüberstanden (bzw. -stehen), waren<br />
‘die Japaner’ in bezug auf die Herkunft relevanter neuer Informationen weniger<br />
sensibel und schlossen die Beobachtung und Analyse einer Vielzahl potentiell<br />
relevanter <strong>technologischer</strong> Alternativen in die Konzeption prinzipiell neuer<br />
Systemtechnologien ein.<br />
Paradebeispiel für diese Feststellung ist die Entwicklung in der Mikroelektronik.<br />
Anfang der 70er Jahre lag „die Information über diese neue Technik ...<br />
noch auf der Straße. 30 Man mußte sie nur systematisch aufsammeln und sorgfältig<br />
aufbereiten. Diese Aufgabe haben die Japaner mit größerem Ernst<br />
betrieben als die Urheber der Information es selbst tun. ... Die Japaner wissen,<br />
daß man im Ausland von ihnen sagt, sie seien besser im Organisieren des<br />
Informationsflusses als im Erzeugen neuer Information; aber diese Bemerkung<br />
stört sie nicht allzusehr.“ 31<br />
28<br />
Lewis (1991), S. 260.<br />
29<br />
Vgl. Katz/Allen (1982) und Stahl (1997), der auf die wachsende Bedeutung dieser Barriere<br />
bei Kooperationen und Allianzen hinweist. Das Not Invented Here-Syndrom besagt im Kern,<br />
daß „alles, was an Neuerungen von außerhalb der eigenen Abteilung oder Firma kommt, ...<br />
nicht als Bereicherung oder Ergänzung begrüßt, sondern einfach abgelehnt [wird].“ (ebd.).<br />
30<br />
Damit ist nicht gemeint, daß man über diese Informationen förmlich ‘stolperte’, sobald man<br />
sich auf die Suche machte. Gemeint ist die große Offenheit bzw. Freigebigkeit, mit der die<br />
beteiligten Akteure in der Frühphase der Mikroelektronikentwicklung (bis in die 70er Jahre)<br />
gegenseitig Informationen weiter- bzw. preisgaben. Man verstand sich (noch) vornehmlich<br />
als ‘community’. Vgl. Voskamp/Wittke (1994), S. 237.<br />
31<br />
Queisser (1985), S. 207. Dort finden sich auch die „pikanten Einzelheiten“ eines Erlebnisses,<br />
das ein japanischer Forschungschef mit amerikanischen Fachkollegen aus den Bell Labs<br />
hatte: „Kikuchi wurde schon frühzeitig als Student an das Massachusetts Institute of Tech-