Initiierung technologischer Systeminnovationen - OPUS - Universität ...
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prinzipiell neuen Technologien zum neuen System ‘beisteuern’, ist er auf die<br />
Kooperation mit etablierten Unternehmen angewiesen.<br />
� Zur Veranschaulichung dient hier abermals die mögliche Systeminnovation<br />
eines Brennstoffzellenautos. 201 Drei Akteure sind dabei besonders interessant:<br />
1. der Automobilhersteller, der im alten System sowohl Verbrennungsmotoren<br />
entwickelt und herstellt als auch komplette Autos konzipiert und zusammenbaut,<br />
2. der Hersteller des ‘alten’ Generators und 3. die Newcomer mit dem<br />
Know-how für die Brennstoffzelle als prinzipiell neuer Technologie.<br />
Diese Newcomer wie die kanadische Firma Ballard Power Systems verfügen<br />
über das wertvolle Brennstoffzellen-Know-how und würden das bestehende<br />
Verbrennungsmaschinen-Know-how der etablierten Automobilhersteller vollständig<br />
entwerten, da Produkt- und Prozeßtechnologien der Brennstoffzelle mit<br />
einem Verbrennungsmotor ungefähr soviel gemeinsam haben wie eine Compact<br />
Disc und ein Buch aus Papier. Automobilproduzenten haben allerdings im<br />
bestehenden Wertschöpfungsnetzwerk nicht nur die Funktion reiner<br />
‘Motorschmieden’. Sie entwickeln und produzieren um den Verbrennungsmotor<br />
und das Energiesystem herum das Gesamtsystem ‘Auto’ und mehrere<br />
seiner Teilsysteme und sorgen im Franchise-Verbund mit ihren Händlern für<br />
die Vermarktung. Dieses Know-how würde im Zuge der Systeminnovation<br />
‘Brennstoffzelle’ sicher abgewertet – so müßte man zum Beispiel das Auto um<br />
die Brennstoffzelle herum neu konzipieren –, aber nicht entwertet. Da ein<br />
Brennstoffzellen-Newcomer kaum sofort die Automobilproduktion und -vermarktung<br />
übernehmen kann, braucht er die Unterstützung der Automobilproduzenten.<br />
202<br />
Einen Innovationspartner benötigt er auch für den Elektromotor, der ‘neu ins<br />
System kommt’. In bezug auf das Know-how wäre für ihn der Produzent des<br />
Generators für das ‘alte’, verbrennungsmotordominierte Auto ein geradezu<br />
idealer Verbündeter. Aber wird dessen bestehendes Know-how im neuen<br />
System nicht entwertet? Interessanterweise nicht vollständig, da die Technologien<br />
von Generator und Elektromotor sehr eng verwandt sind, und die eine<br />
‘nur’ die Umkehrung der anderen darstellt: elektrodynamisches (Elektromotor)<br />
statt dynamoelektrisches Funktionsprinzip (Generator). Der Vorbereitungsgrad<br />
in bezug auf die Elektromotortechnik ist bei einem Generatorlieferanten also<br />
201<br />
Vgl. die Darstellung der technischen Seite dieser Systeminnovation auf S. 27.<br />
202<br />
Ein wesentlicher Grund hierfür ist der „skalen- oder betriebsgrößenausweitende Bias“ des<br />
technischen Fortschritts (Kaufer (1979), S. 199). Die in annähernd einhundert Jahren gewachsenen<br />
Kapazitäten der verbrennungsmotorbasierten Automobilindustrie und ihrer großen<br />
Konzerne stellen gerade in bezug auf diejenigen Technologien und Stufen des Auto-<br />
Wertschöpfungsnetzwerks eine enorme Markteintrittsbarriere dar, die im Zuge einer Systeminnovation<br />
nicht prinzipiell verändert oder obsolet werden, sondern ‘nur’ graduell an das<br />
neue System anzupassen sind. Gerade in ausgereiften, hochdifferenzierten Industrien erodieren<br />
deshalb die Marktpositionen der dominierenden, großen Unternehmen der ‘alten’ Technologien<br />
nicht vollständig, solange sie auch im neuen System ‘einige Eisen im Feuer haben’,<br />
da ihr akkumuliertes Know-how nicht vollständig entwertet wird. Vgl. hierzu auch die ‘competence<br />
enhancing innovations’ bei Tushman/Anderson (1986).