Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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– 149 –<br />
Der Gesamtzusammenhang wird am Beispiel des verzögerten Einsatzes von<br />
Baurobotern deutlich. Mit diesen lassen sich auf einer Baustelle (mobil) oder<br />
in einer hierfür bestimmten Fabrik (stationär) Mauerwände bzw. sogenannte<br />
Mauerscheiben ‘hochziehen’. Wie bereits beschrieben, 99 kalkulieren potentielle<br />
Hersteller von Baurobotern „mit hohen Kosten für das Entwickeln einzelner<br />
Systeme und geringen Stückzahlen“ 100 und halten sich mit Investitionen<br />
weitgehend zurück. Diese Einschätzung vernachlässigt das enorme kosten- und<br />
performancemäßige Potential der neuen Systemtechnologie ‘Roboterunterstützter<br />
Hausbau’.<br />
Für das Erkennen der Wirtschaftlichkeit und Attraktivität des Gesamtsystems<br />
‘Roboterunterstützter Hausbau’ ist entscheidend, daß sich nicht allein eine<br />
Gruppe von Maschinenbauern mit Roboter-Know-how mit der Konzeption<br />
automatisierter Baustellen und roboterunterstützt errichteter Häuser beschäftigt.<br />
Unbedingt erforderlich ist die Zusammenarbeit und die Verknüpfung einzelner<br />
Know-how-Bausteine von Maschinen- bzw. Roboterbauern, Fertigungsexperten,<br />
Architekten, Bauingenieuren und Baustoffexperten. 101 Wenig echte<br />
Vorteile bringen Bauroboter nämlich dann, wenn man sie im Sinne einer zwar<br />
prinzipiellen, aber nur auf eine ‘Komponente’ beschränkten Innovation ‘einfach’<br />
an die Stelle eines bzw. mehrerer Maurer stellt (bzw. denkt). Der Bauroboter<br />
wird dann allein als Möglichkeit zur Automatisierung der bisherigen<br />
Prozesse des handarbeitsdominierten Hausbaus gesehen. Deutliche Effizienzsprünge<br />
erscheinen dagegen vor allem möglich durch eine zentrale Produktion<br />
von relativ großen Mauerteilen aus großen, schweren Mauersteinen in eigens<br />
dafür bestimmten Fabriken. 102 Diese Mauerscheiben werden dann zur Baustelle<br />
transportiert und dort montiert – im Vergleich zur bisherigen Baustellenfertigung<br />
ein prinzipiell anderes System bzw. eine architekturzerstörende Alternative.<br />
S. 127). Gemeint ist die Tatsache, daß in unterschiedlichen Geschäftsbereichen und Fachabteilungen<br />
des Großkonzerns zwar ‘verknüpfenswertes’ Know-how ‘lagert’ und weiterentwickelt<br />
wird, der interne Wissenstransfer zwischen den entsprechenden Know-how-Trägern<br />
des potentiellen Systemführers Siemens aber in vielen Fällen nur unzureichend organisiert ist<br />
– sicherlich eine Feststellung, die nicht nur zu Siemens paßt.<br />
98 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Einschätzung Konrad Zuses, ein entscheidender<br />
Unterschied zwischen der Computerentwicklung in Deutschland und der in den USA<br />
während des zweiten Weltkriegs sei der, daß die verschiedenen amerikanischen Forscherteams<br />
voneinander wußten und Kontakt miteinander hielten. Er und seine Mitarbeiter wußten<br />
dagegen wegen der militärischen Geheimniskrämerei nicht einmal von der Existenz ihres<br />
potentiellen deutschen Kollegen Dr. Dirks, der sich ebenfalls mit der Entwicklung elektronischer<br />
Rechengeräte beschäftigte. Vgl. Zuse (1993), S. 95.<br />
99 Vgl. S. 109.<br />
100<br />
Küffner (1996a), S. T2.<br />
101<br />
Vgl. Wallerang (1998).<br />
102<br />
Vgl. Wallerang (1996).