Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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– 150 –<br />
Die notwendige gezielte interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten zu<br />
initiieren erscheint in Deutschland allerdings schwierig. Aus der Perspektive<br />
des <strong>Universität</strong>sprofessors stellt einer der Experten für Möglichkeiten der Bauautomatisierung<br />
fest: „So wie die Forschungsprojekte in Deutschland organisiert<br />
sind, werden sich die Systeme nicht so schnell am Markt durchsetzen. Die<br />
<strong>Universität</strong>en müßten viel enger miteinander und mit den Unternehmen zusammenarbeiten.“<br />
103<br />
Den Kern des zugrundeliegenden Problems bringt schließlich ‘Werkstoffguru’<br />
Helmut Schmidt, unter anderem Geschäftsführer des Instituts für Neue Materialien<br />
(INM) in Saarbrücken, in seinen Worten auf den Punkt. In bezug auf die<br />
Entwicklung prinzipiell neuer Werkstoffe stellt er fest: „Nur wenn über interdisziplinäre<br />
Kooperation die Technik bereitgestellt wird, taucht selbst für skeptische<br />
Entwickler plötzlich ein Marktvolumen auf, das sie überrascht und investitionsbereit<br />
macht.“ 104<br />
Damit wird ein typischer Teufelskreis erkennbar, der mit einer ‘an Sicherheit<br />
grenzenden Wahrscheinlichkeit’ in eine Abwarteblockade führt. Die Marktchancen<br />
und das technologische Potential einer prinzipiell neuen Systemtechnologie<br />
werden erst dann deutlich, wenn es zu einer interdisziplinären Kommunikation<br />
zwischen Experten für alle betroffenen Teilfunktionen und Komponententechnologien<br />
kommt. Zu dieser Kommunikation, die in der Regel nicht spontan und zufällig<br />
zustande kommen wird, sondern nur mit einem Mindestmaß an Organisation<br />
und verbunden mit gewissen <strong>Initiierung</strong>skosten, kommt es aber erst dann im<br />
notwendigen Ausmaß, wenn zuvor Aussichten auf ein größeres Marktvolumen<br />
der neuen Systemtechnologie begründet werden können. Da dies aber erst auf der<br />
Basis interdisziplinärer Kommunikation möglich wird, ... usw. usw.<br />
Durchbrechen kann einen derartigen Teufelskreis im Grunde nur ein initiierender<br />
Systemführer mit einem geeigneten Kreis von ‘Systemarchitekten’. Bei typischen<br />
Komponentenlieferanten wie den meist mittelständisch geprägten Herstellern<br />
von Baurobotern dürften es vor allem finanzielle Restriktionen sein, die ein<br />
(sofortiges) Hineinwachsen in die Rolle eines Systemführers für eine prinzipiell<br />
neue Systemtechnologie verhindern. Dagegen haben solche Unternehmen, die<br />
über eine gewisse Zeit erfolgreich eine bislang dominierende Systemtechnologie<br />
weiterentwickelt und die entsprechenden Systeme produziert sowie vermarktet<br />
103 Thomas Bock, Professor für Baurealisierung und Bauinformatik an der TU München, zitiert<br />
nach Röthig (1996), S. 103. Kaum schnelle Besserung verspricht auch die Einrichtung einer<br />
‘Humanisierungs- und Innovationsstelle der deutschen Bauwirtschaft’, die vom Bundesforschungsministerium<br />
eingerichtet wurde (vgl. Wallerang (1998)). Dort sollen zunächst zwei (!)<br />
Wissenschaftler – je einer von der Unternehmensseite und der IG Bau – den internationalen<br />
Informationsstand aufarbeiten und Vorschläge für konkrete Forschungsansätze machen.<br />
104 Zitiert nach Peters, R.-H. (1995), S. 151.